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The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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tätschelte sanft meinen Arm. »Wonach suchst du?«
    Langsam beruhigte sich mein Puls. »Ich wollte mich waschen. Und meine Klamotten.« Ich deutete auf das Blut und den Schmutz.
    Sie musterte mich. »Ja, da hast du recht. Das Badezimmer ist ganz hinten auf der linken Seite. Du kannst gerne duschen. Wir haben genug Wasser.« Dann betrach tete sie meine Kleidung und schüttelte den Kopf. »Die Sachen kannst du vergessen. Joshua nimmt dich morgen sicher nicht mit, wenn du nach Blut riechst. Ich frag mal Marie, ob sie was für dich hat. Sie hat ungefähr deine Größe.«
    »Vielen Dank.«
    Sie winkte ab. »Keine Ursache, Sherry. Wir müssen zusammenhalten. Und jetzt geh duschen.«
    Das Badezimmer war ziemlich klein: Dusche, Waschbecken, Toilette. Zumindest hatte es keine mintgrünen Fliesen wie das Badezimmer im Bunker. Ich schloss die Tür ab und zog mich hastig aus. Das Wasser war warm, fast zu heiß. Ich wusch mir das Blut vom Körper, so dass sich rostrote, wirbelnde Schlieren zu meinen Füßen bildeten. Rot auf weiß – fast wie ein Kunstwerk. Der Duft des Duschgels machte mir richtig Appetit – Vanille und Pfirsich. Viel besser als Seife oder überhaupt nichts.
    Vor 426 Tagen hatte ich mir zum letzten Mal die Haare mit Shampoo gewaschen.
    Es war so ein gutes Gefühl. Ich trocknete mich ab und wickelte mich in ein Handtuch. Obwohl ich versucht hatte, den verletzten Fuß nicht mit dem Wasser in Berührung zu bringen, war der Verband durchnässt und klebte an meiner Haut. Das Duschgel brannte in meinen Wunden.
    Ein Klopfen ließ mich zusammenfahren.
    Ich schlich zur Tür und öffnete sie einen Spalt weit. Eine junge Frau mit kurzen blonden Haaren, die höchstens Streichholzlänge hatten, stand vor mir. Sie lächelte schüchtern und hielt mir einen Stapel zusammengelegter Kleidung hin.
    »Danke«, murmelte ich mit einem scheuen Lächeln.
    »Ich bin Marie«, stellte sie sich vor. »Du bist jünger, als ich dachte.«
    »Ich bin Sherry.« Ich biss mir auf die Lippen. »Ich bin fünfzehn.«
    Sie machte große Augen. »Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.« Wenigstens war ich nicht die Einzige, die rot wurde.
    Schnell schüttelte ich den Kopf. »Nein, nein, gar nicht. Du bist auch jünger, als ich dachte. Karen hat gesagt, dass du eine Tochter hast ...«
    Sie lachte. »Ich bin zweiundzwanzig. Meine Tochter wird in ein paar Wochen zwei.«
    War ihre Tochter etwa in einem Bunker zur Welt gekommen? Ganz offensichtlich konnte ich meine Überraschung nur schlecht verbergen.
    »Ich wurde im Bunker schwanger.« Sie sprach mit leiser Stimme. Es war fast nur ein Flüstern.
    Dann räusperte sie sich und lächelte zaghaft. »Ich will dich nicht vom Schlafen abhalten. Du musst dich ausruhen. Ihr habt morgen viel vor, wie ich gehört habe. Viel Glück.«
    Ich schloss leise die Tür, dann schlüpfte ich in die Unterwäsche und das schwarze T-Shirt, das sie mir gegeben hatte. Mit dem Handtuch um die Hüften eilte ich in mein Zimmer zurück.
    Wieder durchbrach ein Heulen die Stille. Nur Kojoten. Vielleicht suchten sie in der Nähe von Safe-haven nach etwas Fressbarem. Müll oder so. Für den Moment war ich in Sicherheit. Aber nicht für lange.
    Beim Gedanken an den morgigen Tag lief es mir kalt den Rücken herunter. Wir würden meine Familie aus dem Bunker holen. Wir würden Dad finden und ihn vor den Weepers retten. Dann wäre wieder alles in bester Ordnung. Ich schloss die Augen, doch immer wieder tauchten Bilder von zähnefletschenden Gesichtern mit tränenden Augen und lose herabhängender Haut vor mei nem inneren Auge auf.

»Du brauchst ja länger als Oma, und die ist schon achtzig. Jetzt mach schon, sonst kriegen wir keinen Platz mehr am Strand«, rief Izzy drängend.
    Ja, klar. Als ob wir wegen der paar Minuten keinen Platz mehr kriegen würden. In letzter Zeit hatte die ständige Anwesenheit des Militärs sowieso die meisten Leute davon abgehalten, zum Strand zu gehen.
    Ich öffnete die Vordertür und rannte die Treppe hoch. Auf der letzten Stufe blieb ich plötzlich stehen. Ich hörte Geräusche. Stöhnen.
    Mom und Dad.
    »Iiiiih!«
    Die Geräusche verstummten. Schritte ertönten. Mist! Dad trat in den Flur. Sein Gürtel war offen und seine Haare völlig durcheinander.
    Am liebsten wäre ich im Boden versunken. Ich wartete ab.
    »Oh, Sherry, du bist es ...«
    »Ich hab meine Sonnenbrille vergessen.« Ich sah überall hin, nur nicht in sein Gesicht.
    »Klar, klar. Hol sie dir.« Dad trat von einem Bein aufs andere. Er

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