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The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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entführt?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sie legen Vorräte an.«
    »Vorräte?«
    »Genau wie Eichhörnchen.«
    Ich presste die Hand auf den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Nur. Nicht. Weinen. Ich schluckte und ließ die Hand wieder sinken. »Soll das heißen, dass sie Menschen fressen?«
    Er nickte, ohne den Blick von der Straße zu wenden. Auf seinem Schoß lag eine Schrotflinte. »Ja. Wir sind leichte Beute. Die Menschen haben vergessen, wie man ums Überleben kämpft. Unsere Instinkte sind verkümmert. Die Weepers mögen leichte Beute.« Er verließ den Highway und bog in eine schmalere Straße.
    »Aber waren das nicht mal selbst Menschen?«, krächzte ich.
    Er sah mich an und lächelte traurig. »Das haben sie längst vergessen. Das Virus hat sie in Raubtiere ohne Gewissen verwandelt. Sie haben keine Erinnerung an das, was sie früher mal waren.«
    Die Vorstellung, dass eine dieser Kreaturen meinen Dad auffraß, wollte mir nicht mehr aus dem Kopf. Blankes Entsetzen erfasste mich.
    »Wir müssen ihn retten!«, rief ich.
    Er sah mich an, beobachtete genau meinen Gesichts ausdruck, dann schüttelte er den Kopf. Verzweifelt streck te ich den Arm aus, um ins Lenkrad zu greifen, doch er schlug meine Hand beiseite. »Spinnst du?«
    »Und wenn er noch lebt? Das ... ich darf das nicht zulassen!« Die Sorge um meinen Dad machte mich fast wahnsinnig. Und Mom? Wie sollte ich ihr das erklären? Sie würde mir niemals verzeihen. Dann durchzuckte mich ein neuer schrecklicher Gedanke, und ich begann zu hyperventilieren. Mom! »Meine Familie – ich muss zu meiner Familie. Sie sind noch in einem Bunker unter unserem Haus. Ich muss sie vor den Weepers warnen!«
    Joshua machte keine Anstalten, langsamer zu fahren. »Jetzt können wir nicht zurück. Selbst wenn es uns gelingen würde, deinen Dad zu retten – und da will ich dir auf keinen Fall falsche Versprechungen machen –, es wird bald dunkel. Die Weepers sind nachtaktiv. Glaub mir, wenn sie im Dunkeln durch die Straßen ziehen, willst du nicht dabei sein. Sie riechen dein Blut, bevor du sie überhaupt bemerkst, und dann wirst du nicht mal mehr dich selbst retten können. Geschweige denn deinen Dad. Und was deine Familie angeht: Solange sie im Bunker bleiben, wird ihnen nichts passieren.«
    Ich zitterte. »Aber mein Vater hat gesagt, sie sollen nach Überlebenden suchen, wenn wir bis morgen nicht zurück sind.«
    Joshua runzelte die Stirn. »Also gut, pass auf. Wir müssen die Nacht außerhalb der Stadt verbringen. Morgen nach Sonnenaufgang können wir zurückfahren, um deinen Vater zu suchen und deine Familie zu holen.«
    Ich hatte keine Wahl. »Okay«, erwiderte ich heiser.
    Sofort, nachdem das Wort über meine Lippen gekommen war, hatte ich Gewissenbisse. Joshua berührte kurz meine Schulter. »Heute können wir nichts mehr für sie tun. Deiner Familie wird schon nichts passieren. Bis jetzt hat der Bunker euch doch beschützt, oder nicht?«
    Ich nickte. »Wir haben die letzten 1 141 Tage dort ver bracht.« Dann würde ihnen auch eine weitere Nacht nichts zustoßen. Langsam löste sich der Druck auf meiner Brust, und ich konnte tief Luft holen.
    »Du hast die Tage gezählt?« Er lächelte.
    »Sonst gab’s da nicht viel zu tun.« Ich starrte auf meinen Schoß. Meine Jeans waren blutverschmiert. Dads Blut. Ich fuhr mit den Fingerspitzen über den groben Stoff.
    »1 141 Tage sind eine lange Zeit.«
    Ich sah ihn an. Während er redete, hatte er den Blick auf die Straße geheftet.
    »Ich war 515 Tage in einem Bunker.«
    Ich hob die Augenbrauen. »Du hast auch die Tage gezählt?«
    Er verzog einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. »Ja.«
    »Warum hast du deinen Bunker verlassen? Hat sich das Militär gemeldet?«
    Er presste seine Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. »Das Militär ist nie wieder aufgetaucht. Bis auf diese nutzlose Warnmeldung hat man nichts mehr von ihnen gehört.« Sein Blick wanderte zu mir herüber. »Es war ein öffentlicher Bunker. Die Situation ist ziemlich schnell eskaliert.«
    Er wandte sich wieder ab und starrte durch die Windschutzscheibe.
    »Mein Vater und ich sind rausgekommen, weil wir nichts mehr zu essen hatten ...«, fing ich an, doch beim Gedanken an Dad ließen mich Schuldgefühle und Trauer verstummen. Die Anspannung hing fast greifbar in der Luft.
    Joshua biss die Zähne zusammen. Ich starrte aus dem Seitenfenster auf die vorbeiziehende Landschaft. Die Straße war mit kaputten, rostigen und vor Schmutz starrenden Autos

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