The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
Seitenscheibe. Nichts. Ich wandte mich um. Etwas bewegte sich in meinen Augenwinkeln. Ich drehte den Kopf, so weit ich konnte. Irgendetwas hatte ich gesehen. Einen Schatten. Wo war er hin?
Vielleicht war es nur Einbildung gewesen.
Dad ließ den Motor an, aber er starb sofort wieder ab.
»Was ist mit den anderen? Sollen wir sie warnen?«
Dad schüttelte den Kopf. Drehte den Schlüssel erneut um. Nichts. Der Motor gab ein totes Klicken von sich. »Nein. Im Bunker sind sie sicher. Solange sie dort bleiben, wird ihnen nichts passieren. Wir suchen nach Essen und anderen Überlebenden, dann fahren wir wieder zurück. Wenn wir vor morgen wieder zu Hause sind, hat deine Mutter keinen Grund, den Bunker zu verlassen.«
Dad öffnete die Autotür und stieg aus. Ohne nachzudenken hob ich die Waffe, bereit, auf alles zu schießen, was uns angreifen wollte. Eine reine Instinkthandlung. Grandpa wäre stolz auf mich.
Sobald Dad die Motorhaube öffnete, konnte ich ihn nicht mehr sehen. Ich rutschte nervös auf dem Sitz hin und her und spähte aus dem Seitenfenster. Nichts.
Endlich knallte Dad die Motorhaube wieder zu und ging zur Fahrerseite hinüber. Ich atmete langsam aus. Er stieg ein, schloss die Tür hinter sich und versuchte es erneut. Dieses Mal sprang der Motor an, und Dad bog aus der Einfahrt. Er warf einen Blick auf die Tankanzeige – wir hatten kaum noch Sprit.
Als unser Haus langsam im Rückspiegel verschwand, wurde ich das Gefühl nicht los, dass uns jemand – oder etwas – beobachtete.
Ich ging über den Strand bis zu der Stelle, an der die Wellen den Sand berührten.
Der Wind ließ meine Haare in alle Richtungen wehen und machte die Sommerhitze etwas erträglicher. Über die Schulter hinweg betrachtete ich die Fußabdrücke, die ich hinterlassen hatte. Die nächste Welle nahm jede Spur davon mit sich.
Als ob ich niemals hier gewesen wäre.
Dann rollte schon die nächste Welle heran. Kaltes Wasser klatschte gegen meine Haut.
Meine Familie entspannte sich im Schatten eines Sonnenschirms. Dad hatte die Zeitung vor sich. Er hatte sie den ganzen Tag über noch nicht einmal zur Seite gelegt.
Ich wünschte, ich könnte die dicke Schlagzeile auf der Titelseite ignorieren. Eine neue Ausgangssperre trat in Kraft, nachdem es in letzter Zeit wieder vermehrt zu Übergriffen gekommen war. Ich wünschte, heute wäre nicht der letzte Tag des Sommers.
Ich schloss die Augen und steckte das Eis in den Mund. Der saure Zitronengeschmack explodierte förmlich auf meiner Zunge und erfüllte jede Faser meines Körpers mit neuer Energie.
Es schmeckte nach Sommer.
Drei
Die Vororte von Los Angeles waren verlassen. Kein Verkehr. Kein Smog. Keine Menschen.
Die Sonne schien, und von Minute zu Minute wurde es wärmer. Eigentlich ein schöner Tag.
Los Angeles war so voller Leben gewesen. Venice Beach mit den waghalsigen Skatern, den durchgeknallten Tattookünstlern und den Mädchen in Microkinis. Oder der Walk of Fame mit den Touristenhorden, die über ihre eigenen Füße stolperten, während sie ein Foto von jedem einzelnen Stern darauf machten.
Diese Stadt hier war nicht mehr Los Angeles. Diese Stadt war so tot wie die Geisterstadt in der Mojave-Wüste, die wir uns vor ein paar Jahren angesehen hatten. Sie war wie eine vertrocknete Leiche – ohne Leben, ohne Energie. Ein paar Vögel saßen auf dem Gehweg, und ich sah eine Katze, die durch die zerbrochene Fensterscheibe eines Ladens schlüpfte – doch sonst kein Lebenszeichen. Wo waren nur alle hin? Verhungerten sie in ihren Bunkern, aus Angst, ihre Verstecke zu verlassen? Mir schnürte es die Kehle zu.
Gras und Unkraut wuchsen aus den Rissen im Asphalt, Ruß und Schmutz bedeckten die Schaufenster. Autos warteten in den Einfahrten und am Straßenrand auf ihre Besitzer. Ich bekam eine Gänsehaut.
Dad schwieg, während wir zum Supermarkt fuhren, in dem wir früher immer eingekauft hatten. Ich konnte mich noch genau an den Weg dorthin erinnern, und doch war jetzt alles anders als früher. Die Skyline des zerstörten Los Angeles ragte drohend in der Entfernung auf. Ich lehnte den Kopf gegen die sonnenwarme Fensterscheibe.
Auf dem Highway war nicht ein einziges Auto zu sehen. Ich sah mich nach allen Seiten um. In einiger Entfernung überquerte ein Rudel Wildschweine die Straße. Wildschweine? Hier in der Stadt? Das waren doch scheue Tiere. Ich schlang die Arme um meinen Körper. Was, wenn wir die einzigen Überlebenden waren?
Jetzt konnte ich vor uns das Gebäude mit dem rie
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