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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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aber es ist immer noch astreines Heilwasser und zum Kochen und Waschen reicht es allemal.“
    „Und außer euch ist niemand hier?“
    „Nein.“
    „Wie reist ihr?“
    „Zu Pferde.“
    „Ich habe keine gesehen.“
    „Wir haben die Außenbereiche der Sauna-Oase zu Pferdeställen umfunktioniert.“
    Das war alles so abstrus, dass mir der Kopf schwirrte. Und zugleich erfüllte mich mit einem Mal tiefe Hoffnungslosigkeit. Ein dumpfer Schmerz war in meine Fußsohle zurückgekehrt, jetzt, wo das Adrenalin verbraucht war. Ich war müde und verzweifelt. Und ich musste dringend nachdenken, aber in meinem Kopf drehten sich Bilder von Einhufern im Schwitzbad.
    Verne hatte mir meine Erschöpfung wohl angesehen, er verzichtete darauf, mich mit Fragen zu bombardieren, sondern schlug vor: „Komm erst mal mit.“
    „Warte. Ich muss mich um mein Pferd kümmern, ich habe es im Wald zurückgelassen.“
    „Bring es einfach her. Im Caldarium ist noch ein Plätzchen frei.“
     
    Eine halbe Stunde später saßen wir um einen Tisch in der Hotelbar herum und tranken Wasser und Apfelsaft, die wir aus großen weißen Kanistern in blinde Gläser gefüllt hatten. Die Bar war ein verstaubter, größtenteils verspiegelter Saal im Untergeschoss, dessen Aufmachung, die rotsamtenen Bezüge der Stühle und Bänke, das verzierte Holz des Tresens und die funktionsuntüchtigen Designerlampen auf vergangenen Glanz und Luxus schließen ließen.
    Verne hatte den Strahler auf dem Boden abgestellt, sodass sein Licht die hohe Decke beleuchtete und von den riesigen Spiegeln zurückgeworfen wurde.
    „Und was machst du hier?“, knüpfte er nahtlos an unser voriges Gespräch an.
    „Sie sucht Polly, ihre Schwester“, erklärte Will, bevor ich auch nur Atem holen konnte. Ich warf ihm einen finsteren Blick zu.
    „Deine Schwester?“ Verne runzelte die Stirn. Er war verständlicherweise noch auf dem Kenntnisstand, dass ich ein Einzelkind war und nur mit meinem Vater zusammenlebte. „Seit wann hast du eine Schwester?“
    „Schon immer. Ich habe sie nur leider erst kürzlich wiedergefunden.“
    „Und gleich wieder verloren?“, fragte Will spöttisch, aber als ich ihm einen vernichtenden Blick zuwarf, erkannte ich überraschenderweise auch Mitgefühl in seinen Augen. Jetzt, da ich ihn im Licht sah, merkte ich, dass er jünger war, als ich zunächst gedacht hatte. Etwas älter als Verne vielleicht, aber höchstens fünfundzwanzig.
    Ich wandte mich wieder Verne zu. „Sie wurde von Marodeuren entführt und ich hatte die Vermutung, dass sie sich vielleicht hier aufhalten. Leider lag ich offensichtlich falsch.“
    „Leider?!“ Verne schnaubte. „Sei froh, dass du ihnen nicht begegnet bist. Das ist kein Spaß.“
    „Ich weiß. Ich hatte schon ein paar Mal das Vergnügen.“
    Will lachte auf. „Ja, das möchte ich wetten.“
    Ich ignorierte ihn. „Seid ihr die Einzigen, oder benutzen noch andere Menschen diese Gebäude?“, wollte ich von Verne wissen.
    „Wie zum Beispiel marodierende Banden, meinst du? Nein. Aber als wir hier zum ersten Mal unterkamen, war alles schon geplündert, keine Ahnung ob von den Bewohnern der umliegenden Dörfer oder von professionellen Vandalen.“
    Das heißt, Heng war vielleicht vor Verne und seinen Leuten hier gewesen. Wenn überhaupt. Vielleicht hatte er den Rucksack einfach irgendjemandem gestohlen, der irgendwann mal die Therme besucht hatte. So oder so gab mir all das keinen Hinweis darauf, wo meine Schwester war. Ich stützte mein Gesicht in meine Handflächen und starrte erschöpft auf die Holzmaserung der Tischplatte.
    Alles umsonst. Umsonst geflohen, umsonst gekämpft, umsonst Louis belogen und hintergangen. Mein Herz wurde mir schwer. Daran, welche Sorgen sich meine Mutter machen würde, wenn sie erfuhr, dass ich auch noch weg war, durfte ich gar nicht denken … Sie würde mich hassen. Tetra würde mich hassen und alle anderen Amazonen auch. Louis würde mich hassen. Und Polly war weg. Vielleicht sollte ich auch einfach wegbleiben. Das war womöglich für alle das Beste.
    Will räusperte sich. „Ich weiß nicht, ob dir das weiterhilft, aber letzte Woche haben wir in der Gegend von Tasek ziemlich viele Marodeure gesehen. Muss ein größerer Zusammenschluss gewesen sein. Wir hatten Mühe, ihnen aus dem Weg zu gehen.“
    Mein Kopf fuhr hoch. „Tasek? Wo ist das?“ Am Rande meines Gesichtsfeldes sah ich Verne gestikulieren.
    „Weiter im Westen, etwa fünf Stunden entfernt von hier“, erklärte mir Will dessen

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