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Themba

Themba

Titel: Themba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz van Dijk
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zwei oder drei kleine Scheine in Mutters Blechbüchse hinter den Kochtöpfen zu stecken.
    Solange er sich jeden Morgen wäscht, seine Arbeitskleidung anzieht und aufbricht, geht es gut zwischen Mutter und Onkel Luthando. Sie verteidigt ihn, auch wenn wir gar nichts sagen. »Luthando kann nichts dafür«, erklärt sie uns, »es ist wirklich nicht leicht, hier Arbeit zu finden.« Oder sie verkündet: »Er hat mir versprochen, nichts Illegales mehr zu tun. Das ist mir das Wichtigste.« Am Nachmittag schläft er oft, und erst am frühen Abend, wenn es kühler ist und Mutter vom Maisfeld oder der Kürbisernte zurückkommt, beginnt er, noch im Garten zu arbeiten. Ihm fehlt jedoch zunehmend die Begeisterung der ersten Zeit. Meistens hat er nach einer Stunde genug. Wenn Mutter Überstunden machen muss, geht er zu Tatomkhulu hinüber und bei seiner Rückkehr nach Einbruch der Dunkelheit riecht sein Atem nach Brandy. Einmal kommt es zum Streit mit Mutter, weil Onkel Luthando die Tomatenpflanzen, die er selbst gezogen hatte, aus Unachtsamkeit hat vertrocknen lassen.
    Nach der Schule hält Nomtha das Haus sauber, wäscht die Kleidung und das Bettzeug am Fluss. Ich sammle Feuerholz, arbeite im Garten, wenn Onkel Luthando nicht da ist, und helfe Nomtha beim Wasserholen. Ab und zu gehen wir zu verschiedenen, weiter entfernt wohnenden Nachbarn, die Paraffin, Öl oder Salz verkaufen, und machen Besorgungen, die Mutter uns am Vorabend aufgetragen hat. Doch immer öfter können wir nichts kaufen, weil kein Geld mehr in der Blechdose ist. Tatomkhulu hilft, wo er kann, aber seine kleine Rente reicht kaum für ihn allein. Einmal gibt er Nomtha und mir einen ganzen Laib Brot mit, wobei wir sehen, dass in seinem kleinen Holzschrank, in dem er sonst seine Lebensmittel aufbewahrt, nur noch jene dunkle Flasche steht, die er ab und zu abends allein oder mit Onkel Luthando öffnet. Mit einem Augenzwinkern meint er: »Ist meine Medizin, die hilft sogar gegen Hunger!«
    Zum Glück hat Mutter noch ihre Arbeit auf einer größeren Farm, auf der sie auch außerhalb der Haupterntezeit ab und zu im Haus der Familie beim Saubermachen hilft. Es hat mehrere Entlassungen gegeben nach der letzten Ernte, aber Mutter bleibt optimistisch: »Ich bin bei denen nun schon über drei Jahre, die kennen mich. Es fliegen immer zuerst die raus, die zuletzt gekommen sind.« Von ihrem kärglichen Lohn ernährt sie nun auch noch Onkel Luthando. Als er ihr anbietet, seinen Anzug und den Lederkoffer zu verkaufen, um ihr das Geld zu geben, lehnt sie stolz ab und entgegnet: »Den kannst du sicher noch mal besser gebrauchen. Lass uns das für einen Notfall aufsparen.«
    Im folgenden Winter gehen meine einzigen Schuhe kaputt, obwohl ich sie nur noch in der Schule getragen habe, um sie zu schonen. So oft habe ich sie geflickt, dass ich dachte, all die extra Lederstücke und Nähte würden inzwischen wie eine zweite Lage den ursprünglichen Schuh ersetzen und so noch eine Weile halten. Aber dann regnet es vier Tage hintereinander. An einem Nachmittag auf dem Weg von der Schule nach Hause ist es schließlich so weit: Nomtha und ich eilen durch den strömenden Regen und versuchen, mit kleinen und großen Sprüngen den tieferen Pfützen auszuweichen, als die Reste meiner Schuhe sich plötzlich auflösen, als seien sie aus Papier. Als Erstes klappt die Sohle am linken Schuh hinten auf und zerbröckelt in mehrere Teile. Gleich darauf lösen sich am rechten Schuh oben die Lederstücke ab, die nur noch mühsam durch einen mehrfach verknoteten Schnürsenkel zusammengehalten wurden. Erst versuche ich noch wie früher, die Einzelteile einzusammeln, um sie später erneut zusammenzuflicken. Aber alles zerfällt oder löst sich auf, als ich es anfassen und aufheben will. Nomtha steht eine Weile stumm und ernst neben mir. Dann kommt sie einen Schritt auf mich zu, nimmt mir die feuchten Lederreste aus der Hand und schleudert sie mit voller Kraft gegen einen hervorstehenden Felsen, wo sie noch eine Sekunde hilflos hängen bleiben, bevor sie langsam nach unten rutschen und platschend ins nasse Gras fallen.
    »Themba«, ruft sie durch den prasselnden Regen, »wenn ich groß bin, werde ich reich, und dann kaufe ich dir richtige Schuhe!« Dabei lacht sie übermütig, als hätte sie bereits im Lotto gewonnen und es mir nur noch nicht verraten.
    »Ich will aber braune Lederschuhe, solche mit Löchern an der Oberkante, die schick aussehen und die man auch zum Sport anziehen kann...«, schreie ich

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