Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
als das Wasser durch ihn hindurchschnellte, warf mich fast um, aber es gelang mir, ihn vom Boden hochzuhieven. Gerade rechtzeitig, denn zwei Marodeure kamen auf mich zu, einer mit einer Eisenstange, der andere mit einer Schaufel im Anschlag. Ich duckte mich unter der Schaufel hinweg und richtete zugleich die Düse des Schlauchs auf den anderen, der vom jähen Aufprall des Wassers einige Meter zurückgeschleudert wurde. Sofort riss ich den Schlauch herum und hielt ihn auf den Schaufelkämpfer, der zwar nicht so kalt erwischt wurde wie sein Kollege, aber der physischen Wucht auch nicht entkommen konnte. So verfuhr ich eine Weile, während Jacintha alles tötete, was ich ihr vor die Füße spülte. Inzwischen hatte ich aufgehört zu zählen, aber so viele wir auch vernichteten, es schienen immer neue nachzukommen. Jeder kurze Triumph wurde von einem erneuten Schrecken überrollt.
Plötzlich machte ich Polly in der Nähe der Maschinenhalle aus. Sie bückte sich gerade hastig und entwand einem tödlich verletzten Andrakor einen Säbel. Währenddessen stoppte Mato einen weiteren Angreifer, der sich auf sie stürzen wollte, mit einem gekonnten Axthieb. Polly bekam es nicht einmal mit. Sie sprang wieder auf und warf den Säbel Mato zu.
Anscheinend hat sie meinen Worten Glauben geschenkt , stellte ich erleichtert fest, und weiß, dass er nichts mit dem Angriff zu tun hat. Ich war froh, dass er bei ihr war. Sie war gut und schnell und stark – aber sie war auch klein und hitzköpfig und überschätzte sich schnell. Es war gut, wenn jemand ein Auge auf sie hatte, auch wenn sie das hassen musste.
Rehani kam unbewaffnet an mir vorbei gehumpelt. Kurzerhand drückte ich ihr die Düse des Schlauchs in die eine und Johns Waffe in die andere Hand und lief weiter hinein ins Schlachtgetümmel. Es ließ mir keine Ruhe, dass ich nicht wusste, wo Louis war. Das Blut rauschte in meinen Ohren, während ich mich durch die Masse kämpfte, blind auf alles einhieb, was sich mir in den Weg stellte, mich unter Schwerthieben und Keulenschlägen durchduckte, über Trümmer und Leichen sprang.
Zu viele … Immer noch viel zu viele … dachte ich in Endlosschleife.
Ich war mittendrin im Hexenkessel, als plötzlich mit einem lauten Knall alle Oberlichter der Lagerhalle zerbarsten. Ein Regen kleiner spitzer Glasscherben prasselte auf uns herab und im Inneren des Gebäudes loderte das Feuer, jetzt mit frischem Sauerstoff versorgt, mit neuer Energie auf. Flammen stoben aus den Fensterlöchern heraus, fraßen sich unverzüglich über die Fensterrahmen an der Fassade entlang. Mein Blick flog zum Stall, während ich betete, dass kein verirrter Funke das Inferno auf ihn ausbreiten würde.
Der Schreck über die Explosion saß mir noch in den Knochen, da hörte ich auf einmal Tetras Schrei in der Nähe. Ich wirbelte herum und sah, wie sie, von einem Schwert durchbohrt, zusammenbrach und im Chaos verschwand. Noch jemand schrie, so laut, dass mir die Ohren schmerzten, und es dauerte einen Augenblick, bis mir klar wurde, dass ich es war, die diesen gellenden Ton ausstieß.
Nicht Tetra. Nicht Tetra.
Ich bemühte mich, aufsteigende Tränen wegzublinzeln, denn ich wusste, ich war verloren, wenn ich nichts mehr sehen konnte. Voller Verzweiflung versuchte ich, mich bis zu der Stelle durchzuschlagen, wo ich sie hatte umfallen sehen, aber ich kam nicht weiter, immer wieder sprangen mir Feinde und Amazonen in den Weg, drängten mich weiter zurück, als ich zuvor vorwärts gekommen war.
Das war der erste Moment, in dem ich vom eingeimpften Plan abwich und den Gedanken zuließ, dass wir tatsächlich unterliegen könnten.
Dass ich sterben könnte.
Dass ich sterben würde , wenn wir die Angreifer nicht irgendwie bezwingen konnten.
Ich wollte nicht sterben.
Eisige Furcht kletterte meine Wirbelsäule aufwärts, bis sie meine Haarwurzeln erreichte und mich am ganzen Leib zittern ließ.
Deswegen gibt es den Plan, blaffte mich mein Verstand an. Bleib beim Plan. Keine Panik. Kein Zweifel. Keine Gefangenen.
Ich konnte nicht. Plötzlich stand es für mich außer Frage, dass ich diesen Abend nicht überleben würde. Wie auch? Tetra war eine so viel bessere Kämpferin als ich und sie hatte es nicht geschafft – wie sollte es mir dann gelingen? Ich bin doch nur ich … Hilflos drehte ich mich um meine eigene Achse, Feuer, Asche, Blut, Tod und ich, nur ein kleines Leben in diesem unsäglichen Gemetzel.
„Ell, pass auf!“ Verzerrt hörte ich Victorias Stimme, fühlte,
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