The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
verwandelte meine Stimme in ein heiseres Krächzen. Ich musste meine Familie da rausholen, musste mich davon überzeugen, dass alle wohlauf waren.
Ich hämmerte gegen die Tür. Die Haut auf meinen Knöcheln brannte. Es tat höllisch weh. Joshua hielt mich zurück, indem er sanft meinen Arm berührte. »Wenn der Bunker schallgeschützt ist, können sie dich nicht hören.«
Angst packte mich. Und wenn sie gar nicht im Bunker waren?
»Habt ihr denn nicht irgendwo einen Reserveschlüssel?«
Die Keksdose! Ich rannte in die Küche, wobei ich mit der Schulter schmerzhaft gegen den Türrahmen stieß. Dann kletterte ich auf die Arbeitsplatte und holte die Dose vom obersten Regalbrett. Die Ersatzschlüssel waren noch da.
Joshua lehnte sich gegen die Tür. Mit den Revolvern und dem Messer, das er sich in den Hosenbund seiner schwarzen Jeans gesteckt hatte, sah er aus wie ein Jäger. War er ja auch. »Gefunden?«
»Ich glaube schon – versuchen wir’s mal«, sagte ich, ohne ihn allzu auffällig anzusehen.
Nachdem ich den vierten Schlüssel versucht hatte – der auch nicht passte – wurde der Bunker von innen geöffnet. Moms besorgtes Gesicht erschien im Türspalt. Als sie mich erkannte, machte sie große Augen. Bevor ich irgendetwas sagen konnte, lag ich schon in ihren Armen.
Sie lächelte. Doch das Lächeln verschwand, als sie Joshua hinter mir bemerkte. Sie trat einen Schritt zurück und sah uns misstrauisch an. Jetzt wirkte sie sehr besorgt. »Wo ist dein Vater? Und wer ist dieser Junge?«, fragte sie. Ihre Stimme klang leicht hysterisch.
»Das ist Joshua. Dad ...« Meine Selbstbeherrschung fiel in sich zusammen. Tränen strömten über meine Wangen. Dann sprudelte die ganze Geschichte aus mir heraus, und meine Mutter hörte schockiert zu.
Bobby kam die Treppe hinaufgestürmt, blieb aber erschreckt stehen, als er mein Gesicht sah. Mia wollte an ihm vorbeispähen. Sie riss die Augen weit auf, als sie mich bemerkte. Sie hatte mich noch nie zuvor weinen sehen.
Mom hielt sich am Geländer fest. Sie war leichenblass und konnte kaum atmen. In dem verzweifelten Versuch, sie zu beruhigen, drückte ich fest ihre Hände. Ein weiterer Asthmaanfall könnte zu viel für sie sein. In den letzten Monaten war es immer schlimmer geworden – sie brauchte dringend Medikamente.
Joshua blickte über meine Schulter hinweg in den Bunker. Als er meine keuchende Mutter und meine verängstigten Geschwister sah, färbten sich die Knöchel der Hand, die den Revolver hielt, weiß. »Keine Angst. Sherry und ich werden ihn finden«, versicherte er meiner Mutter. Das klang viel überzeugter als vorhin im Wagen.
Gott sei Dank.
Mom sah ihn an. Ihr Atem beruhigte sich. Sie nickte. Dann umarmte sie ihn. »Danke, dass du sie gerettet hast. Vielen, vielen Dank«, verkündete sie überschwänglich.
Joshua verzog das Gesicht und tätschelte ihren Rücken, dann befreite er sich aus ihrer Umarmung. Ich sah Bobby an. Er hatte die Lippen so fest aufeinandergepresst, dass sie fast weiß waren. Unsere Blicke trafen sich.
Meine Schuld, dass Dad von den Weepers entführt wurde.
Meine Schuld, dass wir ihn womöglich nie mehr wiedersahen.
Alles meine Schuld.
Das konnte ich in seinen Augen lesen.
Ich hatte Dad im Stich gelassen. So viel wusste ich auch ohne Bobbys anklagenden Blick.
Mom scheuchte Bobby und Mia die Treppe hinunter. Ich folgte ihnen. Joshua blieb oben stehen. Er wollte den Bunker offenbar nicht betreten. Stattdessen hielt er sich am Geländer fest. Wie eine Katze, die sich im Teppich festkrallt, weil sie kein Bad nehmen will.
Mia sprang mit freudigem Gesicht auf mich zu. Ich nahm sie in die Arme und drückte sie so fest, wie ich konnte, ohne ihr wehzutun.
»Wir müssen los«, sagte Joshua. Er ging langsam die Treppe hinunter und blieb auf der letzten Stufe stehen. Dann sah er sich im Bunker um. Seine Hand ruhte auf dem Revolver in seinem Hosenbund.
»Wohin?« Bobby kniff die Augen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. Er richtete sich zu seiner vollen Höhe auf, womit er ungefähr so groß war wie ich – und einen Kopf kleiner als Joshua, den er wohl einschüchtern wollte.
Joshua zuckte kurz mit den Schultern. Offensicht lich war er von Bobbys Machogehabe nicht besonders beeindruckt. »An einen Ort, in dem die Weepers euch nicht finden und bis auf die Knochen abnagen können.«
»Weepers?«
»Die Mutanten.«
»Warum sollten wir dir vertrauen?«
Ich rollte mit den Augen. »Sei nicht kindisch.«
Er öffnete den
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