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Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)

Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)

Titel: Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Violet Mascarpone
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Tornado bestanden darauf, bei der Beisetzung an Biscuits Seite zu sein,obwohl Biscuit ihnen versicherte, er schaffe es auch alleine. Wortlos und stumm liefen sie hinter dem Sarg her, den Biscuit und ein paar andere Männer schulterten. Es war ein kalter trockener Tag und Kai fand die weißen Nebelfetzen, die zwischen den Bäumen des Friedhofes hingen und die Szene in ein düsteres Endzeitflair tauchten, mehr als angemessen für diesen besonderen Tag. Wenn man ihn beerdigte, sollte die Sonne nicht scheinen.
    Die Trauergäste bestanden überwiegend aus den Heimbewohnern, Biscuits Onkel Ortwin, ein paar Pflegern und ihnen.
    Ortwin und Biscuit waren die Einzigen, die Anzüge und schwere anthrazitfarbene Wollmäntel darüber trugen. Die Heimbewohner waren bekleidet wie immer, was bedeutete, sie trugen Sachen, die sie für schick hielten wie zum Beispiel bunte Jogginganzüge.
    Es gab keinen Geistlichen, der die Trauerrede hielt, stattdessen hatte Ortwin sich in Absprache mit Biscuit entschieden, seiner Schwester die letzten Worte mit auf den Weg ins Was-weiß-ich-Land zu geben.
    Kritisch besah Ortwin die beiden Jungs zu Biscuits Seite. Biscuit hatte seinen Onkel vorher nicht über seinen neuen Beziehungsstatus in Kenntnis gesetzt. Er rechnete es Ortwin hoch an, dass er seinem Befremden keinen Ausdruck verlieh, als Biscuit die beiden als seine Partner vorstellte. Mit gleichgültigem Gesichtsausdruck erwiderte er: „Das tut mir leid für euch. Sehr erfreut. Ortwin von Metz.“ Er streckte seine Hand aus und Tornado lachte.
     
    In einem blumengeschmückten Eichensarg lag Oizys Moodys toter Körper und Biscuit musste den Gedanken an Verwesung, Leichenstarre und Totenflecken verdrängen, als er ihn anblickte.
    Er war erleichtert, als Ortwin ihm anbot, die Trauerrede zu halten. Biscuit hätte nicht gewusst, was er sagen sollte, während er Menschen ins Gesicht sah, die seine Mutter nicht kannten oder die ihm fremd und unheimlich waren, so wie die psychisch Kranken, die sich miteinander unterhielten. Ein Mann steckte sich eine Zigarette an, einer Frau wurde es wohl zu langweilig und sie stolperte ziellos über den Friedhof. Biscuit machte es kribbelig, wie sie sich auf dem letzten Weg seiner Mutter verhielten. Natürlich, sie waren krank, sie konnten wohl nicht anders, aber sie störten ihn und am liebsten hätte er sie weg geschickt.
    „ Nervt es dich, dass sie so unruhig sind?“, raunte Tornado ihm zu.
    „ Ein wenig“, untertrieb Biscuit.
    Tornado überlegte. Ihn störte es nicht. Warum auch? Im Gegensatz zu Biscuit und Kai empfand er weder Mitleid für sie, noch Angst vor ihnen, also ging er auf die neun Mann starke Truppe zu und grinste sie an. „Hey, wärt ihr so nett mal ein bisschen ruhig zu sein? Ist ne Beerdigung, ihr wisst schon. Wenn der Typ“, er deutete auf Onkel Ortwin, „anfängt zu reden, dann hört zu und raucht nicht und auch keine Unterhaltungen. Alles klar?“
    Die Gruppe nickte. Natürlich hielt der Friede nur eine Minute, aber als Tornado sich umdrehte und seinen Finger vor die Lippen legte, während er sie drohend anfunkelte, erhielt er eine zweite.
    Ortwin sah seinen blassen Neffen an, klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter und näherte sich dem offenen Grab und schwieg eine Minute, bevor er die Trauernden anblickte und sagte: „Heute stehe ich hier, um gemeinsam mit Ihnen und euch Abschied von meiner Schwester Oizys zu nehmen. Letzten Monat haben wir telefoniert und Oizys sagte mir, wie froh sie wäre, wenn der Frühling beginnt. Und nun bin ich traurig, sie ihn nicht mehr erleben zu sehen. Ich weiß nicht, wo ihre Seele sich befindet, aber ich hoffe an einem schöneren Ort, als dieses Leben für sie war ...“
    Das Geplapper aus der letzten Reihe setzte wieder an und Tornado brachte die Bande zur Räson, indem er ihnen versprach, ihnen seine Zigaretten zu schenken, wenn sie still blieben. Er ging wieder zu Biscuit, der ihm danke zuflüsterte.
    „ Oizys war ein kreativer Mensch, in kranken Phasen ebenso, wie in gesunden. Während ihrer Schwangerschaft entwickelte sie eine fanatische Leidenschaft für Törtchen und Kuchen und schuf die interessantesten Kreationen; sie war eine großartige Köchin. Jeder in ihrem Bekanntenkreis war wild auf ihre Backkunst. Unter dem Protest aller Verwandten bestand sie darauf, ihren Sohn zu nennen, wie das, was ihr zu diesem Zeitpunkt das Liebste war. Sie ließ sich nicht davon abhalten ihren geliebten Sohn nach einer Süßigkeit zu benennen und ihn ebenso zu

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