Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)
Ziffer bedeuten? Das würde ich noch herausfinden, aber nicht jetzt und hier.
Ich legte das Buch zurück und verzog mich schleunigst wieder nach unten in mein Bett.
Die Namen sagten mir nichts. Keine der Amazonen, die ich hier kennengelernt hatte, trugen die Namen der zwei Frauen, von denen eine vermutlich Louis' Mutter war. Über die Angelegenheit grübelnd schlief ich tatsächlich ein und erwachte erst wieder, als Polly ins Zimmer stürmte und „Gewonnen!“ schrie.
Verschlafen setzte ich mich auf und krächzte: „Glückwunsch!“
„Oh, entschuldige, ich wollte ja mucksmäuschenstill sein.“ Sie setzte sich auf die Bettkante. „Wie geht’s dir?“
„Besser“, sagte ich, wollte aber nicht noch mehr lügen, was meinen Gesundheitszustand betraf, deswegen fragte ich: „Wie war das Turnier?“
„Phänomenal!“, rief sie und begann, mir den Verlauf in allen Einzelheiten zu erzählen und wie es ihr gelungen war, den Sieg davon zu tragen.
„Ich bin stolz auf dich!“, sagte ich und Polly strahlte.
„Und ich erst.“ Atalante steckte ihren Kopf durch die offene Tür und sagte begeistert: „Du hättest sie sehen sollen, Aella! Und wie geht es dir?“ Sie sah mich besorgt an und fühlte mit der Hand die Temperatur meiner Stirn. „Fieber hast du keines.“
„Nein, ich habe geschlafen, seitdem geht es mir viel besser“, versicherte ich ihr. „Morgen ist bestimmt alles wieder in Ordnung.“
„Wollen wir es hoffen“, sagte sie und strich mir über die Haare.
Ich fand es schön, im wahrsten Sinne des Wortes bemuttert zu werden, aber das schlechte Gewissen, dass ich ihre Sorge in Anspruch nahm, obwohl ich eigentlich kerngesund war, verdarb mir das gute Gefühl dabei. Ich legte mich wieder hin.
„Ich glaube, ich schlafe noch ein bisschen.“
„Mach das“, sagte Atalante. „Erhol dich gut. Wenn du morgen noch nicht fit genug zum Treppensteigen bist, frühstücken wir einfach gemeinsam hier.“
„Okay, danke“, murmelte ich und schloss die Augen wieder.
Meine Mutter verließ das Zimmer und Polly kramte, den Geräuschen nach zu urteilen, nach ihrem GemPlayer. Während sie leise etwas von forever they're lost in this world, onwards victory, let us hear your battle cry sang, mimte ich die Schlafende und überlegte, wie ich etwas über die beiden Frauen herausfinden konnte. Ich hätte Tetra fragen können. Aber sie würde sich wundern, warum ich mich dafür interessierte. Außerdem war sie vielleicht zu jung, um Details zu wissen. Ich musste davon ausgehen, dass Louis' Mutter zwischen 18 und 30 Jahren war, als sie ihn zur Welt gebracht hatte, ältere und jüngere wurden nicht ausgewählt. Sie musste nun also zwischen 39 und 51 Jahren alt sein. Aber von den älteren Amazonen kannte ich keine so gut, dass ich hätte nachfragen können. Höchstens … Taminee, die alte Frau, die mit der fiesen Philippa das Krankenzimmer teilte. Ruckartig setzte ich mich auf und griff nach meiner Kleidung.
Polly riss sich die Kopfhörer aus den Ohren und fragte entgeistert: „Ell, bist du noch bei Sinnen?“
„Jep“, sagte ich und schlüpfte in meine Stiefel.
Als ich zur Tür gehen wollte, baute meine Schwester sich vor mir auf und versperrte mir den Weg.
„Was ist los?“, rief sie. „Wo willst du denn hin? Du bist doch krank!“
Ich schüttelte unwillig ihre Hand von meiner Stirn und versuchte erfolglos, mich an ihr vorbeizudrücken.
„Sag schon!“
Schließlich gab ich nach. „Ich muss in die Klinik.“
„So schlimm?“, fragte Polly mitfühlend. „Ich komme mit.“
Ich wollte sie davon abzubringen, aber sie zog sich schon die Stiefel an.
„Ich muss nicht in die Klinik, um mich behandeln zu lassen“, gab ich zu. „Ich muss mit jemandem reden.“
„Mit wem?“ Sie sah mich an, als zweifle sie an meinem Verstand.
„Mit Taminee“, sagte ich, was Polly in noch größere Verwirrung stürzte.
„Mit …“ Sie machte eine rotierende Geste mit dem Zeigefinger auf Höhe ihrer Schläfe. „… Taminee?“
Ich seufzte. „Ja. Versuch nicht, mich davon abzubringen.“
„Tu ich nicht, aber meinst du, du solltest in deinem Zustand zu den alten Frauen? Was ist, wenn du sie ansteckst?“
Entmutigt ließ ich mich auf mein Bett fallen. Damit kam ich nicht durch. Ich war einfach nicht gut im Lügen.
„Also pass auf, ich muss was rausfinden. Und ich hoffe, dass Taminee mir weiterhelfen kann. Ich bin nicht krank, ich hab nur so getan.“
„Weil du wusstest, dass du gegen mich keine Chance hattest,
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