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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Landman.
    »I ought to change much more«, sagte Nat.
    »There is a clinic in Scotland. They try to cure it.«
    Nat war verwirrt von der Wende des Gesprächs. Er staunte noch seinem Satz nach und kapierte nicht gleich, wovon Landman sprach.
    »No one can cure it«, sagte er mit Verzögerung.
    »They can.«
    »Who said so?«
    »A doctor.«
    »Not old Love?«
    Nat legte alle Skepsis in seine Stimme.
    »Love«, sagte sein Vater.
    »He is in his nineties.«
    »He isn't nuts.«
    »No one can cure it.«
    Nat sagte es so eindringlich, als wolle er sich gegen einen Angriff wehren. Doch Landman schien schon die Lust verloren zu haben an Nats Heilung. Er hob die Hand und holte den Kellner herbei.
    Thea suchte nach ihrer Tasche und sah sie unter dem Tisch stehen.
    »Laß ihn zahlen«, sagte Nat, »das ist seine letzte Investition in uns.«
    Landman legte eine Kreditkarte auf die Rechnung und guckte Nat an.
    »You like your situation.«
    »Ich genieße sie«, sagte Nat, »die Süße des Unvermögens. Ich sitze und Thea sorgt.«
    Er hörte sich selbst nicht zu. Es fiel ihm nicht mal auf, daß er deutsch gesprochen hatte. Er sah auch Theas Gesicht nicht.
    »That's the punishment«, sagte Landman, der Nat nicht verstanden hatte, »Love said so.«
    »Strafe für was?« fragte Thea.
    »Das ist lächerlich«, sagte Nat.
    Thea stand auf und steuerte das Chromobjekt an, das als Kleiderstange diente. Der Boden schien nicht fest unter ihren Füßen, dabei hatten sie nur eine Flasche Wein getrunken, und die Whiskys waren lange her.
    »Leave him«, sagte Landman neben ihr.
    Er nahm Thea den Mantel aus der Hand, den sie gerade vom Haken genommen hatte, und hielt ihn ihr hin. Thea fand den Ärmel nicht.
    »Sarah is tired«, sagte sie, um irgendwas zu sagen. Er hatte sie erschreckt.
    »Sarah is twenty-two.«
    Landmans Ton schloß Müdigkeit bei einer Zweiundzwanzigjährigen aus.
    »Leave him.«
    Das Echo, dachte Thea und drehte sich um. Nat stand nicht in Hörnähe, doch er sah sie und seinen Vater so konzentriert an, daß er ihnen vermutlich von den Lippen las.
    »Nat is a liar«, sagte Landman.
    Nat, der Lügner. Das dachte sie lange schon.
    Thea nahm Nats Trench, den Nat doch nie anzog, nur, zu einem Päckchen gefaltet, auf den Schoß legte.
    Ein Fallschirm für den äußersten Fall.
    »Zieh ihn an«, sagte sie, »der Regen fällt in so dicken Tropfen, daß du sonst blaue Flecken bekommst.«
    »Mäntel stehen mir nicht mehr«, sagte Nat, »du kannst ja deinen Schirm über mich halten.«
    »Du sitzt und ich sorge.«
    Nats Nicken deutete an, daß er gehört hatte. Doch er nahm die Spitze nicht auf.
    »Das Taxi soll kommen«, sagte er, »ich kann den Abschiedsschmerz nicht länger ertragen.«
    »Du hast vergessen, Spott in deine Stimme zu legen.«
    »Vermißt du deinen Vater nicht?«
    »Lenk dein Interesse lieber auf deinen. Sonst vergißt er noch, sich zu verabschieden.«
    »Ich habe nur noch dich«, sagte Nat.
    »Geh mir nicht auf die Nerven«, sagte Thea.
    »Du hast mich und Gloria.«
    »Ein wirklich guter Augenblick für eine Bestandsaufnahme.«
    »Ich will wissen, wen du sonst noch hast.«
    »You always talk German«, sagte Sarah.
    Der hohe Pelzkragen ihrer schwarzen Stoffjacke verdeckte ihr Gesicht halb und dämpfte ihre Stimme, doch der Vorwurf war deutlich.
    »The Feingolds came from Germany«, sagte Nathaniel Landman.
    »Two hundred years ago«, sagte Nat.
    »Anyway, you found your country.«
    Thea hörte den Diesel des Taxis, noch ehe sich die Tür öffnete.
    »Das Taxi«, sagte Nat und nickte dem Mann zu, der in der Tür stand und sie mit säuerlicher Miene ansah.
    »Sie hätten anmelden müssen, daß das eine Behindertenfahrt ist«, sagte der Mann.
    »Nur der Herr und die Dame«, sagte Nat.
    Landman nahm Sarahs Arm und schob sie hinaus.
    »Spannst du den Schirm auf?« fragte Nat.
    »Nein«, sagte Thea.
    Sarah setzte sich sofort ins Taxi. Es regnete ihr zu stark für einen Abschied. Nats Vater streckte die Hand aus.
    »You'll hear from me«, sagte er.
    Nat nahm die Hand und hielt sie länger, als es Landman gefiel.
    Er zog die Hand zurück und ging zum Taxi.
    »Ich bin der einsamste Mensch auf der Welt«, sagte Nat, als das Taxi anfuhr. Er sah müde aus. Viel müder als Sarah.
    Das linke Blatt schmierte und schob die Tropfen nicht weg, die noch immer in die Bahn des Scheibenwischers liefen, obwohl es zu regnen aufgehört hatte. Nat schaltete eine schnellere Stufe ein. Die Sicht besserte sich nicht.
    »Laß endlich den Motor an«,

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