The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
wir mit Ephraim sprechen?«
Da erklang ein raues, tiefes Krächzen. In einer Ecke des Raumes saß ein großer schwarzer Rabe und breitete seine Flügel aus, bevor er auf die Schulter des Mannes flog. Ich erinnerte mich an die Geschichte, die Cora mir erzählt hatte: Wenn die Raben jemals den Tower von London verließen, dann würde ganz England untergehen. Ich fragte mich, ob das Gleiche für Ephraim im Glockenturm galt. Vielleicht gehörte er zum Inventar, vielleicht war er längst in den Sagen und Legenden Englands verewigt. Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare sträubten.
Der Mann warf dem Raben einen nachdenklichen Blick zu, dann wandte er sich wieder an uns.
» Ich bin Ephraim«, verkündete er. » Warum seid ihr gekommen?«
» Vampire«, antwortete ich schlicht.
» Vampire!«, zischte Ephraim. Er streichelte dem Raben sanft über die Flügel. Seine Hände waren so knorrig wie die Äste einer uralten Eiche. » Vampire erinnern Ephraim an Blutegel. Und Ephraim weiß, dass Blutegel gut sind für Magie, aber sie sind keine gute Gesellschaft.«
James hatte Ephraims Abneigung gegen Vampire ganz richtig eingeschätzt, aber ich fragte mich, ob er seinen Wahnsinn vielleicht unter schätzt hatte.
» Sie kennen ihn nicht«, sagte Cora laut und klar.
Ephraim kicherte. » Wir kennen ihn nicht!«, wiederholte er in einer Art Singsang und sah dabei den Raben an.
» Guten Morgen!«, krächzte der Rabe laut und deutlich.
» Er ist ein guter Mann«, fuhr Cora fort, ohne sich von dem sprechenden Vogel beirren zu lassen. Sie legte ihre schmale Hand auf Ephraims Arm. » Genau wie James. Er hat uns zu Ihnen geschickt«, erklärte sie und reichte ihm das Stück Papier.
» Was hatte James sonst noch über Ephraim zu sagen?«
Cora schüttelte den Kopf. » James sagte, dass Sie Schwierigkeiten mit Vampiren gehabt hätten. Aber er sagte auch, dass Sie uns helfen könnten. Und ich glaube, das können Sie tatsächlich. Bitte.«
Ich beobachtete beeindruckt, wie Cora eine ganz eigene Art von Bann einsetzte. Jetzt legte sie ihre Hand auf Ephraims Schulter und drückte sie schwach. Ephraim lächelte. Offensichtlich gefiel es ihm, von einer schönen Frau umschmeichelt zu werden.
» Nun, Ephraim kann euch helfen. Natürlich. Aber Ephraim weiß, was die Leute über ihn reden. Hat James euch gesagt, dass Ephraim wahnsinnig ist? Glaubt ihr das auch?«, fragte Ephraim in plötzlicher Entrüstung. » Denn Ephraim ist nicht wahnsinnig. Aber die Frage ist: Warum sollte Ephraim dir helfen, Vampir?«
Er fuhr zu mir herum und sein Blick war jetzt scharf und forschend. » Viel zu viel Blut, viel zu viel Gewalt«, fuhr er fort. » Alles was euch schert, ist das Stillen eures Hungers, und je mehr ihr trinkt, umso mehr wollt ihr. Die reinste Zeitverschwendung. Hexen dagegen… wir sind eine majestätische Rasse.«
» Sie sind majestätisch«, bestätigte ich. » Und gerade deshalb brauche ich Ihre Hilfe. Ich kann diesen Vampir nicht allein besiegen.«
» Du willst einen anderen Vampir vernichten? Ephraim muss hören, warum.« Ephraim bedeutete mir, mich auf den Boden zu setzen. » Wenn deine Geschichte gut ist, wird Ephraim dir vielleicht helfen. Wenn nicht…« Ephraims Stimme verlor sich unheilvoll.
Ich blickte in seine blauen Augen. » Ich bin Stefan Salvatore«, stellte ich mich endlich vor, und mein voller Name klang fremd in meinen Ohren. Ich hatte meinen Nachnamen nicht mehr benutzt, seit ich in England war. » Ich bin ein Vampir. Vor über zwanzig Jahren wurde ich verwandelt, weil ich jung und dumm war und blind vor Liebe. Und ich habe Unheil angerichtet. Ich habe meinen Bruder zur Verwandlung gezwungen… und ich habe meinen Vater getötet.« Ich hörte Cora aufkeuchen. Ich hatte ihr nie erzählt, dass ich meinen Vater getötet hatte, aus Angst, dass sie das niemals verstehen würde. Aber jetzt fühlte ich mich gezwungen, alle meine Sünden zu gestehen. Ich spürte, dass Ephraim es merken würde, wenn ich versuchte, irgendetwas zu verschweigen. » Ich habe Männer, Frauen und Kinder getötet. Aber all das gehört der Vergangenheit an. Ich bereue meine Fehler und habe versucht, dafür zu büßen. Ich bin nach England gegangen und habe auf einem Gut in Ivinghoe Arbeit gefunden. Es war ehrliche, harte Arbeit, und zum ersten Mal seit Jahren hatte ich das Gefühl, eine echte Aufgabe zu haben. Ich war glücklich.« Das Wort klang irgendwie seltsam, aber es war die Wahrheit. In Ivinghoe war ich tatsächlich zufrieden und glücklich mit
Weitere Kostenlose Bücher