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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Wirst schon sehen, wo das hinführt. Ich bin raus.
    „Mal ziehen?“, fragte Victoria.
    „Jep.“
    Im Gegensatz zu meinen bekifften Schwestern kam mir der Underground -Zugang überhaupt nicht gruslig vor. Ich fand ihn einfach unangenehm und wollte nicht von seiner Düsternis behelligt werden, die erheblich finsterer wirkte als die Schwärze rundum, deswegen machte ich es mir in gebührendem Abstand auf dem Boden gemütlich und rauchte die Kippen der Mädels zusammen. Gerade, als ich mich zwischen Tannennadeln und Moos zusammengerollt hatte, kamen sie ganz aufgeregt und angegruselt zurück und drängten zum Aufbruch.
    „Es hat definitiv gegrunzt“, behauptete Corazon.
    „Quatsch. Du willst uns nur Angst machen.“ Polly schüttelte den Kopf und mich. „Los, Ell. Wir müssen jetzt lieber wieder zurück.“ Auf dem Rückweg hängte sie sich bei mir ein – ich war mir nicht sicher, ob um meiner oder ihrer Balance willen –, die anderen gingen voran, beleuchtet vom sanft schwankenden Licht meiner Taschenlampe.
    „Ich bin mein Schatten!“, sang Kala und hüpfte unkontrolliert vornweg.
    Alles war bestens, bis ich das Schnauben hinter mir hörte. Vage Panik flatterte in mir auf, aber ich wusste nichts damit anzufangen, weil ich meinen Verstand in die Wüste geschickt hatte.
    Konzentrier dich, Ell, sagte ich zu mir selbst und schloss die Augen. Wüste. Sanddünen. Vielleicht eine einsame Palme. Ein Kamel daneben … und darauf eine himmelblaue Schnecke mit einem Häuschen auf dem Rücken, das in allen Regenbogenfarben leuchtete.
    Was denn nun schon wieder! knurrte sie mit der wohlbekannten Stimme meines Verstandes.
    Artemis sei Dank, da bist du ja. Ich atmete auf. Es schnaubt hinter mir.
    Das ist deine überreizte Phantasie.
    Bist du sicher?
    Nun …
    In dem Moment spürte ich, dass Polly sich anspannte. „Da ist was“, zischte sie. Mehr brauchte ich nicht. Ich wirbelte unter dem entsetzten Protest der anderen Mädels herum, die mit einem Mal im Dunkeln standen, und richtete die Taschenlampe auf das Gebüsch hinter mir. Keine Sekunde später brach der Wildschweinmutant in etwa zehn Metern Entfernung durchs Dickicht und direkt auf uns zu. Ich nahm mir nicht die Zeit, seine Tentakel zu zählen.
    „Lauft!!!“, kreischten Polly und ich unisono.
    Im Schweinsgalopp rannten wir den Hügel hinab, sprangen über Baumstümpfe und schlitterten über Moos, das röchelnde Untier dicht hinter uns. Der Lichtfleck meiner Lampe wurde hektisch zwischen Waldboden und Baumkronen auf und ab gerissen, aber nicht mal Kala hatte noch die Muße, sich in ihren Schatten zu vertiefen. Sie stolperte über eine Wurzel, wurde von Corazon hochgerissen und weitergezerrt. Dann endlich Waldrand, Weide, Wiese … Mein Atem ging so laut, dass ich das Schnauben nicht mehr hören konnte, doch ich hörte nicht auf zu laufen, bis ich die Hütte erreicht hatte.
    „Drei, vier, fünf …“, zählte Victoria hastig jede von uns, die durch die Haustür stürmte, dann schlug sie die Tür mit aller Wucht zu und verriegelte sie. Corazon schob zusammen mit Polly eine Holztruhe davor, dann verkrümelten wir uns alle völlig verstört auf die Eckbank und fraßen – anders konnte man es nicht bezeichnen – schweigend und minutenschnell eine ganze Dose Kekse.
    „Ich glaube, es ist weg“, wisperte Kala, die einen Blick aus dem Fenster geworfen hatte.
    „Das glaubst du vielleicht“, rief Corazon. „Es hat sich im Bach versteckt und wenn wir uns dort vor dem Schlafengehen waschen wollen, zerrt es uns mit seinen riesigen Tentakeln in die finsteren Tiefen!“
    „Echt?“, fragte Kala mit großen Augen.
    Corazon behielt noch ein paar Sekunden den ernsten, strengen Gesichtsausdruck bei, dann brach sie in Gelächter aus. „Nein, natürlich nicht. Das war nur eine Geschichte.“
    „Das da draußen war aber keine Geschichte.“ Victorias Stimme zitterte immer noch leicht.
    „Nein“, räumte Corazon ein. „Aber das da draußen war nur ein ganz norm ales Wildschwein. Ohne Tentakel.“
    „Sicher?“
    Schweigen.
    „Äh“, wiederholte ich zum zigsten Mal an diesem Abend und schluckte, „ich weiß nicht, wie's euch geht, aber ich glaube, ich gehe heute ungewaschen ins Bett.“
     
    Manchmal denke ich, es waren die letzten sorglosen Tage.
    Den Rest des Wochenendes ließen wir ruhiger angehen. Sobald sich Kala auf den Weg zu ihrem Hanffeld gemacht hatte, legten wir uns in den Schatten unter den Weiden am Fluss und lasen uns Wolkenbilder vor, erfrischten uns im

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