The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
schwarzen Augen auf dem Gehweg herumhopste. Sie machte keine Anstalten, die Flucht zu ergreifen.
»Wie schön, die Sonne.« Grandmas Augen weiteten sich vor Erstaunen. »Aber Sherry, wo sind denn nur all die Nachbarn?«
»Weg, Gran«, sagte ich, während ich sie zu Geoffreys Auto führte. Ich setzte sie auf den Rücksitz. Geoffrey und Joshua wuchteten Grandpas Leiche in den Kofferraum und schlugen den Deckel zu. Dann rannte Geoffrey zurück ins Haus und kehrte ein paar Minuten später mit dem Funkgerät zurück. Beim Gehen überprüfte er die Kabel und Knöpfe und schaffte es, dabei nicht über seine eigenen Füße zu stolpern.
»Sieht gut aus. Vielleicht kriege ich es in Safe-haven zum Laufen«, sagte er aufgeregt.
Bobby, Mom und Mia standen auf dem Rasen vor dem Haus. Sie konnten den Blick nicht von L. A. abwenden. Oder von dem, was davon übrig war.
Joshua sah auf die Uhr. »Wir müssen uns beeilen.«
Mom schüttelte sich, dann führte sie Mia zum Auto. Bobby trottete hinter ihnen her. Er war erschüttert. Ich dagegen war seltsamerweise ganz ruhig. Der Anblick der zerstörten Stadt machte mir überhaupt nichts mehr aus, was mich beunruhigte. Vielleicht hatte Joshua recht. Bald würde die ständige Gefahr reine Routine sein, wie früher die Schule oder das Rumhängen mit Izzy.
Seit 1 142 Tagen ist mein anderes Leben zu Ende.
»Es ist so still«, sagte Mom. Mia setzte sich neben Grandma auf die Rückbank. Bobby verschränkte die Arme und streckte das Kinn vor wie damals, als wir uns um den letzten Marshmallow gestritten hatten.
»Ich will mit euch mitkommen. Ich will euch helfen.«
»Nein.« Moms Tonfall duldete keinen Widerspruch. Sie sah Bobby nicht einmal an. Ihr Blick war wieder auf die Ruinen unserer Heimatstadt gerichtet. »Du wirst schön hierbleiben. Es ist schlimm genug, dass Sherry ihr Leben aufs Spiel setzt ...« Dann schluchzte sie und verstummte.
»Steig ein, Bobby«, sagte ich und deutete auf die offene Wagentür. Als Mom erneut aufschluchzte, bröckelte die trotzige Miene, die er aufgesetzt hatte.
»Mom braucht dich«, flüsterte ich.
Er atmete hörbar aus, dann stieg er in den Wagen. »Mach sie fertig, Sherry.«
Ich lächelte breit und schloss die Tür hinter ihm. Das war der Bobby, den ich so liebte. Mom kehrte der Skyline von Los Angeles den Rücken und sah mich mit bebenden Lippen an.
»Sherry.« Sie konnte nur noch krächzen. Dann räusperte sie sich und blinzelte ein paar Mal. »Ich will dich nicht auch noch verlieren.«
Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Du wirst mich schon nicht verlieren, Mom. Joshua und ich werden Dad finden und ihn zurückbringen.« Ich öffnete ihr die Beifahrertür. »Und jetzt steig ein. Geoffrey wird langsam ungeduldig.«
Sie ließ sich auf den Sitz fallen. Bevor sie noch ein weiteres Wort sagen konnte, schlug ich die Tür zu und rannte zum anderen Wagen hinüber. Joshua ließ den Motor an. Geoffreys Auto fuhr in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Zurück nach Safe-haven mit meiner Familie. Oder dem, was davon noch übrig war.
» Müde?« Grandpa wendete den Drahtkorb, in dem der Marshmallowkeks steckte.
»Hmmm.«
Bobby lag mit offenem Mund auf dem Bauch. Er schlief tief und fest und hatte Grashalme und Blätter im Haar.
Ich sah in den Nachthimmel. So viele Sterne.
Außer dem leisen Rascheln der Bäume und dem Knistern des Lagerfeuers war nichts zu hören.
»Willst du wirklich nicht?«, fragte Grandpa.
Er nahm den Stock aus dem Feuer. Ein Schokoladentropfen löste sich zwischen den Crackern und fiel zischend ins Feuer. Die Flammen schlugen noch höher.
Grandpa legte den Marshmallowkeks auf einen Papierteller und hielt ihn mir hin. Seine Augen funkelten. Er wusste, dass ich nicht widerstehen konnte.
Der rauchige Duft des gerösteten Marshmallows stieg in meine Nase. Ich nahm den Teller.
Mehr Marshmallowkekse. Nach diesem Motto lebten Bobby und ich.
Sieben
Jetzt konnte unsere Suche nach Dad endlich beginnen. Aber was, wenn wir ihn nicht finden würden? Ich schluckte schwer. Wir würden ihn schon finden. Wir mussten ihn einfach finden. Die Alternative war zu schrecklich, um auch nur darüber nachzudenken.
Die Sonne war aufgegangen. Es wurde wärmer. Die Klimaanlage des Lincoln war kaputt, deshalb mussten wir die Fenster öffnen. Frische Luft. Ohne die Millionen von Autos, die die Straßen verstopften, hatte sich die Luftqualität erheblich verbessert. Smog gab es auch nicht mehr. Das war das bisher einzig Positive an dieser neuen
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