Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
Vom Netzwerk:
nicht klar denken. Es musste doch möglich sein, sie alle zu retten. »Kannst du die Tür nicht mit dem Messer öffnen? Das hab ich mal im Fernsehen gesehen.«
    »Ich kann’s versuchen.«
    Joshua zog das Messer aus der Scheide an seinem Hosenbund und schob die Spitze in das Schloss. Er drehte das Messer ein paar Mal hin und her. Nichts geschah.
    Ein Geräusch aus dem Stockwerk unter uns ließ uns zusammenfahren. Mit angehaltenem Atem starrten wir uns an. Es klang, als würde etwas die Treppe herauf kommen.
    »Zurück«, befahl Joshua. Ich richtete mich auf und trat ein paar Schritte zur Seite. Was hatte er vor?
    »Keine Zeit für Experimente«, zischte er. Er richtete den Revolver auf die Tür und gab zwei Schüsse ab. Dann trat er dagegen. Die Tür flog auf. Jetzt wusste jeder Weeper im Gebäude, dass wir hier waren.
    Wir stürmten in den Raum. Der faulige Geruch ließ mich würgen. Mein Blick fiel auf zwei verwesende Leichen. Maden krochen auf ihnen herum, bohrten ihre fetten, runden Körper in die fleischige Haut. Wenn wir früher gekommen wären ...
    Dafür war jetzt keine Zeit.
    Für sie kam jede Hilfe zu spät. Aber die Überlebenden konnten noch gerettet werden.
    Dad! Er war es tatsächlich!
    Nach 2 403 Minuten war unsere Suche zu Ende.
    Ich rannte zu ihm. Wir hatten ihn wirklich gefunden. Mein Herz klopfte, als ich an seiner Schulter rüttelte. Er riss die Augen auf und brauchte einen Moment, bis er mich erkannte.
    »Sherry?«, krächzte er.
    Ich lächelte ihn erleichtert an. Dann schlang ich meinen Arm um seinen Rücken. »Kannst du gehen?«
    Er starrte mich an, als könnte er seinen Augen nicht trauen. Als wäre ich nur eine Illusion, die sich jeden Augenblick in Luft auflösen könnte.
    »Beeilt euch!«, zischte Joshua.
    Ich richtete mich auf und half Dad auf die Füße. Er stützte sich schwer auf mich. Ich konnte ihn kaum halten. Sein rechtes Bein war mit Blut bedeckt. Auf seinem Oberschenkel war ein langer Schnitt. Das Hosenbein war komplett abgerissen, und die Haut um die Wunde war angeschwollen und feuerrot.
    Joshua versuchte inzwischen, einen Mann mittleren Alters aufzuwecken, der auf dem Rücken lag und unzusammenhängendes Zeug murmelte. Sein Gesicht und seine Brust waren mit Wunden überzogen, aus denen Blut und Eiter sickerten. Schon hatten ein paar Maden angefangen, sich an ihm gütlich zu tun. Irgendwann gab Joshua auf und legte seinen Arm um eine junge Frau mit schwarzen Haaren, die neben dem Mann saß. Sie war spindeldürr und sehr schwach, aber ich konnte keine schweren Verletzungen an ihrem Körper erkennen.
    Daneben kniete ein weiterer Mann, wahrscheinlich Anfang dreißig, und wippte auf den Fersen vor und zurück. Seine Augen waren vor Schreck geweitet und sein braunes Haar war an den Kopf geklatscht. Er konnte aus eigener Kraft stehen und gehen. Gott sei Dank – weder Joshua und ich hätten ihn stützen können.
    Ich folgte Joshua, dem Mann und der Frau aus dem Zimmer. Dad versuchte, auf seinem verletzten Bein aufzutreten, wobei er jedes Mal das Gesicht verzog. Seine Haut war unglaublich heiß. Fieber. Oder Schlimmeres. Darüber wollte ich gar nicht erst nachdenken.
    Dann hörten wir Schritte. Etwas kam auf uns zugerannt. Ich ging schneller. Dad rang nach Luft, aber ich durfte jetzt nicht langsamer werden.
    Joshua schoss immer wieder hinter sich, während er die Frau durch den Flur führte. Wir gingen jetzt genau entgegengesetzt zu der Richtung, aus der wir gekommen waren.
    Ich warf einen Blick über meine Schulter. Nur drei Weepers folgten uns. Sie kamen schnell näher und liefen aufrecht wie Menschen. Die Geräusche, die sie machten, waren allerdings alles andere als menschlich. Bei ihrem Gebrüll standen mir die Haare zu Berge. Ich richtete meine Waffe auf sie, feuerte und traf einen in den Oberkörper. Er winselte, ging in die Knie und hielt sich den Bauch. Blut lief über seine Hände. Ich wandte mich ab. Es war einfach schrecklich. Ich hasste diese neue Welt, die mich zum Töten zwang. Tränen schwammen in meinen Augen. Ich machte mir nicht die Mühe, sie abzuwischen. Ich traute mich noch nicht mal, meine Hände anzusehen – aus Angst, dass Blut an ihnen kleben würde.
    Endlich erreichten wir das Fenster am Ende des Flurs. Es führte zu einem kleinen Balkon mit einer weiteren Feuerleiter. Joshua öffnete das Fenster und bedeutete dem Mann, als Erster zu gehen. Das Brüllen wurde immer lauter. Ich wollte gar nicht wissen, wie nah die Weepers inzwischen gekommen waren.
    Ich half

Weitere Kostenlose Bücher