Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)
über den Essigkrieg und die 97er-Revolution, als seine Zimmertür geöffnet wurde. Biscuit.
„ Mir ist nicht aus dem Kopf gegangen, dass du zeichnest. Zeigst du mir etwas?“
„ Ich weiß gerade nicht, wo ich Zeichnungen habe … ich guck später nach.“
„ Du besitzt nicht gerade viel. Vielleicht solltest du in einer der zwei Kisten suchen.“ Biscuit war klar gewesen, dass Kai sich sträuben würde. Mürrisch rappelte sich Kai auf und holte das Skizzenbuch aus seinem Rucksack. Er überreichte es Biscuit unwillig. Einen kurzen Moment verspürte Biscuit Angst, die Zeichnungen wären schlecht. Biscuit klappte das Buch auf. Eine Pflanze, war es eine Akelei? Pedantisch genau abgezeichnet. Ein paar Schuhe. Kais. Er erkannte sie. Einmal, zwei Mal, drei Mal, vier Mal. Mit jedem Mal besser werdend. Ein Telefon, eine Uhr. Er übte, arbeitete an seinen Strichen, den Schatten, den Details. Dann ein kleines dickes Einhorn, auf dessen Rücken schimpfende Elfen saßen. Ein Apfel, ein Schwanz, dessen Innenleben ein scharf gezeichneter Transformer darstellte, eine Hand, ein Kuss … Tornado mit vielen Strichen, Radiergummi getupft. Eine Pinie, der Geister entstiegen. „Kai. Das ist gut. Ich meine nicht perfekt, aber richtig gut.“
Der Junge wurde rot und nahm ihm das Buch ab. „Ist nur Quatsch. Nichts Besonderes.“
War es doch, wusste Biscuit. „Was willst du machen, wenn du deinen Abschluss hast?“
Kai verzog das Gesicht. „Was halt geht. Maler und Lackierer. Vielleicht was Kaufmännisches.“
Biscuit nickte. Klang vernünftig. Klang nicht gut. „Was ist mit Kunst?“
„ Mit meinem Abschluss kann ich nichts studieren.“
Das stimmte. Biscuit wusste keine Lösung, aber wenn Kai aus dieser Begabung nichts machte, wäre er nicht Biscuit Moody. „Man muss nichts studieren. Sieh mich an. Ich bin nur Koch.“
„Du bist aber auch irgendwie cooler als ich.“
Biscuit ergriff seine Hand. „Ja, aber vielleicht ist das dein Kapital. Nicht cool zu sein. Zeichne weiter und ich denke nach, was du daraus machen kannst.“
Kai versenkte sich wieder in das stinklangweilige Geschichtsbuch: „Lass mal. Ich bin für so was nicht gut genug.“
Nachdenklich sah er ihn an. „Darf ich mir deine Zeichnungen ausleihen?“
„Wenn's dir Freude macht“, erwiderte Kai gleichgültig und hoffte seinen Lehrer davon überzeugen zu können, den Text abzulesen, anstatt frei vorzutragen. Was hatten die nur immer mit ihrem freien Sprechen?
Kai kaute auf dem Kugelschreiber und schlug in seinen Büchern Passagen nach, deren Text er leicht verändert abschreiben konnte.
„Ich habe eine Frage, Kai.“
Kai hob den Kopf.
„Warum hast du an diesem Abend nicht das Safeword gesagt.“
Er erstarrte. Was sollte er sagen? „Ich … nun, ich schätze meine Grenze war noch nicht erreicht.“ Verlegen schielte er auf das Geschichtsbuch.
„Aber du wusstest, dass etwas falsch läuft?“
Kai war wütend auf sich, diese Dinge nie wirklich gut erklären zu können, aber er versuchte es: „Ja. Sicher. Du warst nicht mehr der richtig temperierte Top.“ Er hielt inne.
„Aber es war halt so. Das warst eben auch du …“
Biscuit lächelte gequält. „Wie machst du das, zu akzeptieren, dass ich so bin?“
Kai zuckte mit den Schultern. Er wusste es nicht. „Ich sehe dich nicht in Teilen.“, lautete seine Antwort, die er nicht näher erklären konnte. Und so verstummte er.
„ Deine Zeichnungen hier, die sind wirklich gut“, sagte Biscuit, anstatt ihn zum Weitersprechen zu drängen. Kai reagierte nicht. Er musste endlich das Scheiß-Referat fertig bringen. Und sobald Biscuit in der Nähe war, wollte er nur für ihn da sein. Plötzlich schoss ihm dennoch eine Frage durch den Kopf. „Warum hast du mich ausgesucht? Nur um Tornado zu halten?“
Kai sah die hellbraunen Augen lächeln. „Nein. Sicher nicht. Ich will dich, weil du bist, wer du bist. Am liebsten würde ich dich auffressen.“
Kais Herz machte einen Satz und er lächelte leicht, als er seine Nase in ein Nachschlagewerk steckte.
„ Kai?“
„ Mhmm?“
„ Ich hoffe du zweifelst nicht daran, dass du mir genauso wichtig bist, wie Tornado.“
„ Kannst du aufhören mich abzulenken?“, bat Kai verlegen ohne auf die Aussage einzugehen.
Biscuit sah ihn nachdenklich an, bevor er mit dem Skizzenbuch in der Hand aufstand und den Raum leise verließ, damit Kai seine Aufgaben erledigen konnte.
„ Die letzten Tage waren turbulent. Ich habe uns für heute Abend den
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