The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
die Worte »zu laut« mit den Lippen und deutete auf den Revolver in seiner Hand.
Natürlich. Jeder Weeper im Gebäude würde durch den Schuss alarmiert werden.
Wir schlichen uns zur nächsten Tür. Glücklicherweise hatten meine Schuhe endlich aufgehört zu quietschen.
Eine Tür knarrte. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Joshua packte meinen Arm und zog mich zu sich. Wir drückten uns gegen die Tür des Raums, den wir als Nächstes überprüfen wollten. Der Weeper mit der Anzughose stand im Flur – nur ein paar Schritte von uns entfernt. Er hatte uns den Rücken zugekehrt. Sein rasselnder Atem durchschnitt die Stille. War er in seinem anderen Leben Kettenraucher gewesen? Bei jeder Bewegung seines Körpers fielen Fetzen toter Haut von ihm ab.
Der Türrahmen war nicht breit genug, um sich dahinter zu verstecken. Hätte er sich umgedreht, hätte er uns auf jeden Fall gesehen. Aber der Weeper stand einfach nur da und starrte in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Ich hörte, wie er schnüffelte.
Ob er uns witterte?
Ich sah zu Joshua auf. Seine Brust hob und senkte sich an meinem Rücken. Er hielt mich weiter fest, während er den Revolver auf die Kreatur richtete.
Ein Rascheln. Ich sah wieder zu dem Weeper hinüber. Er war einen Schritt zurückgetreten und jetzt noch näher gekommen. Die tote Haut sah aus, als hätte sich eine Schlange gehäutet. Sein Rückgrat war irgendwie seltsam. Die Wirbel waren viel zu groß und zeichneten sich als gewaltige weiße Beulen auf seinem Rücken ab. Sie schienen mit jedem Atemzug zu wachsen, als würden sie im nächsten Augenblick durch die Haut stoßen.
Karen hatte recht – das war keine einfache Tollwut. Ich hatte schon mal Hunde mit Tollwut gesehen. Sie waren aggressiv und außer Kontrolle, aber immer noch Hunde. Die Tollwut hatte ihr Aussehen nicht verändert. Dieses Virus dagegen verwandelte seine Opfer in etwas völlig anderes.
Die Weepers waren weder Mensch noch Tier. Sie waren etwas anderes. Etwas Widernatürliches.
Ein Heulen durchbrach die Stille. Ich fuhr zusammen und stieß mit dem Kopf gegen Joshuas Kinn. Der Aufprall kam mir unglaublich laut vor. Der Weeper richtete sich auf und antwortete mit einem ähnlichen Heulen. Dann rannte er davon und verschwand aus unserem Blickfeld.
Wir traten aus dem Türrahmen. Joshua rieb sich das Kinn.
»Tut mir leid«, flüsterte ich.
Ein Wimmern im Flur fuhr mir durch alle Knochen. Es drang aus einer der Türen am Ende des Flurs. Joshua und ich sahen uns an, dann gingen wir direkt darauf zu, ohne den anderen Räumen Beachtung zu schenken. Schließlich blieben wir vor einer weißen Tür stehen. Zumindest war sie mal weiß gewesen – jetzt war sie mit blutigen Handabdrücken bedeckt.
Die Geräusche wurden lauter. Ein verzweifeltes Win seln – direkt hinter der Tür. Ich griff nach der Klinke und drückte sie hinunter. Abgeschlossen. Verdammt! Blöde Tür. Ich rüttelte kräftig an der Klinke. Keine Chance.
Dann kniete ich mich hin und spähte durchs Schlüsselloch. Völlig verblüfft schnappte ich nach Luft. In diesem Raum waren Menschen. Ich konnte drei Personen erkennen, aber mein Sichtfeld war begrenzt.
Eine der Personen sah wie Dad aus. Er lehnte mit geschlossenen Augen gegen die Wand. Rotes Haar und eine glänzende, mit Sommersprossen bedeckte Brust. War er das? Lebte er noch?
40 Stunden und 3 Minuten des Hoffens und Bangens, der Sorge und der Angst. Das war zu schön, um wahr zu sein.
Ich konnte nicht erkennen, ob er noch atmete. Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust.
»Mein Dad – ich glaube, er ist da drin.« Meine Kehle war so trocken, dass es schmerzte. Ich konnte kaum sprechen. Meine Zunge klebte am Gaumen.
Joshua ging neben mir in die Knie und sah ebenfalls durchs Schlüsselloch. Er schüttelte den Kopf. Seine Finger spielten nervös mit einer Haarsträhne. »Sie sind zu dritt, und sie sind möglicherweise schwer verletzt. Wir können sie nicht alle retten.«
Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. »Aber wir können die anderen beiden doch nicht zurücklassen!«
»Wenn du keinen besseren Vorschlag hast, müssen wir wohl die Tür eintreten. Das werden die Weepers hören und uns verfolgen. Dann bleibt uns nicht viel Zeit. Wenn diese Leute nicht aus eigener Kraft laufen können, müssen wir ihnen helfen, und mehr als eine Person kann keiner von uns tragen.« Er sah mich eindringlich an. Was erwartete er von mir?
Ich war völlig durcheinander. Ich konnte
Weitere Kostenlose Bücher