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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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lakonisch in Erinnerung.
    „Ich vermisse dich auch“, sagte Louis leise, und dieser Satz glättete so viele Wogen auf einmal, dass ich nicht anders konnte, als ihm in die Arme zu fallen. Ich atmete tief ein, versuchte soviel Louis-Geruch einzusammeln und soviel Louis-Wärme zu speichern, wie ich konnte, bevor wieder irgendetwas Schlimmes passierte, bevor er mich von sich stieß und das große Aber kam, bevor … Er drückte mich an sich, so fest, dass ich gar nicht noch mehr einatmen konnte.
    Doch plötzlich spürte ich, dass er sich anspannte und mich losließ.
    „Ell …“
    Enttäuschung überflutete mich. War ja klar.
    Nicht aufgeben! spornte mich mein Verstand an.
    Flehend sah ich zu ihm auf, aber sein Blick war in die Ferne jenseits des Tors gerichtet. Ich begann: „Ja, ich weiß, du denkst, das ist keine gute Idee, aber –“
    „Womöglich ist es wirklich keine gute Idee“, unterbrach er mich nüchtern, „aber das wollte ich nicht sagen. Was mir im Augenblick viel mehr Sorgen macht, ist das da.“
    Mein Blick folgte seinem ausgestreckten Finger. Die Strahlen des sichelschmalen Monds durchdrangen kaum die Finsternis, doch über den dunklen, hügligen Wäldern erhellte Wetterleuchten die Wolkenwand – und, immer nur für Sekundenbruchteile, die Weide. Ich spürte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich.
    „Oh Göttin“, ächzte ich voll Entsetzen. Zu viele. Viel zu viele.

Kapitel 18
    „Schnell!“, rief Louis.
    Wir rannten zum Tor, knallten die Flügeltüren zu und verriegelten sie.
    „Wieso hat Talya sie vom Turm aus nicht kommen sehen?!“, stieß ich hervor, als ich mit zitternden Fingern meinen Schwertgurt löste und ihn Louis in die Hand drückte. „Hier. Ich besorg mir etwas anderes. Warn du die Arbeiter, ich sage den Amazonen Bescheid.“ Damit wollte ich losstürzen, aber Louis hielt mich an der Hand fest. „Ell. Pass auf dich auf.“
    „Mach ich. Du auch auf dich.“ Ein letzter tiefer Blickaustausch, der mir fast den Atem nahm, dann stoben wir beide davon.
     
    Ich hetzte über den Hof auf den Haupteingang zu, versuchte dabei unentwegt gegen den Lärm anzuschreien: „Vatwaka! Draußen vor Themiskyra! Schließt das Tor!!!“ Hektisch wich ich den Amazonen und Arbeitern aus, die mir vor die Füße liefen, sprang über aufgestapelte Kisten und Körbe, schlitterte über den Kies und brach durch die Eimerkette. Ich achtete nicht auf die Reaktion der andern, wusste nicht, ob sie mich überhaupt verstanden, hatte nur ein Ziel: Das Tor.
    Plötzlich fiel ein Schuss. Jenseits der Mauer.
    Lass Johanna geschossen haben, betete ich fieberhaft. Ich wusste, dass sie alleine dort war, da ich Tawia an einem der Löschwasserschläuche gesehen hatte. Mach, dass sie gleich durch das Tor kommt und es verriegelt, dass sie den Alarm auslöst, dass alles gut wird …
    Ich war noch etwa zehn Meter vom Eingang entfernt, als ich, zuerst schemenhaft, dann immer deutlicher, die Gestalten sah, die aus dem Dunkel dahinter anstürmten, und ihren Kampfschrei aufbranden hörte, der sich vervielfachte. Ver wie vielfachte? Zu viele, schoss es mir wieder durch den Kopf und mir wurde eiskalt, obwohl ich spürte, wie mein Körper vom Laufen brannte. Die Schatten der Männer, die ich zuvor vom Stall aus erspäht hatte, hatten nur eine vage Schätzung zugelassen, aber auch jetzt kam ich mit dem Zählen nicht hinterher. Zwanzig, dreißig, vierzig … Eine Armee.
    Ich bremste so hastig ab, dass ich noch einen Meter durch den Kies schlitterte.
    Es war zu spät. Sie drängten bereits durch das Tor, bewaffnet mit allem, was sich im entferntesten als Waffe einsetzen ließ, Eisenstangen und Holzspeere, Messer, Säbel, Schwerter, Äxte, aber ich erkannte auch eine Säge, einen Laubrechen aus Metall, einen Hammer, eine Schürhaken und einen mit Stacheldraht umwickelten Holzprügel.
    Voll Entsetzen starrte ich in ihre verzerrten Gesichter, den Hass, die Gier, den Triumph darin. Eine tollwütige Meute, die uns einfach überrennen würde. Mein Herz setzte einen Schlag aus, dann begriff ich endlich. Alles hängt zusammen. Der Angriff auf Viesca, um einen Teil der Amazonen von Themiskyra wegzulocken. Das Feuer, um uns abzulenken. John, der Maulwurf, der das Tor zur Weide öffnete, um sie einzulassen . Anscheinend hatten sie ihren Plan geändert, nachdem wir es ihnen vor der Nase zugeschlagen hatten, und stürmten nun das Haupttor.
    Ich machte panisch auf dem Absatz kehrt und rannte, so schnell ich konnte, wieder zurück. Die anderen

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