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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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überzeugend. Kein Grund also, sich weiter mit der Thematik zu befassen.
    Ungeduldig wartete ich auf Pollys Rückkehr. Die Minuten zogen sich wie Stunden hin, bis sich endlich die Tür öffnete und Polly mit einer triumphierenden Miene wieder hereinkam.
    „Sag“, verlangte ich und zog sie auf einen Stuhl.
    „Taminee war guter Dinge und hält mich für ihre Tochter“, erzählte Polly, aber ich winkte ab.
    „Das ist normal – weiter!“
    „Also, Maja hat Themiskyra vor zehn Jahren verlassen, um nach Nordafrika zu gehen. Dort hat sie sich einer Gemeinschaft der libyschen Amazonen angeschlossen.“
    Konnte die Tatsache, dass sie ihren Sohn ausgesetzt hatte, etwas mit dem Entschluss zu tun haben, wo anders ein neues Leben zu beginnen?
    „Was hat sie über Majas mögliche Kinder gesagt?“, wollte ich wissen.
    „Laut Taminee hat Maja nie ein Kind empfangen. Sie hat es wohl ein paar Mal versucht, aber ohne Erfolg.“
    „Und Leonore?“, fragte ich gespannt.
    „Leonore hatte angeblich in dem bewussten Frühjahr eine Fehlgeburt, das Mädchen kam tot zur Welt. Sie hat es nie verwunden und sich, als der Unglückstag sich jährte, in ihr Schwert gestürzt“, erzählte Polly knapp. Mir lief ein Schauder über den Rücken.
    „Ist das nicht ein bisschen übertrieben?“, brachte ich hervor. „Hätte sie nicht noch weitere Kinder haben können?“
    „Es gibt ein paar Ungereimtheiten in der Geschichte, sagt Taminee.“ Polly beugte sich verschwörerisch vor und ihre Stimme senkte sich. „Keiner hat das tote kleine Mädchen je gesehen. Leonore hat es angeblich alleine im Wald geboren, wo die Wehen sie überrascht hatten. Als sie sah, dass es eine Totgeburt war, hat sie das Kind eigenhändig begraben.“
    „Oder eben auch nicht“, sagte ich grimmig, als ich begriff.
    Polly nickte.
    „Aber warum? Wieso war es so schlimm für sie, dass ihr Baby ein Sohn war? Wieso hat sie ihn nicht einfach zu seines Vaters Familie bringen lassen?“
    Meine Schwester zuckte mit den Schultern. „Naja, der Mutter eines Mädchens gebührt in Themiskyra Ruhm und Ehre. Männliche Nachkommen hingegen nützen der Gemeinschaft nichts – zumindest nicht wirklich. Als Mutter eines Sohnes hast du im Grunde nur Zeit und Ressourcen verschwendet. Dass Leonore in dieser Hinsicht versagt hatte, war für sie offenbar eine Schande, die sie nicht ertragen konnte.“
    „Also bedeutet ein totes Mädchen mehr Ruhm und Ehre als ein lebendiger, gesunder Junge?“
    „Wenn du es so formulierst, klingt das ziemlich krank, aber – ja, irgendwie schon.“
    Unfassbar. Ich schüttelte den Kopf. „Den anderen Amazonen muss doch etwas aufgefallen sein, meinst du nicht?“
    „Naja, irgendetwas kam anscheinend zumindest Taminee seltsam vor, sonst hätte sie es mir nicht erzählt. Aber wohl nicht seltsam genug, um ernsthafte Nachforschungen anzustellen. Leonore war wahrscheinlich am Boden zerstört und die anderen wollten sie nicht mit Fragen quälen.“ Polly seufzte. „Fühlst du dich jetzt besser?“
    „Ich weiß nicht. Immerhin hat sie ihre Tat bereut, das macht es doch vielleicht leichter für ihn?“, fragte ich.
    Meine Schwester zog zweifelnd die Augenbrauen hoch. „Aber sie ist tot“, sagte sie fest. „Vielleicht ist es gut, dass du nicht schon mit ihm darüber gesprochen hast. Am besten solltest du ihm die ganze Angelegenheit verschweigen.“
    „Ja. Vielleicht. Wahrscheinlich.“ Ich legte mich auf mein Bett, um nachzudenken.
    „Danke, Polly, dass du deinen freien Nachmittag geopfert hast, um völlig unnütze Informationen aus einer armen, alten Schwachsinnigen zu leiern“, sagte sie vorwurfsvoll.
    „Polly, Taminee ist nicht schwachsinnig!“, schimpfte ich. „Aber ich danke dir. Wirklich.“ Ich sah, dass sie meinen Dank akzeptierte, aber ich erkannte auch Sorge in ihren Augen.
    „Verrenn dich nicht, okay?“, sagte sie leise.
    „Klar“, erwiderte ich leichthin. Ich verrannte mich nicht. Ich deckte nur ein Geheimnis auf.
     
    Der nächste Arbeitstag war ein trüber Frühlingstag und es schüttete wie aus Kübeln. Dante erwähnte mit keiner Silbe unser zuletzt geführtes Gespräch, aber meine Gedanken drehten sich um nichts anderes. Ununterbrochen wägte ich das Für und Wider in meinem Kopf ab, ob ich Louis von meinen Entdeckungen erzählen sollte. Entsprechend unaufmerksam war ich, als Dante seinen Vorsatz wahrmachte und versuchte, mir den Unterschied zwischen negativer und positiver Freiheit nahezubringen, während wir Pflanzenkapseln

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