The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
sie immer tiefer in den Wald stapfen.
Weniger als hundert Meter vor dem Unfallort kommen sie zu einer der typischen Auswaschungen im Waldboden – eine sumpfige, mit Millionen von Mücken und Moskitos infizierte Lichtung, die ihnen den Weg abschneidet. Auf dem Moor liegen unzählige riesige Bäume. Mit einer stillen Geste weist Martinez sie an, die umgefallenen, glitschigen Stämme als Brücken zu benutzen. Gus geht als Erster voran, gefolgt von Martinez. Dann kommt Lilly, und Austin wagt sich als Letzter auf die mit Moos bewachsenen Bäume. Als er fast auf der anderen Seite angekommen ist, verspürt Austin ein Ziehen an seinem Hosenbein. Die anderen befinden sich bereits wieder auf festem Boden und arbeiten sich weiter voran. Austin hält inne. Zuerst glaubt er, dass sich vielleicht ein Stück Rinde in seiner Hose verhakt hat, und wirft einen Blick nach unten.
Halb verweste braune Hände ragen aus dem Moor empor und zerren an seinem Hosenbein.
Er stößt einen Schrei des Entsetzens aus und fummelt wild mit seiner Waffe herum, als tote Finger nach ihm greifen und ihn nach unten ziehen wollen. Eine schleimige Kreatur steigt langsam aus dem Sumpf empor, sie hat es, wie man sich denken kann, auf ihn abgesehen. Von oben bis unten mit schwarzem Schleim überzogen – der kahle Kopf lässt keine Rückschlüsse zu, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt –, und mit Augen so weiß und stumpf wie Glühbirnen, schnappt die Gestalt mit ihrem schwarzen Maul nach ihm. Ihr Kiefer knarzt wie eine festgerostete metallene Tür.
Austin visiert die Kreatur in Panik an und drückt ab – der Schalldämpfer sprüht Funken –, aber die Kugel verpasst ihr Ziel. Der Schuss streift den kahlen Schädel des Beißers und hinterlässt kaum mehr als einen Kratzer, ehe sie mit einem dumpfen Zischen im Morast verschwindet.
Lilly ist bereits fünfzehn Meter entfernt, als sie den Schuss hört. Sie dreht sich blitzschnell um und hebt die beiden Ruger, ist sofort bereit zum Abfeuern. Aber sie hängt mit einem Bein im Matsch fest und fällt zu Boden. Die Waffen gleiten ihr aus den Händen, als sie unsanft in einem Dickicht aus Unkraut aufschlägt.
Austin versucht erneut abzudrücken, aber der Moorbeißer hat ihn bereits am Bein gepackt. Er ragt aus dem Sumpf wie ein schleimiger, schwarzer Wal. Aus seinem ausgerenkten Kiefer erklingt ein widerliches Knurren. Austin zuckt verängstigt zurück – er stößt einen unfreiwilligen, schrillen Schrei aus – und lässt den Revolver fallen, der glücklicherweise auf dem Stamm liegen bleibt. Verzweifelt tritt er gegen das aufgerissene Maul der Kreatur, aber sein Stiefel bleibt zwischen den verfaulten, schwarzen Zähnen mit dem nach Aas stinkenden Speichel des Zombies stecken. Dann beißt das Monster zu.
Lilly kriecht zu ihren Waffen. Jetzt haben auch Martinez und Gus den Tumult hinter sich bemerkt und sich umgedreht, aber es ist zu spät, um einzugreifen. Der gigantische Untote ist drauf und dran, die Zähne durch Austins robuste Timberland-Wanderstiefel zu bohren. Sie sehen zu, wie der junge Mann panisch in seine Hosentasche greift, nach etwas sucht. Endlich findet er es – und zieht die Handfackel hervor.
Im letzten Augenblick – noch ehe die Kreatur in der Lage ist, die Haut von Austins Fuß zu verletzen – zündet er die Handfackel an und rammt sie in das linke Auge des Morastmonsters. Die Kreatur zuckt ruckartig zusammen, lässt ihn los und reißt den funkensprühenden Kopf nach hinten.
Austin starrt einen Moment lang auf den Anblick, der sich ihm bietet, in den Bann gezogen von den Flammen, die im Inneren des Schädels des Beißers auflodern. Das linke Auge glüht für einen schrecklichen Moment lang hell auf, strahlt mit der enormen Intensität der Handfackel. Der Zombie erstarrt wie versteinert im Sumpf. Plötzlich explodiert sein Schädel, und Flammen steigen aus seinem Kopf wie aus einem Schweißbrenner.
Das linke Auge ist zerplatzt, als ob es eine überlastete Glühbirne wäre, und heißes Gewebe regnet auf Austin herab … nach dem grausamen Schauspiel versinkt das Monster langsam wieder im Morast.
Austin zittert vor Aufregung. Er wischt sich das stinkende Zeug aus dem Gesicht, ist wie hypnotisiert von dem Drama, das sich ihm bietet – er kann die Augen nicht von der untergehenden Kreatur lassen, starrt, bis man nur noch blubbernde Blasen erkennen kann, die zur Oberfläche des an dieser Stelle leicht glühenden Sumpfes aufsteigen. Endlich schafft er es, sich
Weitere Kostenlose Bücher