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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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mit Staub und toten Moskitos bedeckte Glasschei be war in acht gleichgroße Quadrate aufgeteilt, wodurch der Raum einer Gefängniszelle ähnelte. Moms Augen waren ausdruckslos, und die Stricknadeln lagen in ihrem Schoß. Sie bemerkte nicht einmal, dass sich Mia an sie schmiegte. »Mom?«, sagte Mia mit leiser Stimme. »Wo soll ich schlafen?« Ihre Finger umklammerten Moms Arm.
    Keine Reaktion.
    Mein Magen krampfte sich zusammen. Ich nahm Mom den Schlafsack ab und öffnete ihn. »Ihr müsst gemein sam darin schlafen, okay?« Ich strich Mia das ungekämmte Haar aus dem Gesicht. Sie nickte. Ihre Unterlippe zitterte, Rotz war unter ihrer Nase getrocknet und ihre Wange war mit Erdbeermarmelade verschmiert. Ich holte einen feuchten Lappen und wischte ihr damit das Gesicht ab, ohne dass sie dabei wie üblich protestierte.
    »Keine Angst. Ich schlafe gleich neben dir«, sagte ich. Sie vergrub ihr Gesicht in meiner Brust. Sanft löste ich mit den Fingern die verfilzten Haarsträhnen, und allmählich atmete sie etwas ruhiger.
    Klick. Klick.
    »Mom?«, flüsterte ich.
    Sie beachtete mich nicht, sondern strickte einfach weiter.
    Klick. Klick.
    Erinnerungen an den Bunker schossen mir durch den Kopf: Grandma, die auf dem Sofa saß und seit Grandpas Tod unablässig strickte. Wir hatten seine Leiche in die Tiefkühltruhe neben unsere schwindenden Vorräte ge legt.
    Vorsichtig, damit ich Mia nicht aufweckte, ergriff ich Moms Arm. »Mom?«
    Sie sah mich an, doch die Nadeln hielten nicht inne.
    Klick. Klick.
    »Sie ist komplett durch den Wind«, sagte Bobby. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er an der Wand hinter mir lehnte. Ich fuhr mir mit der Hand über die Augen, um die Tränen zurückzudrängen.
    Vorsichtig hob ich Mia in den Schlafsack. »Kannst du kurz auf sie aufpassen? Ich muss mal frische Luft schnappen.«
    Mit einem Achselzucken setzte sich Bobby neben Mia. »Sei vorsichtig«, rief er mir hinterher.
    Meine Beine zitterten. Wie konnte ich Bobby und Mia alleine hier zurücklassen, wenn Mom in dieser Verfas sung war?
    Nach Einbruch der Dunkelheit, als alle anderen fest schliefen, trafen wir uns in der Kapelle. Rachel und Tyler waren zum Wachdienst eingeteilt, daher blieb uns nicht viel Zeit. Joshua hatte Streichhölzer dabei und zündete ein paar Kerzen auf dem Altar an. Das warme Licht der Flammen, das auf den Boden und die Kirchbänke fiel, war hell genug, sodass wir nicht über die Deckentrümmer stolperten.
    Rachel kniete nieder, bekreuzigte sich vor dem Altar und flüsterte ein kurzes Gebet. Als sie sich erhob und die Knie abklopfte, waren die Sorgenfalten auf ihrem Ge sicht verschwunden. Ich fragte mich, wie sie nach allem, was geschehen war, noch glauben konnte.
    Wir glitten auf eine der Bänke. Durch den schweren Geruch von altem Papier und verwittertem Holz erhaschte ich einen Hauch von Weihrauch, als ob sich dieser Duft über die Jahrzehnte in Bänken und Wänden festgesetzt hätte. Ich fing an zu zittern, was vielleicht an der Christusfigur lag, die uns von dem Kreuz hoch über dem Altar anstarrte. Blut tropfte aus der Dornenkrone auf seine Stirn.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Joshua an Tyler und Rachel gewandt. »Ihr dürft den Wachdienst nicht zu lange aufschieben. Die Gegend wirkt zwar sicher, aber wir sollten kein Risiko eingehen. Außerdem will ich nicht, dass die anderen uns erwischen.«
    »Also.« Ich räusperte mich. »Habt ihr euch schon entschieden? Kommt ihr mit?«
    Tyler sah Rachel an, dann nickte er. »Ja.«
    Joshua legte einen Arm um meine Schultern und zog mich zu sich. Sein Gesicht wirkte im flackernden Licht sehr grimmig. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn es wirklich ein Heilmittel gibt, müssen wir es so schnell wie möglich finden. Sherrys Dad bleibt nur noch eine Woche, bevor er sich in einen Weeper verwandelt. Und wir wissen nicht, ob das Mittel wirkt, wenn sich jemand zu lange im Weeper-Stadium befunden hat.« Er ver stummte, und sein Blick wanderte ins Nichts.
    Er dachte an seine Schwester Zoe.
    »Das könnte auch unsere Chance sein, um Beweise gegen die Regierung zu sammeln«, verkündete ich. »Wir könnten alles auf Video aufnehmen, was uns auf dem Weg zum Zaun begegnet. So können wir dafür sorgen, dass die Leute erfahren, was auf dieser Seite wirklich passiert.«
    Joshua nickte. »Einen Versuch ist es wert. Zumindest können wir die Videos Geoffrey und den anderen zei gen.«
    Es freute mich, dass er meinen Plan nicht für verrückt hielt. »Also, morgen Abend?«, fragte

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