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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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gefunden. Thea war gegangen.
    Die alte Uhr, die auf dem Kaminsims stand, schlug halb elf, als Nat sich einen Whisky eingoß. Es war zwanzig nach zehn.
    Die Zeit für das erste Glas schob sich an manchen Tagen zu weit nach vorn. Nat wußte das, und es gefiel ihm gar nicht.
    Doch er trank mit großen Schlucken und wartete auf die Wärme, die gleich in seinem Körper sein würde. Er dachte, daß er auf dem Weg war, ein Trinker zu werden. Er stellte das Glas hinter die Bücher, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten.
    Eine Minute später kam Frau Posnack.
    Die Begrüßung war kühl. Er bot an, Kaffee zu machen. Sie lehnte ab. Dann klingelte das Telefon. Nat haßte es, daß die Posnack den Hörer grapschte, ehe er ihn erreicht hatte. Als Nat den Hörer nahm, hörte er nur noch das Klicken.
    »War ohnehin für Frau Friedberg«, sagte die Posnack, »der Mann hat seinen Namen aber nicht gesagt.«
    Nat versuchte, ruhig zu sein.
    »Wir spielen nicht Hase und Igel«, sagte er, »das Telefon wird von mir beantwortet.«
    Frau Posnack verschwand in der Küche.
    Nat holte das Glas hinter den Büchern hervor und goß noch mal einen großen Whisky ein. Er las das Kapitel, das er übersetzen wollte, und verstand kein Wort.
    Ein Mann verlangte nach Thea und nannte keinen Namen.
    Konnte der Trommler deutsch? Hatte er englisch gesprochen und die Posnack nur Friedberg gehört und sonst gar nichts verstanden? Einer, den Thea heimlich traf, um nachher zu tun, als hätte das Heranholen der Tanne ihr die Zeit genommen?
    Nat stand schon vor der Küchentür. Doch er drehte um. Er wollte sich nicht vor der Posnack demütigen und nach dem Anrufer fragen.
    Nat griff nach der Flasche. Er mußte eine neue kaufen, ehe Thea merkte, daß er die schon leergetrunken hatte.
    Feige, den Namen nicht zu nennen und aufzulegen.
    Nat sah das kleine Foto an, das er in einer der Jackentaschen gefunden hatte. Er wollte das Negativ heraussuchen und zum Vergrößern bringen.
    Nat schien es, als sei er seit Sommer des vorigen Jahres nur damit beschäftigt, Thea zu halten.
    Nat fuhr in das Parkhaus und fand im Tiefgeschoß einen Platz, an dem er bequem aussteigen konnte.
    Als er die erste der beiden schweren Eisentüren öffnen wollte, die von der Garage zum Aufzug führten, hörte er das kurze, harte Klacken von hohen Absätzen. Er drehte sich um und sah eine Frau kommen.
    Nat mühte sich nicht mehr mit der Tür. Die Frau hielt ihm die Türen auf und wartete mit ihm auf den Aufzug, obwohl sie nur eine Treppe hatte.
    Es dauerte mit dem Aufzug, und Nat sagte, daß die Türen oben keine Schwierigkeit seien, und die Frau lachte, und um ihre Augen waren kleine Fältchen.
    Nat dachte, daß Thea ganz schmale Augen hatte, wenn sie lachte.
    »Schade, daß wir schon da sind«, sagte die Frau, als sie oben ankamen, und hielt ihm noch eine Tür auf, und dann standen sie in der Passage.
    Sie ging davon und drehte sich noch einmal um, und Nat nickte und hatte schon das kleine Foto in der Hand, um nach Theas Augen zu sehen. Er steckte es wieder in die Innentasche seiner Lederjacke und brachte das Negativ in den Fotoladen.
    Nebenan kaufte er Tee und ein Sieb, das sie nicht brauchten, weil es immer noch drei silberne Teekugeln gab, die alle aus dem Haushalt seiner Mutter stammten. Nat kaufte es nur, weil er noch nie eines in einer so schrillen Farbe gesehen hatte.
    Louise hätte es schrecklich gefunden.
    Nat wollte noch in das Kaufhaus auf der anderen Seite der Straße, um den Whisky zu kaufen und Wein, doch es goß aus Kübeln, und Nat kehrte in die Passage zurück.
    Als er an dem Sektstand vorbeikam, um den sich auch zu der Zeit des Tages Leute drängten, löste sich ein Mann aus den Reihen.
    »Nat. Schön, Sie zu sehen.«
    Nat blieb stehen und erkannte den Art Director eines Verlages, für den er mal gearbeitet hatte.
    »Tut mir leid, daß Ihnen das passiert ist.«
    Nat lächelte.
    »Ich lebe ganz gut«, sagte er.
    »Sie haben ja auch Thea.«
    »Ja«, sagte Nat, »ich habe Thea.«
    »Sie haben sich so zurückgezogen«, sagte der Art Director, »lassen Sie doch mal von sich hören.«
    Nat nickte und wußte schon, daß er sich nicht melden wollte, und war dankbar, weiterzukommen. Er hoffte, keinem Bekannten mehr zu begegnen.
    Den Wein kaufte er im Bistro am Ende der Passage.
    Er trank noch ein Glas, und als der Alte kam und das Klavier aufklappte und anfing, die Lieder zu spielen, die Nat auch spielte, bestellte Nat noch ein zweites.
    Er würde Thea nichts sagen von dem

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