The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
mit Bedacht. » Er hat seinen eigenen Weg eingeschlagen«, antwortete ich. Das entsprach durchaus der Wahrheit. Wohin sein Weg führte, wollte ich mir allerdings lieber nicht ausmalen. » Und wir brauchen deine Hilfe. Die Morde des Rippers werden von einem wahnsinnigen Vampir begangen. London ist in Gefahr.«
» London ist in Gefahr?«, fragte James skeptisch und verschränkte die Arme vor der Brust. » London ist immer in Gefahr. In den vergangenen tausend Jahren haben die Leute das immer wieder gesagt und die Stadt steht immer noch. Warum sollte ich mich also um die gegenwärtige Krise kümmern? Es wird schon bald eine neue geben.«
Ich zermarterte mir das Hirn. Er hatte recht. Warum sollte er sich darum kümmern? Mit kleinlichen Vampirkämpfen hatte er nichts zu schaffen. Wenn überhaupt, wäre ihm eine richtige Fehde gelegen gekommen – schließlich würde sie seine Kasse klingeln lassen.
» Weil Sie ein guter Mann sind«, beantwortete Cora seine rhetorische Frage schlicht. » Genau wie Stefan. Bitte helfen Sie uns.«
James lachte. Er rutschte von seinem Hocker und umkreiste Cora.
» Ich bin ein guter Mann? Nein, Schätzchen, ich bin ein schrecklicher Mann, der einige furchtbare Dinge gesehen und getan hat. Aber mir gefällt deine Unschuld. Wahrscheinlich denkst du, dass es für diese Welt noch Hoffnung gibt.«
» Es gibt Hoffnung«, antwortete Cora stark und ruhig.
James nickte. » Ich glaube, du hast etwas von einer Hexe in dir. Es ist zwar nur sehr schwach, aber ich kann das Hexenerbe einer deiner Vorfahrinnen spüren.«
» Hast du vielleicht noch irgendetwas anderes, das Vampiren schadet?«, warf ich ein. » Das Eisenkraut hat nicht gewirkt. Samuel… der Vampir… hat sich im Laufe der Jahre dagegen immunisiert.«
» Kluger Bursche«, fand James. » Die meisten von euch Vampiren sind zu blutdürstig, zu sehr auf ihre nächste Mahlzeit konzentriert, um vorauszudenken. Aber vielleicht beginnen jetzt endlich ein paar von euch, ihr Gehirn einzuschalten. Dabei habe ich nicht mal an die Immunisierung gegen Eisenkraut gedacht. Aber bis eben konnte ich mir auch nie vorstellen, einem Vampir wie dir mit einem menschlichen Mädchen am Arm zu begegnen. Und du hast nicht mal von ihr getrunken oder sie mit einem Bann belegt. Bemerkenswert.« James schüttelte den Kopf.
» Also, können Sie uns helfen?«, fragte Cora.
» Nun, ich befürchte, ich habe nichts hier, was einen entschlossenen Vampir bremsen könnte«, erwiderte er und blickte an dem staubigen Bücherregel hinauf, bevor er mit dem Finger über die Titel strich.
» Oh.« Ich fühlte meinen Mut schwinden. » Nun, dann herzlichen Dank für…«
» He, Moment mal!«, rief James entrüstet. » Jetzt hör mal gut zu. Genau das ist das Problem bei euch Vampiren. Ihr zieht immer voreilige Schlüsse, ohne die ganze Geschichte zu kennen. Aus diesem Grund sind mir persönlich Hexen viel lieber. Also, denk nach. Ich habe gesagt, ich hätte nichts hier. Aber ich habe nicht gesagt, dass es nichts gibt.«
» Wie meinst du das?«, fragte ich langsam.
» Nun, normalerweise würde ich ihn gar nicht in Erwägung ziehen– er ist ein leidenschaftlicher Vampirhasser und nicht mehr derselbe, seit ihn einer von der London Bridge gestoßen hat–, aber da du so verzweifelt bist… Er ist ein wahrer Meister der Krise…« James verstummte und dachte nach.
» Wer?«, drang ich weiter in ihn.
» Ephraim«, flüsterte James wie bei einer Beschwörung.
» Wer?« Ich hatte keine Ahnung, wen er meinte, und doch tat er so, als müsse ich auf du und du mit diesem Ephraim stehen.
» Ephraim. Ein gefährlicher, mächtiger Hexer. Zumindest war er das zu seiner Zeit. Aber dann wurde er zu gierig. Dämonen aus aller Welt suchten ihn auf, und er wirkte seine Zauber für jeden, der Geld hatte, ganz gleich, ob derjenige auf der Seite des Guten oder des Bösen stand. Natürlich hat er den Hexen etwas weniger berechnet und den Vampiren etwas mehr, aber er arbeitete für jeden. Doch in letzter Zeit… die Leute sagen, er habe sich verändert. Aber seine Macht ist nicht verebbt. Im Gegenteil, sie scheint stärker denn je zu sein.«
» Ephraim«, wiederholte Cora. » Wo finden wir ihn?«
» Ganz oben im Uhrenturm des Westminster-Palastes, bei Big Ben, der schwersten aller Glocken«, antwortete James. » Aber ihr müsst den richtigen Zeitpunkt erwischen. Ich nehme an, das ist der Grund, warum man von der Geisterstunde spricht. Wenn die Uhr zwölf schlägt, werdet ihr ihn antreffen. Er
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