The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
eingelegt. Die Karosserie beginnt zu beben, und Lilly muss sich an den Kisten festhalten, als der Truck inmitten einer Wolke aus Staub und Abgasen im Rückwärtsgang nach hinten schießt.
Hinter der flatternden Plane sieht sie die kleine Schar Beißer immer näher kommen.
Gus tritt das Gaspedal voll durch und fährt mitten in die Menge hinein, sodass die Untoten wie Kegel umgerissen werden. Die riesigen Reifen fahren einfach mit aufheulendem Motor über sie hinweg, und für einen Augenblick lang drehen sie auf den glitschigen, öligen Organen der Beißer durch.
Dann finden sie wieder Halt, und Gus legt den Vorwärtsgang ein, sodass der Truck schlitternd auf die zweispurige Hauptstraße schnellt und in die Richtung verschwindet, aus der sie ursprünglich gekommen sind. Lilly wendet sich erneut der blonden Frau auf dem Boden zu. »Sie müssen noch ein wenig durchhalten, meine Liebe. Alles wird gut … Wir bringen Sie zu einem Arzt.«
Barbara gießt etwas mehr Wasser zwischen ihre rissigen, verbrannten Lippen.
Lilly beugt sich über sie. »Ich heiße Lilly, und das ist Barbara. Können Sie mir Ihren Namen verraten?«
Die Frau murmelt etwas Unverständliches, ihre Stimme wird von dem Aufheulen des Motors übertönt.
Lilly beugt sich noch tiefer zu ihr hinunter. »Können Sie das wiederholen? Können Sie mir Ihren Namen noch einmal sagen?«
»Chrisss …Chris … tina «, stöhnt die Frau durch zusammengebissene Zähne.
»Christina, machen Sie sich keine Sorgen … Alles wird wieder gut … Sie werden durchkommen.« Lilly streichelt der Frau über die schweißnasse Stirn. Die Verletzte zittert und zuckt auf der Bahre, ringt kurzatmig nach Luft. Ihre Augen sind halb geschlossen, die Lippen bewegen sich und wollen eine gequälte Litanei von sich geben, schaffen es aber nicht. Lilly fährt ihr sanft über die verfilzten Haare. »Alles wird wieder gut«, flüstert sie der Frau immer wieder ins Ohr – mehr um sich selbst zu beruhigen als das Opfer.
Der Truck rumpelt weiterhin die zweispurige Hauptstraße entlang, und die Plane flattert im Wind.
Lilly wirft einen Blick nach draußen und sieht die hochgewachsenen Kiefern, die in Windeseile an ihr vorbeizuschießen scheinen. Die Sonne geht bereits hinter den Baumwipfeln unter. Der Anblick scheint Lilly zu hypnotisieren. Sie wundert sich einen Moment lang selbst, ob wirklich alles wieder gut werden wird. Vielleicht hat Woodbury sich ja jetzt gefangen? Vielleicht werden die skrupellosen Methoden des Governors die Kommune tatsächlich vor Bösem bewahren und die Einwohner aller Facetten unter Kontrolle halten. Sie will ja an Woodbury glauben. Und das ist vielleicht der Schlüssel … Sie muss einfach nur daran glauben . Das allein reicht vielleicht schon, um nicht unterzugehen …
Vielleicht, vielleicht, vielleicht, vielleicht …
»W-wo bin ich?« Die Stimme ist heiser, angestrengt und unsicher.
Dr. Stevens steht in seinem abgewetzten Arztkittel über dem Bett, auf der Nase seine Drahtgestellbrille, und blickt auf die Frau aus dem Helikopter hinunter. »Sie werden sich eine Weile lang ein wenig schwach auf den Beinen fühlen«, verkündet er, »denn wir werden Ihnen ein paar Glückspillen verabreichen.«
Die Frau namens Christina liegt rücklings auf einer behelfsmäßigen fahrbaren Krankentrage in den Katakomben unterhalb des ehemaligen Rennbahnstadions. Gekleidet in eine alte Frotteerobe, ihr rechter Arm an eine provisorische Schiene gebunden, wendet sie ihr bleiches Gesicht von dem harschen Halogenlicht ab, das ihr in die Augen scheint.
»Alice, halten Sie das mal einen Augenblick, bitte.« Dr. Stevens reicht der jungen Krankenschwester die Flasche aus Plastik voll Infusionslösung. Alice, die ebenfalls einen Laborkittel trägt, der schon bessere Tage gesehen hat, die Haare in einem Pferdeschwanz, hält sie mit einem gequälten Lächeln in die Höhe. Der Schlauch führt direkt zu einem Port im Arm der verletzten Frau.
Christina krächzt erneut: »W-wo bin ich?«
Dr. Stevens wendet sich kurz ab, wäscht sich die Hände in einem Waschbecken und trocknet sie ab. »Ich könnte Ihnen die Wahrheit verraten und sagen, dass Sie sich im neunten Höllenkreis befinden, aber so etwas möchte ich Ihnen noch nicht auferlegen. Noch nicht.« Dann dreht er sich wieder zu ihr um und fügt mit einem warmen, wenn auch etwas zynischen Lächeln hinzu: »Sie sind in der ausufernden Metropole von Woodbury City, Georgia, angelangt … Einwohnerzahl von
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