Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
dachte ich. Alle soweit gesund und munter, wie es scheint.
„Geht es wieder?“, fragte ich Dante.
Er nickte, aber ich hörte seinen Atem deutlicher, als gut sein konnte.
„Ich bringe dich in die Klinik.“
Er schüttelte vehement den Kopf. „Nein, nein. Das ist nicht nötig und ich muss noch …“
„In die Klinik“, wiederholte ich strikt. „Wo im Übrigen auch Philippa ist, die mit Sicherheit wissen will, was hier draußen los ist.“
Das zog, Dante stimmte widerwillig zu. Ich brachte ihn in die Krankenstation, die für die Arbeiter eingerichtet worden war, und überließ ihn dort der Obhut der zur Aushilfs-Krankenschwester ausgebildeten Arbeiterin. Als ich aus der Klinik trat, fiel mir das gedämpfte Wiehern und Hufstampfen im Stall nebenan auf. Die Pferde waren unruhig, sie rochen den Rauch und wollten ihrem natürlichen Instinkt folgen, seiner Ursache zu entfliehen.
Kurzerhand beschloss ich, nach ihnen zu sehen und trat durch das Stalltor. Ich ging auf Hekates Box zu, um mich davon zu überzeugen, dass es ihr gut ging, und um sie nach Möglichkeit zu beruhigen, da hörte ich plötzlich am Ende des Ganges etwas rumpeln. Weil ich es nicht zuordnen konnte, folgte ich dem Geräusch durchs Zwielicht und fand John vor, der sich am Tor zur Weide zu schaffen machte.
„Was machst du da?“, fragte ich erstaunt.
Er drehte sich rasch zu mir um. „Ich denke, man sollte die Tiere nach draußen lassen. Sonst drehen sie noch total durch“, erklärte er. „Außerdem sind sie auf der Weide ohnehin sicherer, falls doch ein Funke vom Lager auf den Stall überspringen sollte.“
Unwillkürlich schauderte ich. Der Stall aus Backsteinen und Holz würde binnen kürzester Zeit lichterloh brennen. „Gute Idee. Warte, ich helfe dir.“ Ich hatte das Tor schon so oft geöffnet und kannte den Mechanismus blind. Mit geübten Händen drehte ich mit dem kleinen Rad den eisernen Bolzen zurück und öffnete die Riegel, zog die beiden Türflügel auf und befestigte sie an der Wand, sodass sie nicht mehr zufallen konnten, wenn wir die Pferde nach draußen trieben.
Dann drehte ich mich zu John um. „So, jetzt können wir …“ Abrupt verstummte ich. Ich blickte in den Lauf einer Pistole.
„Dankeschön!“, sagte John mit einem süffisanten Grinsen. „Ich hätte es vermutlich auch alleine geschafft, aber so war es doch weitaus bequemer.“
„Was?“ Ich war so perplex, dass ich vergaß, Angst zu empfinden. Das konnte nur ein Scherz sein, ein Missverständnis. Aber wie war John im Rahmen dieses Missverständnisses an die Waffe gekommen?
Er machte eine kurze Kopfbewegung in Richtung der offenstehenden Gerätekammer, die sich direkt neben dem Tor befand. „Da hinein.“
„Warum? Was willst du?“ In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Das ergab alles überhaupt keinen Sinn. Meine Hand glitt wie von selbst zum Schwertheft, verharrte jedoch, als John mit einem schnellen Schritt auf mich zukam und mir die Mündung des Revolvers direkt vor das Gesicht hielt. Und das war auch der Augenblick, in dem zumindest mein Körper begriff, dass ich mich in Lebensgefahr befand, und mir brach der Schweiß aus.
Er antwortete nicht auf meine Frage, sondern fuhr mich nur an: „Los jetzt.“
Ich machte einen zögernden Schritt auf die Kammer zu, dann noch einen. Die Waffe folgte mir.
„John, das ist doch völliger Irrsinn!“, rief ich.
„Ich heiße nicht John.“
Obwohl das an der ganzen Angelegenheit das Banalste war, verschlug es mir den Atem. Das bedeutete, dass es sich nicht um einen Anfall von Wahnsinn oder eine sonstige Kurzschlussreaktion handelte, sondern dass hier irgendwas im Gange war, das er seit längerem geplant haben musste.
„Egal, wie du heißt – ich habe keine Ahnung, was du bezweckst, aber wir finden sicher eine Lösung …“, brachte ich hervor.
„Du redest zu viel. Wahrscheinlich wäre es das Beste, dich einfach hier und jetzt umzunieten, aber das macht immer so einen Lärm.“ Sein Blick wanderte abwärts und blieb an meinem in Szene gesetzten Dekolletee hängen. „Außerdem habe ich vielleicht nachher noch Verwendung für dich.“
Andrakor! konstatierten Herz und Verstand unisono.
Immer noch verzweifelt darum bemüht, Licht in die Sache zu bringen, fragte ich konfus: „Arbeitest du mit Mato zusammen?“ Nein, sagte ich mir im selben Moment. Das konnte nicht sein. Mato würde uns nicht verraten. Nicht Polly. Doch falls ich mich täuschte, befand sie sich in akuter Gefahr. Und es wäre mal
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