The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
wird euch erwarten.«
» Big Ben um Mitternacht«, wiederholte ich hastig. » Wir werden da sein.«
» Gut. Denn er wartet nicht gern. Macht ihn nervös. Also, sorgt dafür, dass niemand euch sieht oder folgt.« James nickte bestätigend, während er ein zerknittertes Stück Papier aus einer Schublade zog und es Cora reichte. » Soweit meine Anweisungen. Das muss reichen. Gebt ihm dieses Papier, damit er weiß, dass ich euch geschickt habe. Betrachtet es als eure Eintrittskarte.« Cora schob das Blatt in die Tasche ihres Kittels.
» Ich warne euch, Ephraim wird eine Bezahlung verlangen. Nicht zwangsläufig in Bargeld. Aber alles hat seinen Preis.«
» Ich verstehe«, antwortete ich. » Vielen Dank.«
» Danke mir besser noch nicht«, warnte James. » Ich lebe schon erheblich länger als du. Denk immer daran: Selbst wenn du ein Gegenmittel hast, bedeutet das nicht, dass es nicht dich selbst töten kann.« Er starrte düster in seinen Becher. » Seit Jahren tobt ein Krieg zwischen Gut und Böse. Manchmal gewinnt das Gute, manchmal gewinnt das Böse. Es ist wie beim Münzwurf.« Wie um das zu beweisen, zog er eine sechseckige Münze aus der Tasche– ich erkannte sie sofort wieder: Damit hatte Damon mein bengalisches Tigerblut bezahlt. James warf die Münze in die Luft, und wir beobachteten, wie sie auf den Tisch fiel. Die Seite, die nach oben zeigte, wies ein kompliziertes geometrisches Muster auf. Ich ergriff die Münze und drehte sie um. Die andere Seite zeigte das gleiche Muster.
» Welche Seite ist nun welche?«, fragte ich verwirrt.
James lächelte. » Manchmal weiß das niemand so genau«, antwortete er.
Natürlich. Ich versuchte, mir meinen Ärger nicht anmerken zu lassen, aber das war gar nicht so leicht. Statt mit Antworten würde ich den Laden mit nichts als weiteren Fragen, einer gezinkten Münze, einem Stück Papier und einem mysteriösen Namen verlassen.
» Kommen Sie«, forderte Cora mich auf, schob ihren Stuhl vom Tisch weg und legte mir eine Hand auf die Schulter. » Und vielen Dank«, sagte sie zu James.
Als wir wieder auf der Straße standen, drehte ich mich noch einmal zu dem Laden um. Die Fenster waren blind vor Schmutz und voller Spinnweben, die Tür war mit Brettern verrammelt. Jeder, der vorbeiging, musste denken, dass das Gebäude leer stand. Aber war das nicht eine weitere von James’ Lektionen? Und zwar eine, die ich verstand: Nichts war so, wie es schien.
Kapitel Fünfzehn
Cora und ich kehrten auch für den Rest des Tages nicht in den Tunnel zurück. Ohne Damon war es dort zu still und zu leer. Stattdessen wanderten wir durch die Straßen Londons, und Cora erzählte mir von der Stadthistorie: dass ein Feuer vor über zweihundert Jahren ganz London verwüstet hatte und dass im Tower Raben gehalten wurden– der abergläubische Versuch, die Stadt, ja die ganze Monarchie vor dem Untergang zu bewahren. Ich war mir nicht sicher, ob die Geschichten der Wahrheit entsprachen oder Coras Fantasie entsprangen, aber ich lauschte gern ihrer melodischen Stimme mit dem irischen Akzent. Ihre Erzählungen lenkten uns ab, und Ablenkung war genau das, was wir beide dringend nötig hatten.
Dann war es endlich so weit, kurz vor halb zwölf erreichten wir unser Ziel: den Uhrenturm des Westminster-Palastes, wo das Parlament seinen Sitz hatte. Der prachtvolle Turm ragte mit seinen scharfen Kanten und harten Oberflächen imposant in den Nachthimmel und stand fast direkt am Ufer der Themse.
» Und hier endet meine Führung«, erklärte Cora und blickte voller Ehrfurcht auf. » Hier bin ich auch noch nie gewesen.«
Das Gebäude wurde von Soldaten in roten Uniformen und goldenen Helmen bewacht. Selbst zu dieser späten Stunde standen sie streng in Hab-Acht-Stellung, den Blick auf die verlassene Straße gerichtet. Ein einsames Boot segelte den Fluss hinunter. Es schien menschenleer zu sein, und ich erinnerte mich an die Geschichte, die Cora mir erzählt hatte, als wir an den Docks entlangspaziert waren, über Geisterschiffe au f h oher See zur Zeit der Piratenangriffe. Ich schauderte.
Cora zog das abgegriffene Blatt Papier heraus, das James ihr gegeben hatte, und glättete es auf dem Knie. Dann las sie laut vor:
Dort wo Big Ben seine Heimat hat,
Von Männern streng bewacht,
Sieh, was zu sehen dir nicht bestimmt.
Nicht ein Portal, das die Königin nimmt,
Nein, denk wie Maus, Ratte oder Floh,
Schon stehst du vor Ephraims Tor.
» Was denken Sie, wo dieses Tor ist?«, fragte Cora.
» Wahrscheinlich
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