The Weepers - Wenn die Nacht Augen hat: Band 2 - Roman (German Edition)
ich.
»Morgen«, stimmten Rachel und Tyler zu. Sie hatten sich an den Händen genommen.
Joshua nickte mit zusammengepressten Lippen.
»Sollen wir den anderen davon erzählen?«, fragte ich.
Tyler wandte sich vom Kreuz ab, das er die ganze Zeit über angestarrt hatte. »Die würden nur versuchen, uns das auszureden. Wir wissen ja noch nicht mal mit Sicher heit, ob es jenseits des Zauns überhaupt ein Heilmittel gibt.«
Joshua spielte mit einer meiner Haarsträhnen. »Tyler hat recht. Sie würden es nicht verstehen. Für die muss sich das wie ein Selbstmordkommando anhören.«
Wirklich? Die Heiligen auf den Gemälden schienen mich zu mustern, mit ihren Blicken zu verurteilen. Hätten sie gewusst, was zu tun war? Ich senkte den Blick und starrte auf den grauen Steinboden.
»Wir können ihnen ja einen Brief schreiben. Dann wissen sie zumindest, wieso wir abgehauen sind.« Bobby musste ich auf jeden Fall eine Nachricht hinterlassen, um ihm meine Abreise zu erklären und ihn zu bitten, auf Mia und Mom aufzupassen.
Rachel rutschte auf der Bank herum, als würde sie ebenfalls die Blicke der Heiligen auf sich spüren. »Was ist mit dem Auto? Brauchen sie das nicht?«
»Sie brauchen nicht alle drei. Außerdem gehört der Lin coln mir. Den wird schon keiner vermissen«, sagte Joshua.
»Also brechen wir vor Sonnenaufgang auf, solange die anderen noch schlafen. Wir nehmen den Highway 101 bis nach L.A. und dann die Interstate 15 nach Nevada. Sie führt direkt nach Las Vegas – wenn der Zaun nicht wäre. Bist du sicher, dass er südlich von Vegas verläuft?«
Tyler nickte. »Ziemlich sicher.«
»Okay. Wir bleiben auf der I-15, bis wir nicht mehr weiterkönnen. Da wir nicht genau wissen, wo der Zaun ist, müssen wir uns möglicherweise eine Zeit lang durchs Gelände schlagen«, sagte ich.
Joshua runzelte die Stirn. »Tyler, weißt du, wie nah man an den Zaun ran kann, ohne von Hubschraubern oder so entdeckt zu werden?«
»Ich … keine Ahnung. Ein paar Meilen vielleicht.«
»Aber was, wenn sie nicht nur die unmittelbare Umgebung des Zauns, sondern das ganze Gebiet beobachten?«
Darauf sagte niemand etwas. Falls das Militär uns er wischte, würden wir nicht mit einer einfachen Verwarnung davonkommen.
»Wir müssen eben vorsichtig sein«, sagte Joshua schließlich. »In erster Linie geht es darum, den Tunnel zu finden.«
Ich schloss kurz die Augen und holte tief Luft. »Und wenn wir den Tunnel gefunden haben, kriechen wir hindurch. Genau wie Tyler, als er aus dem Labor entkommen ist. Von da an musst du die Führung übernehmen, Tyler.«
Joshua und ich schlichen uns zum Schlafraum im Hauptgebäude zurück. Da wir keinen Strom hatten, mussten wir uns im Dunkeln vortasten. Während wir den Schlafraum auf der Suche nach einem freien Platz durchquerten, hörten wir gleichmäßiges Atmen und Schnarchen um uns herum. Wir legten uns auf den auf dem alten Holz boden ausgebreiteten Schlafsack. Nachts war die sommerliche Hitze nicht ganz so drückend, aber es war immer noch so warm, dass wir uns nicht zudecken mussten. Ich legte meinen Kopf auf Joshuas Brust. Er vergrub seine Finger in meinem Haar und streichelte mich. Meine Lider wurden schwer, ich entspannte mich. Doch selbst seine Nähe ließ mich nicht vergessen, was vor uns lag.
Drei Stunden unruhigen Schlafs später kritzelte ich eine kurze Nachricht. Niemand rührte sich, nur Mia mur melte etwas im Schlaf vor sich hin. Bobby hatte sich den Schlafsack über den Kopf gezogen, sodass ich nur die Umrisse seines Körpers ausmachen konnte. Hätte ich doch nur noch einmal seinen wuscheligen Blondschopf sehen können. Am liebsten hätte ich ihn umarmt und mich auch von Mia verabschiedet, aber das konnte ich nicht riskieren. Selbst wenn ich sie möglicherweise nie wieder in den Armen halten würde.
Es war noch dunkel, als wir uns mit den anderen im Innenhof trafen. Rachel und Tyler hatten die ganze Nacht über Wache gehalten. Sie hatten müde Gesichter und dunkle Ringe unter den Augen.
»Habt ihr alles dabei?«, fragte Joshua.
Tyler nickte gähnend. »Wasser und Proviant sind im Kofferraum. Die Waffen liegen auf dem Rücksitz.«
»Hat niemand was gemerkt?«, fragte ich und sah zu den dunklen Fenstern des Missionsgebäudes auf.
»Nein. Das wissen wir genau. Wir haben schließlich Wa che gehalten«, sagte Rachel mit einem knappen Lächeln.
Die ersten Sonnenstrahlen erschienen am Horizont, als wir uns in den Wagen zwängten und losfuhren. Ob sich Mom wohl Sorgen machen
Weitere Kostenlose Bücher