The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
sammen.
»Au.«
Mann, ich war so ein Trottel.
»Tut mir leid.«
Ich riss ihm das Blatt aus der Hand. Mit einem gemurmelten Dankeschön eilte ich davon.
Vier
Ich setzte mich auf. Durch die Bewegung wurde mir noch schwindliger. Nach wie vor konnte ich nur verschwommen sehen. Vor mir stand jemand – einen kur zen Augenblick lang dachte ich, es wäre Dad, aber dieser jemand hatte keine roten Haare und war außerdem viel zu jung. Ich wehrte mich, als er mir aufhelfen wollte.
»Halt still, sonst lasse ich dich hier. Bald wird es hier von denen nur so wimmeln.«
Er hob mich hoch. Mit einem leisen Ächzen stand er auf, dann trug er mich durch den Supermarkt und aus dem Gebäude zu einem Auto.
»Mein Dad ...« Ich konnte nur mit Mühe sprechen.
»Kannst du stehen?«
Ich nickte betäubt und hielt mich an seinem T-Shirt fest, als er mich auf die Füße stellte. Dann legte er seinen Arm um meine Taille, um mich aufrecht zu halten, und ich legte meinen Kopf auf seine Brust.
Als er die Wagentür für mich öffnete, fiel ich buchstäblich auf den Beifahrersitz. Das Brummen des Motors ließ mich wieder zur Besinnung kommen.
»Mein Vater ist noch da drin«, sagte ich benommen.
Er schüttelte den Kopf und fuhr so schnell über den Parkplatz, dass ich in einer Kurve gegen die Wagentür geschleudert wurde. Ich war zu schwach, um mich wieder gerade hinzusetzen.
»Nein. Da ist niemand mehr drin. Nur zwei tote Weepers.«
»Aber mein Vater ...«, sagte ich, doch er unterbrach mich.
»Glaub mir, er ist nicht da drin.«
Ängstlich holte ich Atem. Die Hitze machte mich völlig mürbe. Mein Kopf schmerzte an der Stelle, an der ich ihn mir angeschlagen hatte, und ich war ganz benebelt. »Hier ist es so stickig. Können wir das Fenster runtermachen?«
Er schüttelt den Kopf. »Nein. Du blutest zu stark. Die sind wie Haie. Der Geruch von Blut zieht sie an, und dann verfolgen sie uns. Das Risiko kann ich nicht eingehen.«
Ich sah ihn böse an. »Woher willst du wissen, dass sie uns nicht sowieso schon verfolgen?«
»Das weiß ich eben«, antwortete er und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße.
Er fuhr mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit. Bei jeder Unebenheit in der Straße hob es mich so aus dem Sitz hoch, dass mein Kopf beinahe gegen die Decke knallte. Er holte alles aus dem Wagen heraus, und es gab auch keinen Verkehr, der uns hätte behindern können.
»Ist das das Auto, das vorhin auf dem Parkplatz ge standen hat? Der Lincoln. Warum hast du dort geparkt?« Ich lallte, als wäre ich betrunken.
»Ich war auf der Jagd. Dann hab ich Schüsse gehört«, antwortete er beiläufig.
Auf der Jagd? Vielleicht nach den Wildschweinen.
Ich holte tief Luft, aber das half mir auch nicht, einen klaren Kopf zu bekommen.
»Wo bringst du mich hin?«, fragte ich. Ich hatte die Augen halb geschlossen.
»An einen sicheren Ort. Du solltest ein bisschen die Augen zumachen. Du siehst fürchterlich aus.«
Ich starrte durch die Windschutzscheibe und lauschte dem Motorengeräusch. Meine Hände waren mit kleb rigem Blut bedeckt. Dads Blut. Meine Kehle schnürte sich zusammen. Ich schloss die Augen, und sofort sah ich in meinen Gedanken, wie er zerfleischt und in kleine Stücke zerrissen wurde.
Dad.
Ich hatte ihn verlassen. Im Stich gelassen. Es war meine Schuld. Alles war nur meine Schuld. Ich schluckte schwer und kämpfte darum, nicht in Tränen auszubrechen.
Als ich mich wieder beruhigt hatte, drehte ich den Kopf, um das Profil des Jungen neben mir anzusehen. Er hatte hohe Wangenknochen und sonnengebräunte Haut. »Ich heiße Sherry.«
Er warf mir einen Blick zu. »Joshua«, sagte er mit einem kurzen Lächeln, dann reichte er mir ein altes Handtuch. »Um die Blutung zu stoppen.« Er wandte sich wieder der Straße zu, und ich drückte das Handtuch gegen meinen Kopf.
»Was ist mit meinem Vater passiert?«, fragte ich, obwohl ich es gar nicht so genau wissen wollte.
»Keine Ahnung. Ich habe seine Leiche nicht ge funden, also nehme ich an, dass sie ihn mitgenommen haben.«
»Ihn mitgenommen? Wohin denn?«
»Das weiß ich nicht genau. Es gibt mehrere Orte, wo sich die Weepers herumtreiben.«
»Weepers?«
»So nennen wir die Infizierten.«
Ich starrte ihn an.
»Weepers – weil es so aussieht, als würden sie weinen. Wenn du mal einen aus der Nähe siehst, weißt du, was ich meine.«
Vor meinem geistigen Auge erschien das Bild des toten Mutanten – nein: des Weepers.
»Aber wieso haben sie meinen Vater
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