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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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sagte Thea.
    »Daß du blind fährst, ist bekannt.«
    Thea sagte nichts darauf. Sie klopfte an die Windschutzscheibe und brachte einen großen Tropfen zum Laufen.
    »Schnall dich an«, sagte Nat.
    »Dann fahr los.«
    »Mir fehlt die Rechtssteuerung. Auf deiner Seite ist die Scheibe trocken.«
    Thea dachte an das Foto des Mk2 aus Landmans Brieftasche und an das Auto, das von links in ihn hineingefahren war.
    »Sie sind vierzig Jahre auseinander«, sagte sie.
    »Sarah ist erst zweiundzwanzig?«
    »Ja.«
    »Was hat er an der Garderobe gewollt? Er preschte hinter dir her, als ob es um Himmel und Hölle ginge.«
    »Er wollte nur Sarahs Mantel holen.«
    »Du lügst«, sagte Nat.
    »Ja«, sagte Thea und dachte darüber nach, warum Landman sie aufgefordert hatte, Nat zu verlassen. Nat ohne Sorgerin konnte nicht sein Interesse sein.
    Nat ließ den Motor an. Er hängte sich so dicht vor das Lenkrad, daß er es mit der Brust berührte.
    »Siehst du so besser?«
    Nat nahm eine normalere Haltung an und sah in den Spiegel.
    »Hinten ist auch alles zu.«
    »Du hast genug Platz, um aus der Lücke zu kommen.«
    »Ein Glück, daß ich eine Frau habe, die durch vollgeregnete Scheiben gucken kann und keine Scheu hat, Lügen einzugestehen.«
    »Wer ist Love?« fragte Thea.
    Nat setzte zurück und fuhr das Auto aus der Lücke.
    »Hat er mich einen Versager genannt?«
    »Dein Vater?«
    »Natürlich mein Vater.«
    »Nein«, sagte Thea, »wer ist Love?«
    »Der Arzt der Landmans. Louise konsultierte ihn nach der Trennung noch. Er hat auch den Totenschein geschrieben.«
    »Hast du ihn geholt, als Louise im Sterben lag?«
    »Sie war schon tot, als er kam.«
    »Und danach? Hattest du noch Kontakt zu ihm?«
    »Das letztemal habe ich ihn auf ihrer Beerdigung gesehen.«
    »Was meinte er mit der Strafe?«
    »Dummes Gequatsche. Love ist schon lange nuts. Als ich vierzehn war, hat er mich in Louises Auftrag auf die Gefahren des Geschlechtslebens hingewiesen. Da hättest du Freude gehabt.«
    »Und die Klinik in Schottland?«
    »Keiner kann Nerven zusammenflicken.«
    »Du hast doch nicht einen Schimmer Ahnung von deren Arbeit.«
    »Nein«, sagte Nat, »und es interessiert mich auch nicht. Keiner bringt mich auf die Beine.«
    »Du hast Angst, daß es einem gelingen könnte. Dir gefällt es so. Dein Vater hat das auch schon kapiert.«
    »Sing nur sein Lied«, sagte Nat.
    »Du müßtest lechzen nach einer Chance.«
    »Mein Leben könnte nicht angenehmer sein«, sagte Nat, »stillsitzen bei dir, das hält dich in Schach, und ansonsten spiel' ich Eishockey.«
    Thea sah ihn an. »Oder ich laufe mit dem Kleinen in dem Fischgrätmantel herum.«
    »Du erinnerst dich an den Mantel?«
    »Die ganze Kirche stank danach.«
    »Du kennst den Kleinen«, sagte Thea, »und er kennt dich.«
    »Nicht meine Kreise«, sagte Nat.
    »Du kennst seine Kreise?«
    »Mach mich nicht wahnsinnig.«
    »Du bist es schon, und ich werde es auch sein, wenn ich dir nicht vorher entkomme.«
    »Entkommen. Nenn es lieber im Stich lassen.«
    »Du kannst allein leben.«
    »Ich glaube, das haben wir alles schon mal gesagt«, sagte Nat.
    »Ja«, sagte Thea, »unser verdammtes Karussell dreht sich um immer dieselben Bilder herum. Gut, daß ich abspringe.«
    »Du wolltest mir nicht drohen.«
    »Ich drohe nicht«, sagte Thea, »ich tu' es.«
    »Du hast gar kein Geld«, sagte Nat. »Ich kriege einen neuen Vertrag. Er kann jeden Tag kommen.«
    Nat hielt abrupt an und stand auf einer Kreuzung. Hinter ihnen leuchtete eine Lichthupe auf. Das Auto scherte links an ihnen vorbei und streifte sie fast.
    »Idiot«, sagte Nat.
    Thea sah aus ihrem Seitenfenster.
    »Dahinten kommen noch viele Idioten«, sagte sie.
    »Sollen sie doch«, sagte Nat.
    »Mir in die Tür hineindonnern?«
    »Dann wären wir quitt.«
    Thea löste ihren Gurt und hatte schon den Türgriff gezogen, als Nat anfuhr. Thea fiel in den Sitz.
    »Wer sich am Kreuzweg aufhält, sieht die Geister«, sagte sie, »deine Mutter hätte uns erscheinen können, um mich wissen zu lassen, was Love meinte.«
    »So viel hast du doch gar nicht getrunken«, sagte Nat.
    »Vielleicht hast du ihr ja ein Medikament vorenthalten.«
    »Vielleicht habe ich ihr eins zuviel gegeben.«
    Thea schob die Hand in ihren Schal, doch er hing locker am Hals und schnürte nicht ein. Der Druck, der ihr die Luft nahm, lag schwer und warm auf der Brust. Thea beugte sich vor und schob am Schalter der Heizung. Die Bewegung war schon zu hastig gewesen. Ihr wurde schwindlig.
    »Ist dir

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