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The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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Dad auf den Balkon und hielt seinen Arm fest, damit er nicht das Gleichgewicht verlor. Dicke Regentropfen prasselten auf uns herab und durchnässten unsere Kleidung. Wir waren im vierten Stock. Joshua gab einen Schuss nach dem anderen ab, während ich der jungen Frau half. Sie taumelte und griff nach dem Geländer.
    Der Balkon war nicht groß genug für uns alle. Der braunhaarige Mann stieg auf die Leiter und kletterte nach unten. Ich folgte ihm. Dad war über mir. Bei jedem Schritt verzog er das Gesicht. Immer wieder rutschte er auf dem glitschigen Metall ab.
    Der Frau, die ein paar Sprossen über ihm war, erging es nicht besser. Wenn einer von ihnen den Halt verlor, würde er mich mit sich reißen.
    Joshua stellte das Feuer ein und kletterte ebenfalls die Leiter hinunter.
    »Sind sie weg?«, rief ich.
    »Ja, aber nicht für lange.« Er musste gegen den Wind anschreien, der stärker geworden war und mir die Haare in den Mund und ins Gesicht blies, so dass ich fast nichts mehr sehen konnte.
    Da ertönte ein Knurren unter mir. Ich sah nach unten.
    Am Boden warteten zwei Weepers auf uns.

»Nicht einschlafen, Sherry!«
    Ich setzte mich ruckartig auf, sodass mir das Gewehr beinahe aus den Händen gerutscht wäre.
    Dad deutete auf etwas direkt vor uns. »Da. Siehst du sie?«
    Ein paar Wachteln suchten auf der Lichtung nach Futter. Ich nickte.
    »Nimm sie ins Visier, pass auf, dass deine Hand nicht zittert, und dann drück ab.«
    Diese Lektion hatte er mir schon so oft gegeben, dass ich sie auswendig konnte.
    Es war ja auch kinderleicht.
    Trotzdem konnte ich mich nicht bewegen.
    Die Wachteln näherten sich dem Unterholz. Sie waren völlig ahnungslos.
    »Schieß, Sherry. Gleich sind sie weg.«
    Ich hob das Gewehr. Zielte. Nur eine kleine Bewegung meines Fingers, und die Wachtel würde das Zeitliche segnen.
    Sie sah auf, als hätte sie mich bemerkt. Aber dafür waren wir zu gut getarnt.
    Renn. Renn einfach los, du dummes Huhn.
    »Sherry!«
    Ich zuckte zusammen. Ein Schuss löste sich und hallte durch die Stille des Waldes.
    Aufgeschreckte Wachteln rannten in die Büsche.
    »Du hast sie absichtlich verfehlt, stimmt’s?« Dad sah mich mit einem Lächeln in den Augen an.

Zehn
    Ich starrte in trübe braune Augen. Eine eiterähnliche Flüs sigkeit strömte aus den Tränenkanälen und verschmierte die papierartige Haut. Im Gesicht der Kreatur waren keine Emotionen zu erkennen – nur Hunger und Gier. Da war nichts Menschliches mehr. Mit einem Knurren warf sich einer der Weepers gegen die Leiter. Die Erschütterung fuhr direkt in meinen Körper. Meine Finger umschlossen die regennassen Streben. Dann krachte das zweite Ungeheuer gegen die Leiter und brachte sie erneut zum Erzittern.
    Das war zu viel.
    Die Leiter neigte sich. Die Metallbefestigungen brachen aus der Wand.
    »Festhalten!«, rief Joshua. Ich klemmte den Arm um den Griff. Meine Schläfen pochten.
    Weitere Schläge erschütterten die Leiter. Was konnten wir nur tun?
    Ein Schrei hallte durch den Regen. Der Mann! Er schien langsam den Halt zu verlieren und starrte panisch auf die Weepers unter ihm.
    »Nein!« Sein Schrei gellte in meinen Ohren.
    Es war zu spät. Er fiel von der Leiter und schlug mit einem widerlichen Knacken auf dem Beton auf. Mit weit aufgerissenen, leblosen Augen lag er ausgestreckt auf dem Boden. Eine Blutpfütze bildete sich um seinen Kopf. Purpur auf Grau. Meine Muskeln erschlafften, und mein Griff um die Strebe lockerte sich.
    Sei stark.
    Ich schloss die Finger wieder um das Metall. Dann rich tete ich die Waffe auf die Weepers und drückte zweimal ab. Sie duckten sich, und die Kugeln verfehlten ihr Ziel.
    Verdammt, waren die schnell!
    Die Frau über Dad fing an zu schreien. Ich packte die Strebe und lehnte mich zurück, um sie besser sehen zu können, aber Regentropfen fielen in meine Augen. Ich zielte wieder auf die Weepers. Eine Kugel traf einen am Hals. Hautfetzen flogen umher. Die Sehnen hinter sei ner weißen Haut spannten sich kurz an, sein Rücken krümmte sich noch unnatürlicher zusammen, dann erschlafften seine Muskeln. Mit einem Kreischen ging er neben der Leiche des Mannes zu Boden.
    Der andere Weeper hatte mich fast erreicht. Ich konnte ihn schon riechen. Ein stechender Modergestank, wie ein dreckiger, feuchter Lappen, der seit Monaten nicht gewaschen worden war.
    »Sherry, aus dem Weg. Ich kann nicht richtig zielen«, rief Joshua.
    Wo sollte ich denn hin? Panik ergriff mich. Ich schoss einige weitere Male auf den Weeper. Eine Kugel

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