The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
dem Gesicht gebunden. Er kaut nervös auf der Unterlippe, während er sich durch den Schlamm kämpft.
»Du brauchst deine Pistole nicht zu zerquetschen«, witzelt sie lächelnd.
»Wie bitte?«
»Du musst sie nicht so fest umklammern, als ob dein Leben an ihr hängt. Es reicht völlig, wenn du sie griffbereit hältst!«
»Okay.«
»Wenn dir ein Beißer vor den Lauf kommt, lass dir Zeit beim Zielen. Die sind nicht schnell. Hauptsache ist, dass du sie gut anvisierst. Hier geht es nicht darum, wie oft du schießt, sondern wie oft du triffst.«
Austin wirft ihr einen Blick zu. »Ich will nur vorbereitet sein … Äh, für den Fall, dass ich dir das Leben retten muss.«
Lilly rollt mit den Augen. »Fantastisch. Ich fühle mich schon viel sicherer.«
Sie späht in den Wald, der direkt vor ihnen liegt, und kann eine schwache Dunstwand zwischen den vielen Bäumen erkennen. Die Luft, voller schwirrender Insekten, riecht nach verschmorten Elektroteilen und schmelzendem Metall. Das Wrack liegt noch immer einige hundert Meter von ihnen entfernt, und das schwache Knistern eines Feuers erfüllt die Stille, übertönt den Wind, der durch die Baumwipfel fegt.
Zu ihrer Linken, vielleicht zwanzig Meter von Lilly entfernt, hat Martinez die Führungsrolle übernommen, kämpft sich unentwegt durch das Dickicht, benutzt sein Messer wie eine Machete, um das Blattwerk, das von allen Seiten auf ihn stürzt, zu bändigen. Parallel zu ihm, aber zu ihrer Rechten, trottet Gus voran. Seine Hundeaugen suchen die Landschaft gewissenhaft nach Beißern ab. Die Machete trägt er über der Schulter. Der Himmel über ihm ist kaum sichtbar, die Aussicht versperrt von den unzähligen Ästen und Kletterpflanzen.
Lilly will schon etwas sagen, als plötzlich eine Gestalt direkt vor Gus auftaucht.
Sie hält inne, reißt ihre Waffe in die Höhe. Ihr Atem bleibt ihr im Hals stecken, als sie zusieht, wie Gus die Machete ergreift. Der große, männliche Beißer in einem zerfetzten Overall hat ihm den Rücken zugedreht. Er schwankt auf seinen toten Beinen unstet hin und her. Den Kopf hat er in Richtung Unfallort geneigt, und er erinnert an einen Hund, der mit einer Hundepfeife gerufen wird. Gus schleicht sich von hinten an das Monster ran.
Die Machete saust durch die Luft, trifft den Zombie mit voller Wucht und verursacht ein knirschendes Geräusch, als sie sich durch den Schädel und die Hirnhaut des wandelnden Toten bohrt. Schwarze, faulende Flüssigkeit spritzt heraus, und das feuchte Schmatzen der herausquellenden Hirnmasse füllt die Stille des Waldes, als der Beißer wie ein nasser Sack zu Boden geht. Lilly hat sich kaum von dem Schock erholt, als ein weiteres Geräusch ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht – diesmal allerdings von der anderen Seite.
Fünf Meter vor ihr drischt Martinez auf einen weiteren Zombie ein – eine spindeldürre Frau mit grauen, verfilzten Haaren, die an staubige Spinnweben erinnern –, wahrscheinlich eine ehemalige Bäuerin, die jetzt durch das Dickicht wankt. Sein Messer bohrt sich durch ihren Nacken, und sie sackt augenblicklich zusammen. Die Kreatur hatte den Angriff nicht kommen sehen.
Lilly stößt unfreiwillig einen Seufzer der Erleichterung aus. Jetzt ist sie sich sicher, dass die lebenden Toten von dem Unfall in den Bann gezogen worden sind, und senkt ihre Pistole.
Martinez hält inne und wirft den anderen einen Blick über die Schulter zu. »Alles in Ordnung?«, ruft er mit leiser Stimme.
Alle nicken. Dann machen sie sich wieder auf den Weg, langsam, aber stetig, immer tiefer in den dicht bewachsenen Wald, hinein in die nebulösen Schatten. Martinez gibt ihnen mit einer Geste zu verstehen, dass sie sich beeilen sollen. Der Untergrund ist schwammig und sumpfig, sodass sie nur langsam und beschwerlich vorankommen. Die Schatten kommen näher und näher. Der Gestank von glühendem Metall und verbrennendem Treibstoff umgibt sie jetzt, und das Knistern des Feuers wird merklich lauter.
Lilly wird übel. Ihre Haut kribbelt am ganzen Körper. Sie spürt, wie Austin sie anstarrt. »Sag mal, musst du mich eigentlich immer anstarren?«
»Es ist doch nicht meine Schuld, dass du so heiß bist«, verteidigt er sich mit einem nervösen Lächeln.
Sie schüttelt verzweifelt den Kopf. »Kannst du dich nicht einfach auf unsere Mission konzentrieren?«
»Ich bin voll konzentriert. Darauf kannst du dich verlassen«, antwortet er und hält seine Waffe weiterhin mit beiden Händen fest, wie ein Cop im Fernsehen, während
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