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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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begriff, dass ich sie genau aus diesem Grund liebte, auch wenn es mir fast das Herz brach. Doch mir war klar, dass ich ohne sie nicht mehr sein konnte, deswegen begann ich, mich als Arbeiter in Themiskyra zu verdingen. So konnte ich sie zumindest aus der Ferne sehen, wenn ich auch wusste, dass wir nie zusammen sein würden. Als Themiskyra hierher umzog, kam ich mit. Ich wäre ihr überall hin gefolgt.“
    Die Erzählung schien ihn nicht traurig zu stimmen, aber mir entfuhr ein tiefer Seufzer.
    „Das ist ja schrecklich“, sagte ich.
    „Ist es das?“, fragte Dante und lächelte. „Ich kann mich wohl eher glücklich schätzen, dass ich die wahre Liebe kennenlernen durfte, das Glück wird nicht jedem zuteil. Philippa, der Amazone, von der ich sprach, war es nicht vergönnt und dafür bedauere ich sie.“
    „Philippa?“, fragte ich nach. Es konnte ein Zufall sein, aber das Alter würde passen.
    „Ja.“ Mit einem Mal sah er besorgt aus. „Geht es ihr gut? Ich weiß, dass sie in der Klinik ist, aber es ist doch alles in Ordnung?“
    „Soweit ich weiß, ja“, beruhigte ich ihn. „Sie ist nur …“ Ich rang um Worte, wollte die Illusion des alten Herrn nicht zerstören, die er sich von der Angebeteten machen mochte. „Ich denke, das Alter hat sie verändert. Sie ist …“ Ich zögerte.
    „Nun?“ Dante sah mich mit strengem Blick an und ich gab auf.
    „Sie ist eine fiese alte Hexe.“
    Zu meiner Überraschung lachte er auf. „Früher war sie eine fiese junge Hexe“, erklärte er und, als sei damit alles in bester Ordnung, setzte er seine Tätigkeit fort.
    „Und du?“, fragte er nach einer Weile. „Dich habe ich noch nicht so oft gesehen. Kommst du aus einer der anderen Amazonenstädte?“
    „Nein, ich bin erst seit …“ Ich musste nachrechnen. „… seit einem knappen Jahr hier. Davor wusste ich gar nicht, dass ich hierher gehöre.“
    „Und jetzt weißt du, dass du hierher gehörst?“
    „Naja, meine Mutter ist hier“, antwortete ich.
    „Gehörst du dorthin, wo deine Mutter ist?“ Dante hatte eine Art, Fragen zu stellen, die einen manchmal ziemlich verwirrte, das würde ich noch öfter feststellen. Aber sie konnten einem helfen, die Welt aus einem etwas anderen Blickwinkel zu sehen, wenn man sich darauf einließ.
    „Ich habe sonst niemanden und ich finde es schön, in der Nähe meiner Mutter und meiner Schwester zu sein“, sagte ich schlicht. „Außerdem gefällt es mir hier.“
    Das schien er als Antwort zu akzeptieren. Nachdem die Rinde zerkleinert war, füllten wir sie in einen der Bottiche und gossen Wasser darauf.
    „Das muss nun ein paar Tage einweichen“, erklärte Dante.
    „Welche Farbe wird das?“, fragte ich, als ich über den Rand des Troges blickte.
    „Schwarz. Aber eher ein helles Schwarz, wenn so etwas überhaupt existiert. Wenn wir den Stoff danach mit Indigo überfärben, wird er dunkler.“
    Er begann, mir zu erzählen, wie die neuen Färbepflanzen in der Renaissance nach Europa kamen und wie wertvoll sie damals waren.
    „Und nun, nach dem Verfall ist es wieder so. Dank der Verbindungen zu Amazonengemeinschaften in anderen Ländern ist es uns möglich, an die Pflanzen zu kommen, aber der Weg ist lang und gefährlich. Musst du nicht zum Abendessen?“, fragte Dante schließlich. Die Zeit war wie im Fluge vergangen.
    „Äh, kann gut sein“, sagte ich und schaute aus dem kleinen Fenster nach draußen. Der Hof lag verlassen da, deswegen vermutete ich, dass der Gong tatsächlich bald ertönen würde. „Zawadi hätte mir ruhig Bescheid sagen können“, schimpfte ich.
    „Sie meidet die Tröge und ihren Odeur“, bemerkte Dante. „Sollte ich dich zu lange von deinen anderen Pflichten abgehalten haben, bedaure ich dies.“
    „Ach was, ich danke dir! Das war sehr interessant.“ Ich zog meinen Umhang über. „Schönen Feierabend“, wünschte ich und drehte mich vor der Tür nochmal um. „Du hast doch jetzt auch frei, oder etwa nicht? Musst du noch etwas machen? Soll ich dir helfen?“
    Er winkte ab. „Lauf nur, kleine Amazone. Ich stelle nur die Temperatur noch herunter, damit uns die Farbe nicht über Nacht überkocht, und dann gehe ich auch.“
    „Gut, dann bis morgen!“, rief ich und lief ins Haupthaus.
    Das Gespräch mit Dante hatte mich irgendwie beflügelt. Ich mochte ihn und die alten Geschichten, die er mir erzählte, die so gar nicht amazonenhaft gefärbt waren. Außerdem lenkten mich die Gespräche ab: Ich kam gar nicht in die Verlegenheit, mir die Zeit

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