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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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suchen. Nur wann? Bei Atalante wusste man nie sicher, wann sie sich in ihren Räumen aufhielt und wann sie sie verließ. Außer … Während ich zur Belustigung meiner Schwestern drei Minuten lang penibelst mein Joghurtschälchen auskratzte, reifte in meinem Kopf ein Gedanke.
     
    Am nächsten Tag war ich krank. Ich hatte mich schon am Abend nicht so richtig wohl gefühlt und war früh ins Bett gegangen, um am Morgen mit Kopf- und Halsschmerzen aufzuwachen. So zumindest die offizielle Version, die man mir aber ohne Nachfrage abnahm, auch dank meines seltsamen Verhaltens am Abend zuvor. Polly war untröstlich, dass ich den Bogenwettkampf verpassen würde, und ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich sie anschwindelte.
    „Das sind bestimmt diese Dämpfe in der Textilfärberei“, wetterte sie, während sie energisch mein Kopfkissen aufschüttelte. „Wie es da schon stinkt. Da musstest du ja krank werden.“
    „Danke, Polly, das passt schon. Jetzt lauf, sonst verpasst du den Wettkampf.“
    Sie warf einen schnellen Blick auf den Hof. „Stimmt, du hast recht, es wird Zeit. Hier habe ich dir Wasser und Tee hingestellt. Nach dem Turnier komme ich sofort zurück und sehe nach dir.“
    „Musst du nicht“, wehrte ich mit gespielt schwacher Stimme ab. „Ich werde sowieso schlafen. Bin total erschlagen.“
    „Ich werde mucksmäuschenstill sein“, versprach sie.
    „Danke.“ Ich verdrehte innerlich die Augen und fühlte mich schlecht dabei.
    Sobald sie den Raum verlassen und ich bis zehn gezählt hatte, stand ich wieder auf, aber so, dass man mich nicht vom Hof aus durch das Fenster sehen konnte. Ich zog mich an, öffnete die Tür einen kleinen Spalt und horchte. Es war nichts zu hören. Alle Amazonen waren auf dem Hof versammelt, einschließlich meiner Mutter, die nie einen der großen Wettkämpfe verpasste.
    Mit rasendem Herzen schlich ich zur Treppe und lief eilig bis ins oberste Stockwerk hinauf. Aus Atalantes Studierzimmer war kein Laut zu hören und so schlüpfte ich schnell hinein. Nun stand ich da, umgeben von geschätzten fünfhundert Büchern.
    Wo mochten die Jahresbücher sein, von denen meine Mutter erzählt hatte? Sicher waren es nicht die ledergebundenen Folianten mit Goldschnitt, die sich im Regal befanden, zumindest nicht seit der Neuzeit. Eher etwas Kleinformatigeres, vermutete ich, oder vielleicht sogar nur eine Mappe. Auf dem Schreibtisch lagen wie immer unzählige lose Papiere. Weil ich befürchtete, Atalantes undurchschaubare Ordnung durcheinander zu bringen, traute ich mich nicht, sie anzufassen.
    Ich ging in die Hocke, um zu sehen, was unter den Papieren lag. Dabei fiel mein Blick auf das schmale Fach, das unter der Tischplatte die ganze Länge des Tisches einnahm. Dort lag ein großes leinengebundenes Notizbuch, auf dessen Rücken ich in ordentlicher Schrift die Jahreszahlen 6300 bis … erkennen konnte. Es war offenbar noch in Verwendung, sonst wäre ein Enddatum eingetragen worden. Das klang vielversprechend.
    Behutsam zog ich es heraus und öffnete es. Die ersten Seiten bedeckte eine fremde Handschrift, dann folgte eine ungleichmäßige, fast wilde Schrift, die ich als die meiner Mutter erkannte. Es schien sich um eine Art Kalender zu handeln, in denen die zeremoniellen Eckpunkte jedes Jahres festgehalten wurden, besondere Wetterereignisse, Ernteerfolge, Sterbefälle … und Geburten. Es dauerte ein bisschen, bis ich mein Gehirn jahreszahltechnisch auf Kurs gebracht hatte und schielte missmutig über die Tischkante, ob ich einen Taschenrechner in dem Durcheinander entdecken konnte. Fehlanzeige. Also doch Kopfrechnen. Unter Zeitdruck. Phantastisch. Ich rechnete sicherheitshalber zwei Mal nach, dann hatte ich es: Im Sommer vor Louis' Geburt hatten sich fünf Amazonen als Yashti gemeldet.
    Schnell blätterte ich vor und zurück und verglich deren Namen mit den Namen der Amazonen, die Babys zur Welt gebracht hatten. Drei Mädchen. Keine Jungs. Klar, wenn Louis' Geburt offiziell bekannt gewesen wäre, wäre er auch wie andere Buben behandelt worden und seinem Vater übergeben worden. Es kamen also nur die beiden Namen der Yashti in Frage, die keine Mädchen geboren hatten, Leonore und Maja. Dahinter standen, durch einen kleinen hochgesetzten Punkt getrennt, jeweils zwei Buchstaben – nein, halt, das erste schien eher eine römische Zahl zu sein.
    Leonore • V S.
    Maja • II R .
    Es konnten nicht ihre Nachnamen sein, Amazonen hatten so etwas nicht, und selbst wenn, was sollte die römische

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