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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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ich glücklicherweise den ganzen Tag nicht, aber abends wurde ich in ihr Zimmer zitiert.
    Atalante stand hinter ihrem Schreibtisch, die Hände auf die Tischplatte gestützt, und wirkte genervt. Areto lehnte mit verschränkten Armen an einem der hohen Bücherregale. Ich bemerkte, dass sie trotz ihrer lässigen Körperhaltung angespannt war. Sie sah mir voll gehässigem Triumph entgegen. Wie eine Raubkatze, die ihre Beute nicht nur erspäht hatte und zum Sprung ansetzte, sondern auch hundertprozentig sicher war, dass ihr Angriff von Erfolg gekrönt sein würde.
    „Setz dich“, ordnete meine Mutter knapp an.
    Ich ließ mich auf einem der Sessel nieder, Areto auf dem anderen. Atalante nahm auf der Couch Platz.
    „Areto hat mich in Kenntnis darüber gesetzt, wie du dich ihr gegenüber gestern verhalten hast.“
    Ich schwieg. Polly hatte mir geraten, klein beizugeben, um eine Bestrafung abzuwenden, aber ich wusste nicht, ob ich das fertigbrächte.
    „Außerdem hast du Padminis Sohn unerlaubt aus der Klinik entfernt.“
    Entfernt. Wie einen Gegenstand, dachte ich.
    „Das war sehr leichtsinnig. Es war kalt und feucht draußen und er hätte sich verkühlen können. Wenn Babys noch so klein sind, müssen sie es schön warm haben, weißt du?“, setzte sie milder hinzu.
    Ich bezweifelte stark, dass der Kleine in Aretos Armen auch nur den Hauch von Wärme empfangen hätte. „Pah. Als wäre euch irgendwas an ihm gelegen. Etwas Besseres kann euch doch gar nicht passieren, als dass er an einer Lungenentzündung eingeht, bevor ihr ihn an seine Vatersfamilie übergeben müsst“, schleuderte ich ihnen entgegen und beide Frauen schnappten förmlich nach Luft. Die Worte taten mir selbst weh, denn ich wusste, dass meine Mutter nicht so dachte.
    „Wie kannst du nur so etwas sagen?“, fuhr sie mich an. Jetzt reiß dich gefälligst mal zusammen, dass wir diese alberne Geschichte möglichst rasch hinter uns bringen können, forderte ihr Blick.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
    Areto setzte sich voll schwungvoller Wut auf. „Vielleicht sollten wir den Gentest doch noch nachholen. Ein solcher Fall von Impertinenz und Ungehorsam ist mir hier in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen.“ Listig sah sie zu meiner Mutter. „Vielleicht ist sie doch ein Kuckuckskind?“
    „Aella ist hundertprozentig meine Tochter“, erwiderte die Unbeugsame und rollte mit den Augen, so als hätte sie das schon zu oft beteuern müssen. „Aber bitte, wenn du darauf bestehst, können wir den Verwandtschaftsgrad von ihr und mir jederzeit überprüfen lassen.“
    Kein Problem, solange derjenige zwischen mir und dem Clan, dem ich eigentlich zur Hälfte entstammen sollte, nicht ins Visier genommen wurde. Atalantes Bereitschaft, Aretos Forderung so leichthin nachzugeben, verwirrte sie. Sie war offenbar immer noch davon überzeugt, dass ich kein bisschen Amazonenblut in mir hatte. Und meine gestrige Verfehlung musste sie darin noch bestärkt haben.
    „Ich weiß wirklich nicht, was in dich gefahren ist, aber ich nehme an, dass dich die Geburt mitgenommen hat. Die ganze Angelegenheit hat dich sicher recht unvorbereitet getroffen.“
    Das kann man wohl sagen.
    „Ich finde es übrigens sehr löblich, dass du deiner Cousine beigestanden hast“, setzte sie noch hinzu.
    Ich merkte, dass Atalante versuchte, mir Brücken zu bauen, aber in meinem Trotz zog ich den direkten Weg durchs Wasser vor, egal wie kalt oder tief es war. Brücken konnten einstürzen, das hatte ich gelernt. Dennoch, ich konnte meine Anschuldigung gegen Areto nicht vorbringen. Sie war haltlos, ich konnte nichts beweisen – und wer weiß, vielleicht war ich wirklich paranoid.
    Da Atalante merkte, dass von mir nichts kam, seufzte sie und forderte mit deutlich hörbarer Resignation in der Stimme: „Entschuldige dich bei Areto.“
    Das konnte ich nicht. Es tat mir nicht leid, was ich getan hatte. Aber Atalantes Blick bohrte sich so nachdrücklich in meinen Schädel, dass ich schließlich hervorwürgte: „Es tut mir leid, dass ich dich verärgert habe, Areto.“ Immerhin keine komplette Lüge.
    Meine Tante nickte hoheitsvoll und Atalante wirkte erleichtert. Sie machte eine Handbewegung, als wolle sie die Sache damit für abgeschlossen erklären und die Zusammenkunft auflösen, da erhob Areto die Stimme: „Wir müssen noch über die Bestrafung reden. Deine Tochter hat zu lernen, wie sie sich als Amazone zu verhalten hat.“ Das Wort Tochter wurde von einer zweifelnd erhobenen

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