The Weepers - Und sie werden dich finden: Roman (German Edition)
ich wie angewurzelt stehen.
Ein Weeper kauerte auf der untersten Stufe. Seine gelben Augen fielen auf mich. Tränen quollen daraus hervor. Er fletschte die Zähne. Speichel tropfte von seinen Lippen. Am liebsten wäre ich weggelaufen, um mich zu verstecken, doch ich blieb, wo ich war.
Er stieß sich von der Treppe ab und stürzte auf mich zu. Mit klopfendem Herzen hob ich die Pistole und schoss.
Eine Kugel durchschlug seinen Hals. Blut spritzte in alle Richtungen. Der Weeper landete mit einem dumpfen Aufschlag auf den Stufen unter mir und krümmte sich, als hätte er einen Stromschlag bekommen.
Ich hielt den Atem an und ging auf ihn zu. Zitternd beugte ich mich vor, um mich zu vergewissern, dass er auch wirklich tot war. Kein Zweifel – sein Schädel war völlig zerschmettert. Hautfetzen klebten auf den Stufen.
Ich verdrängte die aufkommende Übelkeit, stieg über die Leiche und ging in Richtung Wohnzimmer. Ein weiterer toter Weeper lag vor der Tür und blutete auf den Blumenteppich.
Jetzt war alles still. Ich warf einen Blick ins Wohnzimmer. Larry und Geoffrey standen dort, die Waffen im An schlag. Zu ihren Füßen lagen zwei Weepers. Der eine war tot, der andere winselte noch vor sich hin. Sie brauchten meine Hilfe nicht.
Dann ertönten draußen Schüsse. Ich wirbelte herum. Ohne nachzudenken stürmte ich zur Eingangstür und riss sie auf. Der Anblick, der sich mir bot, hätte mich beinahe in die Knie gehen lassen.
Mehrere Weepers lagen ausgestreckt in der Einfahrt. Der Kies um sie herum glänzte rot von Blut. Dazwi schen lag ein menschlicher Körper. Oder was davon noch übrig war. Nicht viel. Galle schoss mir in die Kehle.
Ich hielt mich am Türrahmen fest. Alles verschwamm vor meinen Augen. Es donnerte, und Blitze zuckten am Himmel über Safe-haven. Joshua trat aus einem der Cottages und kam auf mich zu. Er hatte zwei Pistolen in der Hand und trug nur eine Pyjamahose. Sein Oberkörper war nackt. Schweiß glänzte auf seiner Haut. Er war bei Mom und Dad gewesen.
»Alles in Ordnung?«, fragte er und musterte mich eingehend. Jetzt regnete es in Strömen. Regentropfen peitschten gegen mein Gesicht.
Ich nickte schwach. »Mom? Dad?« Meine Stimme bebte.
»Die sind okay.«
Ich schluckte einen bitteren Geschmack hinunter und nickte in Richtung der Leiche.
Joshua folgte meinem Blick. Er sah mich traurig an und nahm mein Gesicht in seine Hände. »Es tut mir leid. Ich bin zu spät gekommen. Deine Grandma ist aus dem Haus zum Grab deines Großvaters gerannt, bevor wir sie aufhalten konnten. Die Weepers haben sie sofort erwischt.«
Grandma war tot. Die Weepers hatten sie umgebracht. Sie, die Einzige, die keine Angst vor dem Tod gehabt hatte.
Karen erschien neben uns. Sie war ebenfalls im Krankenzimmer gewesen. »Ist jemand verletzt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Larry? Geoffrey?«, rief sie. Die beiden erschienen hinter mir.
»Uns geht’s gut«, beruhigte Larry seine Frau. »Tyler und Rachel sind oben bei Emma und Marie.«
»Wo ist Bobby?« Ich sah mich um, und wieder nahm ein nur allzu vertrautes Zittern Besitz von meinem Körper.
»Ich bin hier!« Er lehnte sich aus dem Fenster des klei nen Cottage. Mom stand hinter ihm.
Langsam beruhigte ich mich wieder. Wir hatten über lebt. Nein, nicht alle von uns, rief ich mir ins Gedächtnis. Grandma war tot. Aber es hätte noch schlimmer kommen können. Viel schlimmer. Es war ein Wunder, dass wir nicht noch weitere Opfer zu beklagen hatten.
»Das ist das erste Mal, dass sie uns hier angegriffen haben«, sagte Geoffrey verwirrt.
Joshuas Miene verfinsterte sich. »Aber es wird nicht das letzte Mal sein.«
Safe-haven war nicht mehr sicher. Diese Zuflucht hatten sie uns genommen.
»Wo ist Mia?«, fragte Karen.
»Oben. Ich dachte, dort wäre sie sicherer.«
Joshua sah mich verwundert an. »Allein?«
»Ja.«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren rannte er an mir vorbei. Ich folgte ihm. In meiner Hektik wäre ich fast gestolpert.
»Joshua?«, schrie ich.
Er nahm zwei Stufen auf einmal und hatte die Waffe vor sich gerichtet. Hinter mir konnte ich Schritte hören, aber ich drehte mich nicht um.
Ich kam eine Sekunde nach Joshua im ersten Stock an.
»Wo ist sie?«
Ich öffnete die Tür der Wäschekammer und schob die Handtücher beiseite. »Sie …« Ich verstummte. Sie war weg. Ich rannte in unser Zimmer. Dort waren nur das zerbrochene Fenster und die Glasscherben auf dem Boden. »Mia?«
Nichts. Nur Stille.
Joshua stand neben mir. Ich hatte ihn noch nie
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