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The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)

Titel: The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Winnacker
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würde, wenn sie den Brief fand? Oder war sie zu apathisch, um mein Verschwinden überhaupt zu bemerken?
    Ich ließ das Fenster herunter. Die kühle Morgenluft fuhr durch mein Haar. Nebel lag auf den Straßen und färbte den Himmel blassgrau. Der Rhythmus, den Joshua mit den Händen auf dem Lenkrad trommelte, machte mich schläfrig.
    Dum. Dum. Dum dum. Dum.
    Meine Gedanken wurden so trüb wie die nebelverhan gene Landschaft. Hoffentlich vertrieb die Sonne bald die Erbsensuppe um uns herum.
    Dum. Dum. Dum dum. Dum.
    Der Highway 101 erstreckte sich vor uns. Unkraut wucherte aus den Rissen im Asphalt. Gelegentlich floh ein Reh vor uns ins Gebüsch.
    Stunden später ging die üppige grüne Hügellandschaft in eine leere, wüstenähnliche Ebene über, auf die erbarmungslos die Sonne niederbrannte. Die Luft, die ins Auto strömte, hätte auch aus einem Fön kommen kön nen. Die Interstate 15 führte direkt durch die Mojave-Wüste. Kadaver, deren Fleisch von der Sonne getrocknet war, lagen auf und neben der Straße. Hin und wieder mussten wir einem liegengebliebenen Auto oder einem umgekippten Verkehrszeichen ausweichen.
    Wir kamen an einem Schild vorbei, das die kaliforni sche Geisterstadt Calico ankündigte. Ich lächelte grimmig. Wer brauchte schon eine Geisterstadt in einem Geisterstaat? Ein paar Meilen dahinter wies ein weiteres Schild auf einen Costco-Supermarkt hin. Ich setzte mich auf und spürte, wie eine leichte Nervosität Besitz von mir ergriff.
    »Joshua, was hältst du davon, wenn wir da anhalten? Vielleicht gibt’s dort ja Benzin oder Vorräte? Vielleicht sogar Kameras, damit wir die Videos machen können?«, schlug ich vor.
    Er sah zu mir herüber und lächelte. »Gute Idee«, sagte er. »Machen wir.«
    Ich lehnte mich wieder zurück. Mein Shirt und die Jeans klebten an meinem Körper, und schon bald bedeckte eine feine Staubschicht meine schweißbedeckte Haut. Ich malte Muster hinein, bis meine Finger vor Schmutz ganz klebrig waren.
    Von der Rückbank ertönte ein Stöhnen. Das war das erste Mal, dass Rachel sich beschwerte. Dunkles, vor Feuch tig keit gelocktes Haar klebte auf ihrem blassen Gesicht. Ihre Haut glänzte. »Es hat mindestens vierzig Grad da draußen«, sagte sie und wischte sich die Haare aus der Stirn. »Mir ist schon ganz schlecht.«
    Ich sah auf die Uhr am Armaturenbrett.
    Wir waren seit 4 Stunden und 56 Minuten unterwegs.
    296 Minuten Schweigen, Schweiß und abgestandene Luft.
    »Sollen wir anhalten?«, fragte ich.
    Rachel hielt sich den Bauch. »Ich weiß nicht so recht.«
    »Gleich in der Nähe ist ein alter Costco«, sagte Joshua. »Sherry hat vorgeschlagen, dort Halt zu machen – mal sehen, ob’s dort noch Benzin oder Lebensmittel gibt. Hältst du solange durch?«
    Hastig und mit weit aufgerissenen Augen schüttelte sie den Kopf.
    »Joshua, halt an!«, rief ich.
    Er trat auf die Bremse. Schlitternd kamen wir zum Stehen. Rachel taumelte aus dem Auto, beugte sich vor und fing an zu würgen. Tyler hielt ihr die Haare, während sie sich übergab.
    Joshua und ich stiegen ebenfalls aus und sahen uns an. Irgendetwas war mit Rachel.
    Plötzlich hörte ich ein Klopfen. Es klang, als käme es aus dem Wagen. Ich zog die Waffe. Ob sich etwas im Fahr werk verfangen hatte?
    »Was ist das?«, fragte ich.
    Das Klopfen verwandelte sich in ein beharrliches Häm mern.
    »Es kommt aus dem Kofferraum«, sagte Joshua. Er zog die Pistole aus dem Hosenbund und ging auf das Auto zu.
    »Sei vorsichtig«, sagte ich und richtete meine eigene Waffe auf das Heck des Wagens.
    Behutsam, aber zügig öffnete Joshua die Klappe und sprang zurück, sobald er erkannte, was sich im Kofferraum befand.
    Es war Bobby. Ich ließ die Waffe sinken und atmete tief aus. Erleichterung überkam mich, dann eine alles durchdringende Panik. »Was zum Teufel machst du hier?«, stammelte ich.
    Er schwang die Beine aus dem Wagen und stand vor sichtig auf. Seine Kleidung und sein Haar trieften vor Schweiß.
    »Ich hab euch in der Kapelle belauscht«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ich will euch helfen. Ich muss einfach. Ich hab’s satt, immer nur rumzusitzen.«
    Er geriet ins Taumeln und musste sich am Wagen festhalten. Ich stützte ihn und berührte seine Stirn. Sie war glühend heiß. »Er braucht Wasser.«
    Ich strich das Haar von seiner feuchten Haut. »Himmel, Bobby, was hast du dir dabei gedacht?«, flüsterte ich. Ich konnte es kaum glauben. »Und wer passt jetzt auf Mom und Mia auf? Sie brauchen dich.« Ich sah Mia vor mir,

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