The Vampire Journals - Verwandelt: Band 1 (German Edition)
kamen, sah sie, dass es sich tatsächlich um ein Kloster handelte. Was hatte denn ein Kloster in New York City zu suchen?
Angestrengt zerbrach sie sich den Kopf. Auf einmal fiel ihr ein, dass sie dieses festungsähnliche Gebäude schon einmal gesehen hatte. Irgendwo auf einer Ansichtskarte … Ja. Es war ein Museum. Als sie einen kleinen Hügel hinaufflogen, sah sie die Befestigungsmauern und die mittelalterlich anmutenden Kreuzgänge. Plötzlich wusste sie wieder, worum es sich handelte: The Cloisters. Das kleine Museum, das zum Metropolitan Museum of Art in New York City gehörte. Die Fragmente waren in Europa zusammengetragen und Stück für Stück in die USA gebracht worden. Es war viele Hundert Jahre alt. Warum brachte er sie hierher?
Sie überflogen die äußeren Mauern und landeten sanft auf einer großen Steinterrasse, von der aus man den Hudson River sehen konnte. Es war dunkel, trotzdem landete er mit beiden Füßen elegant auf dem Steinboden. Vorsichtig ließ er sie herunter.
Als sie ihm gegenüberstand, betrachtete sie ihn genau. Sie hoffte, dass er sich nicht als Traumfigur entpuppen und gleich wegfliegen würde. Und sie hoffte, dass er wirklich so fantastisch aussah, wie sie ihn in Erinnerung hatte.
Das tat er. Womöglich sogar noch besser. Er blickte mit seinen großen braunen Augen auf sie hinunter, und in dem Moment war sie verloren.
Es gab so viele Fragen, die sie ihm gerne stellen wollte, dass sie überhaupt nicht wusste, womit sie beginnen sollte. Wer war er? Warum konnte er fliegen? War er ein Vampir? Warum hatte er für sie sein Leben riskiert? Warum hatte er sie hierhergebracht? Und was am wichtigsten war: War all das, was sie gerade erlebt hatte, nur eine wilde Halluzination gewesen? Oder gab es tatsächlich Vampire, und das mitten in New York City? War sie auch einer?
Sie öffnete den Mund, um ihn auszufragen, aber alles, was sie herausbrachte, war: »Warum sind wir hier?«
Ihr war sofort klar, wie dumm die Frage war, und sie hasste sich dafür, nichts Wichtigeres gefragt zu haben. Doch als sie dort so in der kalten Märznacht stand, das Gesicht ein wenig taub vor Kälte, brachte sie einfach nicht mehr zustande.
Er starrte sie an. Sein Blick schien ihre Seele zu durchbohren, als könnte er in sie hineinsehen. Es sah aus, als überlegte er, wie viel er ihr anvertrauen sollte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete er schließlich den Mund und wollte etwas sagen.
Doch da rief jemand: »Caleb!«, und sie drehten sich beide um.
Eine Gruppe von Männern – waren es Vampire? – in schwarzer Kleidung marschierte direkt auf sie zu. Caleb wandte sich ihnen zu. Caleb. Der Name gefällt mir .
»Wir haben keine Freigabe für deine Ankunft«, erklärte der Mann in der Mitte äußerst ernst.
»Ich komme unangekündigt«, entgegnete Caleb geradeheraus.
»Dann müssen wir dich in Gewahrsam nehmen«, erwiderte der Mann und nickte seinen Männern zu, die Caleb und Caitlin langsam einkreisten. »So sind die Regeln.«
Caleb nickte unbeeindruckt. Der Mann in der Mitte sah Caitlin direkt an. Sie entdeckte Missbilligung in seinen Augen.
»Du weißt, dass wir sie nicht reinlassen können«, erinnerte er Caleb.
»Doch, das werdet ihr«, entgegnete Caleb bestimmt. Fest erwiderte er den Blick des Mannes. Hier wurde offensichtlich ein Machtkampf ausgetragen.
Caitlin merkte, dass der Mann unsicher war, was er tun sollte. Es folgte ein langes, angespanntes Schweigen.
»Na schön«, meinte er schließlich, drehte sich abrupt um und ging voraus. »Das ist deine Sache.«
Caleb folgte ihm mit Caitlin an seiner Seite.
Der Mann öffnete eine riesige mittelalterliche Tür, indem er an dem runden Türöffner aus Messing zog. Dann trat er zur Seite und bedeutete Caleb, einzutreten. Drinnen standen zwei schwarz gekleidete Männer direkt links und rechts neben der Tür.
Caleb nahm Caitlin an der Hand und führte sie hinein. Als sie durch den steinernen Torbogen trat, hatte sie das Gefühl, in einem anderen Jahrhundert gelandet zu sein.
»Ich nehme an, wir müssen keinen Eintritt zahlen«, sagte Caitlin zu Caleb und lächelte.
Er sah sie an und blinzelte. Offensichtlich brauchte er einen Moment, um zu begreifen, dass sie einen Scherz gemacht hatte. Doch dann erwiderte er ihr Lächeln.
Er hatte ein wunderschönes Lächeln.
Plötzlich musste sie an Jonah denken und war verwirrt. Es sah ihr nicht ähnlich, starke Gefühle für einen Jungen zu entwickeln – und schon gar nicht für zwei am selben Tag. Sie
Weitere Kostenlose Bücher