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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Landman nahm den letzten Löffel und ließ die puderzuckerige Pfefferminze liegen. Er antwortete nicht.
    Nat tauschte einen Blick mit Thea, und Thea stand auf, um den Rollstuhl zu holen, der in einer Ecke stand, als gehöre er nicht zu Nat und diesem Tisch. Nathaniel Landman hatte darauf gedrungen, daß sich Nat auf einen der Chromstühle mit weißem Kunststoffgeflecht setzte.
    Er wandte den Kopf ab, während Nat den Sitz wechselte. Die Sekunden, die Nat sich nahm, waren ihm schon zu viele, obwohl keiner aufmerksam wurde.
    »Tell the people that I took part in the Falklands«, sagte Nat. Sein Vater sah ihn drohend an. Nat dachte, daß er das wahrscheinlich für eine Kränkung der Falklandkrieger hielt.
    »Take it«, sagte Sarah und wedelte mit dem Papier in der Luft, als habe sie einen Kranich gefaltet.
    Nathaniel Landman nahm es ihr aus der Hand und knickte es ein paarmal, bis ein ganz kleines Format daraus geworden war.
    Der Londoner Notar, dem Nats Erklärung vorgelegt werden sollte, würde sie für die Glücksbotschaft in einem chinesischen Neujahrscracker halten.
    »Das kann nicht genügen«, sagte Thea, »der Notar läßt dich sicher noch antanzen.«
    Nat nickte. Er sah zu seinem Vater, der nach vorn geneigt saß und Sarahs getuschelten Sätzen lauschte.
    »Keine Sorge«, sagte Nat, »seine Konzepte sind von gnadenloser Konsequenz. Erst die Enterbung, und dann streicht er mich aus dem Adreßbuch und Tage später aus dem Gedächtnis.«
    »Und zuletzt zerfetzt er das Foto des Jaguars«, sagte Thea.
    Die Aufnahme des alten Mk2, den Nat schon in London gefahren hatte, war aus Landmans krokodillederner Brieftasche gefallen, als er die vorbereitete Erklärung herausholte. Nat hatte kurz draufgeschaut und dann die Halogenlampen an der Decke betrachtet, die ihn nicht die Bohne interessierten.
    Doch Thea hatte auf das Bild gestarrt und den Blick nicht abwenden können. Nur sie erinnerte sich an den Jaguar, wie er mitten auf der Straße stand, mit aufgerissenem Blech.
    »That's a pity.«
    In Nathaniel Landmans Stimme hatte Trauer um die silberlackierte Limousine geschwungen.
    »The best car you ever had.«
    Doch Nat hatte das beste Auto nicht beachten wollen. Er war erst wieder aufmerksam gewesen, als Sarah sagte, daß sein Vater nur zwei Bilder in der Brieftasche habe. Von Sarah und vom Jaguar.
    »Ich kann mich nicht erinnern, daß er dieses Bild gemacht hat«, sagte Nat und nahm sich die Erdbeere, die noch neben Theas Vanille creme lag.
    »Wann hat er dir den Wagen geschenkt?« fragte Thea.
    »Nachdem ich ihm von Louises Leukämie erzählt hatte«, sagte er, »ich hatte ihn schon drei Jahre, als ich dich traf.«
    »Um dich zu trösten?«
    Nathaniel Landman schaute auf. Sarahs Tuschelei interessierte ihn nicht länger. Er zog an dem Knoten der schwarzen Krawatte, die seinem dunkelkarierten Jackett eine zu große Feierlichkeit gab, und drehte sich nach dem Kellner um.
    »Bestechung«, sagte Nat, »ich sollte ihm Louise und ihr Leiden vom Hals halten.«
    »Hast du es getan?«
    »Ich habe mir keine besondere Mühe gegeben.«
    »Hatte er immer schon schwarze Krawatten?«
    Nat nickte.
    »Ton in Ton mit dem gefärbten Schnurrbart«, sagte er, »darauf fliegt sie sicher. Alles schwarz.«
    »Er hat den englischen Charme«, sagte Thea, »die Arroganz der Augenbrauen. Dagegen sind auch die einheimischen Frauen nicht gefeit.«
    Nat zog die Brauen hoch.
    »Laß es«, sagte Thea.
    »Sie tun es von selbst«, sagte Nat.
    »Gib zu, daß du schon als Kleinkind vor dem Spiegel gestanden und geübt hast.«
    »Im Gegenteil. Ich versuchte es zu vermeiden. Louise haßte die einzige Ähnlichkeit, die ich mit meinem Vater habe.«
    Die neuerliche Nennung des Namens Louise lenkte Landmans Interesse auf Nat. Er schnitt mit der flachen Hand durch die Luft, um Sarah zu unterbrechen. Sarah schien die Geste zu kennen. Sie schwieg. Auf ihrem Gesicht lag die Verlegenheit, die sie in der ersten Stunde gehabt hatte.
    »Die Feingolds«, sagte Nat, »nannten ihn Louises Knaben. Sieben Jahre jünger. Sie nahmen ihn nie ernst. Vielleicht tut es ihm gut, jetzt den alten Tyrannen zu spielen.«
    »English is the language«, sagte Landman.
    »The Feingolds«, sagte Nat, »they never liked you.«
    »Eine grobe Übersetzung«, sagte Thea.
    Nat zuckte die Achseln.
    »You are not a Landman.«
    »Ich sagte es doch«, sagte Nat, »seine Konzepte sind von gnadenloser Konsequenz. Nachher zweifelt er noch die Vaterschaft an.«
    »I'd like you to change your name«, sagte

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