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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Anständiges anzuziehen hast und sauber bist.“
    Damit waren wir entlassen.
    Draußen fragte Kala: „Was genau meint sie mit anständig ?“
    „Hm, etwas Sauberes, nicht Zerrissenes?“
    „Ich habe nur das.“ Sie zupfte an ihrem Oberteil.
    Also stellte ich für Kala eine Garnitur Kleidung zusammen und nahm auch nach kurzem Zögern meine präapokalyptischen Gummistiefel aus dem Schrank. Kala konnte bei den Temperaturen nicht weiterhin in Flipflops herumlaufen und meine anderen Stiefel würden ihr nicht passen.
    „Das ist nur geliehen“, betonte ich. „Sobald du dir selbst was verdient hast, möchte ich zumindest die Stiefel wiederhaben.“
    „Klar. Ist ohnehin nicht so mein Stil“, erwiderte sie und betrachtete versonnen die aufgedruckten bunten Blümchen.
    „Meiner auch nicht … mehr. Aber sie haben ideellen Wert für mich.“
    „Verstehe. Danke dir!“ Sie umarmte mich und da sie inzwischen geduscht hatte, erwiderte ich ihre Umarmung.
     
    Kala blieb. Und Louis blieb verschwunden. Nicht völlig, natürlich. Boreas war noch da.
    Ich begriff es einfach nicht. Das musste so ein Männer-Ding sein … Ell retten. Ell küssen. Ell nie wieder sehen. Hatte vermutlich nicht mal irgendwas mit mir zu tun, sondern nur mit Adrenalin und Hormonen, die ich nicht verstand. Trotzdem verbrachte ich ziemlich viel Zeit im Stall, lungerte dort ewig herum in der Hoffnung auf ein klärendes Gespräch. Auch wenn ich nicht wusste, was ich mir davon versprach, hatte ich das dringende Bedürfnis danach.
    Er offenbar nicht.
    Er tauchte nicht auf.
    Er trieb mich in den Wahnsinn.
     
    Wider meinen Befürchtungen machte Kala ihre Sache gut. Davon konnte ich mich selbst überzeugen, da ich im letzten Monat des Jahres für den Küchendienst eingeplant war und wir sozusagen im Team arbeiteten. Sogar Myrto war sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Wenn Kala beim Gemüseschnippeln plötzlich in Gesang ausbrach oder Gesichter in Dampfnudeln drückte, und mir dann mit den so gestalteten Figuren kleine Theaterstücke vorspielte, bekam die Formulierung auf einem anderen Planeten kochen für mich auf einmal einen Sinn.
    Kala verstand sich mit allen gut, nur Polly war immer grummlig, wenn ich von ihr erzählte – und ihre Antipathie Kala gegenüber wuchs, je länger sie bei uns war. Victoria hingegen schien Kala besonders ins Herz geschlossen zu haben; einmal ertappte ich die beiden hinter der Lagerhalle beim Rauchen bewusstseinserweiternder Substanzen. Damit überschritt Kala zwar definitiv das, was ihr als Arbeiterin zustand , aber ich persönlich fand das gut und da sie eine Frau war, krähte kein Hahn danach. Als sie mich nach einiger Zeit darum bat, Hekate für ein paar Stunden ausleihen zu dürfen, stimmte ich zu. Nachdem sie bis dato meine Stiefel nicht versetzt hatte, begann ich, ihr zu vertrauen. Ich wusste nicht, wo sie hinwollte, aber ich vermutete, dass sie zu irgendeinem Versteck ritt und ihre Grasbestände wieder auffüllte, denn ihr Rucksack kam mir voller vor, als sie wieder in Themiskyra ankam.
     
    Dann begann es zu schneien. Und hörte tagelang nicht wieder auf. Innerhalb kürzester Zeit war die ehemals so saftig grüne Welt unter einer dicken Schneeschicht begraben. Das nervte mich. Es drängte mich nach draußen, aber dort war es so ungemütlich kalt, dass ich keine Ruhe für eine weitere erleuchtende Erfahrung fand, wie ich sie im Herbst erlebt hatte. Und beim Bogenschießen verschwand jeder zweite Pfeil auf Nimmerwiedersehen irgendwo im endlosen Weiß. Ich war also tendenziell eher schlecht gelaunt und unausgeglichen, aber das gab sich, als ich vom Lichterfest erfuhr.
    Die Amazonen begingen zwar weder Weihnachten noch Silvester, es gab jedoch ein großes Fest, an dem die längste Nacht gefeiert wurde, nach der die Tage endlich wieder länger wurden. Es folgte einem ähnlichen Ritus wie die Sonnenfeier und wieder gab es viel zu viel zu essen. Ich begann, ein Muster in den Amazonenfeierlichkeiten zu erkennen.
    Die Vorbereitungen für das Menü begannen eine Woche davor. Wir hatten alle Hände voll damit zu tun zu backen und zu braten, wir blanchierten, dünsteten und dämpften, frittierten und pochierten, rösteten, schmorten und simmerten; und obwohl ich im Laufe der Zeit alle diese Garmethoden mehr oder weniger meisterte, gedieh mein Wissen doch nie so weit, dass ich sie wirklich alle von einander hätte unterscheiden können.
    An Yazaya selbst herrschte ausgelassene Stimmung. Nach dem Mahl setzten wir uns alle ins Atrium um

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