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The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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zurückfallen und seufzte.
    »Bleib ruhig. Das Wichtigste ist, dass du klar denken kannst.«
    Ich spitzte die Lippen. »Wie denn? Was, wenn wir zu spät kommen? Wenn er schon ... tot ist?« Es kostete mich einige Überwindung, es auszusprechen. Ich spürte ein Brennen in den Augäpfeln, das ich schnell wegblinzelte. Mentale Stärke trennt die Überlebenden von den Opfern. Das hatten jedenfalls Grandpa und Dad immer gesagt.
    Joshua sah mich noch einen Augenblick lang an, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu. »Wir kommen schon noch rechtzeitig.« Besonders überzeugt klang er nicht – oder bildete ich mir das nur ein?
    »Wieso kannst du eigentlich Auto fahren? Wer hat dir das beigebracht?« Ein jämmerlicher Versuch, mich abzulenken.
    »Niemand. Das hab ich mir selbst beigebracht. Meine Motivation, es zu lernen, war ziemlich hoch. Sonst wäre ich zu langsam gewesen und die Weepers hätten mich geschnappt.«
    Er sprach darüber, als wäre es das Alltäglichste auf der Welt. Ich bezweifelte, dass ich dieselben Schrecken ertragen könnte, die er durchgestanden hatte. In ein paar Monaten würde ich sicher anders darüber denken – wenn ich dann noch am Leben war. Eine weitere unangenehme Vorstellung.
    »Ich kann’s dir beibringen, wenn du willst«, sagte Joshua.
    »Was beibringen?«
    »Autofahren. Ich kann dir zeigen, wie man Auto fährt.« Er klopfte auf das Lenkrad.
    »Das wäre toll.« Gesetzt den Fall, dass wir nach Safe-haven zurückkehrten. Dass wir überlebten.
    Die restliche Fahrt verbrachten wir schweigend. Ich knabberte an den Hautfetzen auf meinen aufgesprungenen Lippen. Als wir endlich mein Viertel erreichten, schmeckte ich Blut. Ich spähte durch die Seitenscheibe. Hatte sich seit gestern irgendetwas verändert? Nein. Die Straße war so verlassen und unheimlich wie zuvor. Ich ließ meinen Blick über den grauen Himmel schweifen.
    Ein schwarzer Punkt in weiter Entfernung erregte meine Aufmerksamkeit. Was konnte das sein? Ein Vogel? Der Punkt war selbst für einen Adler zu groß und zu schnell. Was war es dann? Nach ein paar Sekunden war der Punkt verschwunden. Und in diesem Augenblick fuhren wir an Nr. 45 vorbei – dem Haus, hinter dem Dad und ich die Leichen unserer Nachbarn gefunden hatten.
    Sie waren noch da. Wenn man nicht allzu genau hinsah, konnte man denken, dass sie nur schliefen. Ein Rabe stürzte auf sie herab, landete auf der Brust des Mannes und pickte an seinem Gesicht herum. Ich schluckte die aufsteigende Galle hinunter und wandte mich ab.
    »Da.« Ich deutete auf unser Haus. Joshua wurde lang samer und hielt mitten auf der Straße an.
    »Willst du nicht am Randstein parken?«, fragte ich.
    Joshua hob eine Augenbraue. »Warum? Ich glaube nicht, dass hier in nächster Zeit jemand vorbeikommt.«
    Da hatte er wohl recht.
    Geoffrey hielt hinter uns und stieg aus dem Wagen. Angespannt sah er sich um. »Da vorne liegen zwei Leichen.« Er deutete mit dem Kinn in Richtung des Nachbarhaues am Ende der Straße.
    Joshua nickte knapp und sah mich an. »Weißt du, was mit ihnen passiert ist?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dad und ich haben sie gestern entdeckt.«
    »Ich werde mir das mal ansehen«, sagte Geoffrey. »Du kannst inzwischen mit deiner Familie reden.«
    »Nimm eine Waffe mit.« Joshua warf ihm die Schrotflinte zu, und Geoffrey fing sie geschickt auf.
    Dann runzelte er die Stirn. »Eines Tages wirst du mit deiner Leichtsinnigkeit noch jemanden umbringen.«
    »Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd. Das Ding ist gesichert«, gab Joshua zurück.
    Dann ging er zum Auto zurück und gab mir eine Pistole. »Bereit?«
    Wir gingen auf unser Haus zu. Dad hatte gestern die Vordertür abgeschlossen, und ich hatte keinen Schlüssel.
    »Geh zur Seite«, befahl Joshua und richtete seinen Revolver auf die Tür. Er gab zwei Schüsse ab. Was zum Teufel? Ich hielt mir die Ohren zu – zu spät.
    Joshua trat ein paar Schritte zurück und rammte die Tür mit der Schulter. Sie flog auf und krachte mit einem lauten Knall gegen die Wand. Ich trat vor, doch Joshua hielt mich zurück. Ich hob fragend die Augenbrauen.
    »Lass mich vorgehen«, sagte er.
    Und schon war er mit der Waffe im Anschlag im Haus verschwunden. Ich folgte ihm, wobei ich die Pistole fest in den Händen hielt, aber auf den Boden richtete. Joshua warf mir einen Blick über die Schulter zu, dann ging er entschlossen auf die Stahltür zu, die zum Bunker führte.
    »Hast du einen Schlüssel?«
    »Nein.« Die plötzlich aufsteigende Panik

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