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The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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Apfels war gelbgrün, die andere tiefrot. Andächtig führte ich ihn zum Mund. Hmmm, dieser Duft. Wie Sommer und Freiheit und Glück.
    Der erste Bissen schmeckte himmlisch. So saftig und süß. Der zweite Bissen war noch besser. Ich schloss die Augen. Der Geschmack von Äpfeln – ein weiterer Punkt auf der Liste jener Dinge, die ich in den letzten 1 141 Tagen vermisst hatte.
    Vor 1 123 Tagen hatte ich zum letzten Mal einen Apfel gegessen – bis jetzt.
    »Im Garten hinter dem Haus stehen Apfelbäume. Karen und Larry pflücken die Äpfel und lagern sie im Keller. Oder machen Apfelmus daraus.«
    Ich lächelte verlegen, weil ich den Apfel wie eine Wilde hinuntergeschlungen hatte. Nur der Stiel war von meiner Gier verschont geblieben.
    Joshua öffnete den Kühlschrank und warf mir einen hämischen Blick über die Schulter zu. »Äpfel sind nicht das Einzige, was im Garten wächst.« Er drehte sich um, die Hände voll mit Tomaten und roten Paprika. Mein Magen knurrte, sodass wir beide lachen mussten. Dieser kleine Funken Normalität und Glück fühlte sich so gut an. Joshua holte ein Päckchen Spaghetti aus einem der Schränke.
    »Wo habt ihr denn die Nudeln her?«
    Er füllte einen Topf mit Wasser und stellte ihn auf den Herd. »Auf der Jagd durchsuche ich Häuser und Ge schäfte. Manchmal finde ich was. Am Anfang war es ein facher. Inzwischen gibt es kaum noch was zu essen, aber immerhin haben wir jetzt fließend Wasser.«
    »Wieso? Hattet ihr das nicht schon immer?«
    »Die Wasserleitungen waren kaputt. Geoffrey und Larry haben eine Pumpe gebaut und sie mit ein paar von den Rohren verbunden, die noch intakt waren. Das funktioniert die meiste Zeit ganz gut.«
    Während die Nudeln kochten, bereiteten wir eine Soße aus den Tomaten und Paprika zu und setzten uns an den Tisch. Joshua konnte ganz ordentlich kochen.
    Vor 475 Tagen hatte ich zum letzten Mal Nudeln – Spaghetti mit Fertigfleischsoße. Immer noch besser als das, was es an den 474 folgenden Tagen gegeben hat: fa den Haferbrei, Bohnen in allen erdenklichen Variationen, Dosenfleisch. Nichts, was ich jemals wieder essen wollte. Nichts, was nur annähernd mit diesem Essen vergleichbar gewesen wäre. Das hier war so gut wie Grandmas Küche, war das andere Leben auf einem Teller. Frisch und würzig und lebendig. Die angenehme Säure der Tomaten, die Schärfe des Cayennepfeffers, die leichte Süße der Paprika und dazu ein großer Schuss aroma tisches Olivenöl.
    Das war richtiges Essen. Ich leerte meinen Teller in wenigen Minuten, wobei ich nicht sonderlich aufTischmanieren achtete. Danach lehnte ich mich satt und zufrieden zurück. Das Geräusch von Schritten im ersten Stock erinnerte mich daran, dass wir nicht die einzigen Bewohner von Safe-haven waren. An die anderen hatte ich gar nicht mehr gedacht. Vielleicht hatten sie ja auch Hunger?
    »Wo sind die anderen? Hätten wir ihnen nicht Bescheid geben sollen?«
    Joshua schüttelte den Kopf und schluckte den letzten Nudelrest hinunter. »Nein, so spät essen sie nichts mehr. Marie und Emma sind in ihrem Zimmer. Larry versucht wahrscheinlich wieder mal, das Radio in Gang zu kriegen.«
    »Und Tyler?«, fragte ich.
    Seine Miene hellte sich auf. »Karen hat dir wirklich alles erzählt, oder?«
    »Na ja, sie hat mir die Namen der anderen genannt, sonst nichts«, sagte ich mit einem leichten Achsel zucken.
    »Ich schätze mal, Tyler ist irgendwo in den Weinbergen. Guckt sich die Sterne an oder so. Er wandert gerne herum. Manche von uns können nicht besonders gut schlafen.« Er verstummte. Blonde Haarsträhnen fielen ihm in die Augen.
    »Was ist mit dir? Kannst du gut schlafen?«, platzte ich ohne nachzudenken heraus.
    Ohne den Kopf zu heben sah er zu mir auf. Bei seinem Blick bekam ich eine Gänsehaut. »Nein. Ich schlafe so wenig wie möglich.«
    »Warum?«
    Ich hätte mich ohrfeigen können. Er stand so ruckartig auf, dass er beinahe den Stuhl umgeworfen hätte. Dann trug er unsere Teller zum Waschbecken, spülte hastig und trocknete sie ab. Ich saß reglos auf meinem Stuhl und beobachtete ihn. Dabei biss ich mir auf die Unterlippe und wünschte, ich hätte den Mund gehalten.
    »Es ist schon spät und wir müssen morgen früh raus. Ich zeig dir eins der freien Zimmer«, sagte er und verließ die Küche. Zu meiner Überraschung wartete er in der Vorhalle auf mich und legte einen Arm um meine Schulter. Diesmal trug er mich nicht. Seine Berührung fühlte sich distanziert an – vorsichtig und zurückhaltend. Als hätten

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