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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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durchs Atrium laufen – von Atalante ganz zu schweigen.“
    Ich nickte.
    „Und du überlegst dir so lange, was das ganze Theater soll, und lässt diese hektischen Flecken verschwinden“, befahl sie und zeigte auf mein Gesicht.
    „Okay“, sagte ich gehorsam und sie verließ nach einem langen, strengen Blick den Stall.
    Ich schüttelte meinen triefenden Umhang ab, ließ mich auf eine Bank fallen und versuchte, mich an Pollys Anordnungen zu halten. Wegen der hektischen Flecken konnte ich nicht wirklich etwas unternehmen, aber ich atmete tief durch und versuchte, mich zu beruhigen. Also, was sollte das Theater?
    Ich habe meinen Neffen an dem Tag verloren, an dem ich ihn kennengelernt habe, und ein Arbeiter hat mich schwach angeredet.
    Ersteres war schlimm und rechtfertigte meinen derzeitigen Zustand vollkommen. Und Letzteres … Vermutlich hätte es mich nicht so aus der Bahn geworfen, wenn mich die Ereignisse davor nicht emotional schon so mürbe gemacht hätten. Und doch, als ich an Louis' wütenden Blick dachte, wurde mir ganz anders.
    PMS, dachte ich. Ich fühlte in mich hinein. Konnte hinkommen. Fröstelnd wickelte ich mich in eine der Pferdedecken. Zwei Minuten später kam Polly mit einer Leinentasche zurück, aus der sie meine Lederhose, ein Shirt und meine dicke Strickjacke holte.
    „Und?“, fragte sie.
    Ich schüttelte nur resigniert den Kopf und begann, mich umzuziehen.
    „Ist etwas passiert? Geht es Padmini gut?“ Sie klang besorgt.
    So gut, wie es eben einer Mutter gehen kann, die ihr Baby weggeben muss, dachte ich und spürte, wie erneute Wut in mir aufkochte. „Alles ist bestens .“ Ich schleuderte die Stiefel von meinen Füßen. Sie schlugen dumpf auf dem Boden auf, aber ich ließ sie liegen, wo sie waren.
    „Was ist los?“ Meine Schwester legte mir eine Hand auf die Schulter. Erst, als ich mühsam den Impuls unterdrückte, sie abzuschütteln, wurde mir bewusst, dass ich die Frustration, die sich aufgestaut hatte, unfairerweise gegen sie richtete. Ich hörte auf, am verklemmten Reißverschluss meiner Kapuzenjacke zu zerren, und sah sie an.
    „Es ist ein kleiner Junge geworden und ich musste ihn von Padmini wegbringen.“ Das gab zwar nur ansatzweise die Schrecken des Tages wieder, aber ich wollte sie nicht mit den blutigen Details des Geburtsvorgangs traumatisieren. „Dann kam Areto und wollte den Kleinen nehmen und ich bin vor ihr weggelaufen.“
    „Warum das denn?“, fragte Polly entsetzt.
    Ich erzählte ihr, was geschehen war. Zu meiner Überraschung amüsierte sie mein Fluchtversuch und die Schadenfreude, dass ich unserer fiesen Tante ausgebüxt war, stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Doch dann wandelte sie sich in Besorgnis. „Oje, das gibt ein Desaster. Die Sieggewärtige wird sowas nicht auf sich sitzen lassen. Disziplin ist alles für sie. Mach dich auf ein Donnerwetter gefasst. Mindestens.“
    Ich zuckte mit den Schultern. Mein Herz konnte sich offenbar nur mit zwei Dramen gleichzeitig befassen. Aretos Zorn war gerade einfach nicht auf dem Radar. Er war mir gleich. „Es ist unmenschlich, dass wir die kleinen Jungs ihren Müttern wegnehmen.“
    „Aber Ell, so ist es nun mal. Wir können sie nicht behalten.“ Sie versuchte, mir in die Augen zu sehen, aber ich mied ihren Blick.
    „Ich weiß. Sonst wäre es ja fast eine perfekte Gesellschaft.“ Ich ruckelte weiter pampig an meinem Reißverschluss herum.
    „Nein, wäre es nicht.“ Jetzt klang sie auch ein wenig ungehalten. „Es klappt nicht. Ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Männern und Frauen ist eine Utopie.“
    „Woher willst du das wissen? Du hast es noch nie versucht!“, fuhr ich sie an.
    „Ich muss doch das Rad nicht neu erfinden. Sieh Themiskyra an und dann vergleiche es mit Citey – und dann frag ich dich, welches Konzept Bestand hat!“
    „Aber das liegt doch am Verfall!“ Inzwischen war ich wirklich wütend und sah auf. Polly starrte mich ebenfalls mit blitzenden Augen an. Dann wurde ihr Blick plötzlich weicher.
    „Hör mal, hier geht es doch gar nicht um Mädels und Jungs“, stellte sie fest. „Hier geht es um Mütter und Kinder. Du beziehst das alles auf dich.“
    „Ich fiese Egozentrikerin“, erwiderte ich mürrisch.
    „Du weißt, was ich meine. Du möchtest nicht, dass ein Kind von seiner Mutter getrennt wird, weil du das selbst erlebt hast, und ich kann dich verstehen.“
    Ich holte gerade Luft, um ihre Theorie zu widerlegen, da wurde mir bewusst, dass Polly vielleicht recht hatte,

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