Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)
zurück.
„Sollte ich?“
„Sollte ich ?“
So kamen wir nicht weiter. Missmutig arbeitete ich weiter. War ja auch egal, ging mich ja nichts an. Was mir aber definitiv nicht egal war, waren Dantes Hustenattacken, die ihn an diesem Nachmittag noch einige Male quälten.
„Das Beste wird sein, du bleibst morgen zu Hause“, fand ich.
„Das ist völlig ausgeschlossen.“ Dante schüttelte vehement den Kopf. „Wenn ich einmal damit anfange, komme ich irgendwann gar nicht wieder.“
„Ja, und das ist richtig so, so etwas nennt man in Rente gehen .“
„Oder man nennt es sterben . Hier gibt es keine Rente“, sagte er trocken.
Ich warf den Ginster auf den Tisch von mir und wandte mich entgeistert wieder um. „Soll das heißen, du arbeitest bis zum bitteren Ende?“
„So sieht es aus. Wenn ich nicht arbeite, bekomme ich keine Wertmarken für Essen und Kleidung, und Louis gibt mir sowieso schon einen Großteil von seinen.“
Deshalb also das trockene Brot als Mittagsproviant. Ich musste heute Abend wirklich dringend mit meiner Mutter sprechen. So konnte es nicht weitergehen.
In dem Moment, als ich die Hand hob, um an ihre Tür zu klopfen, ging sie auf und Atalante kam mit Tetra heraus. Sie unterbrach das Gespräch und lächelte mich an.
„Aella. Ich wollte gerade zu dir.“
„Und ich zu dir. Offensichtlich. Hör mal …“ Ich holte Luft, um ihr meine Kritikpunkte in Sachen Arbeiter-Altersvorsorge darzulegen, aber ich kam nicht dazu, denn sie unterbrach mich: „Ich werde morgen nach Dangkulo reisen. Gerade wollte ich nach unten gehen und mich von dir und Hippolyta verabschieden.“
„Was? Nach Dangkulo? Wieso? Für wie lang?“ Sie hatte mich total aus dem Konzept gebracht.
„Es gab dort einige Übergriffe. Vieh wurde gestohlen und in eine der Lagerhallen eingebrochen“, berichtete meine Mutter knapp.
„Wie konnte das passieren?“ Ich wusste, welche Sicherheitsvorkehrungen in Themiskyra getroffen wurden, um Diebstahl zu vermeiden, und seit dem Verfall waren sie noch verschärft worden. Alle Vorräte befanden sich innerhalb der Stadtmauern und die Ställe außerhalb wurden Tag und Nacht bewacht. Falls doch jemand einzubrechen wagte, fielen die Strafen drakonisch aus, um potenzielle Täter abzuschrecken. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass die anderen Gemeinschaften das anders handhabten.
„Genau das möchte ich herausfinden“, sagte sie grimmig. „Tetra, Andromache, Jadea, Arejaiti und Fatime werden mit mir kommen, um die Frauen dort zu unterstützen. Areto übernimmt hier so lange die Führung.“
Das bedeutete, sie wollte nicht nur die Lage dort prüfen, sie rechnete auch damit, dass es zu Kampfhandlungen kommen könnte, und nahm die anderen Frauen mit, um die Kampfstärke der Dangkulo-Amazonen zu verbessern. Plötzlich bekam ich Angst um meine Mutter. Das war vermutlich unsinnig, aber ich wollte sie um nichts auf der Welt wieder verlieren.
„Wird es gefährlich werden?“, fragte ich bang.
Sie missverstand mich, wie so oft.
„Willst du mitkommen?“, fragte sie mich mit für meinen Geschmack etwas zu viel Begeisterung. Inzwischen war ich zwar ziemlich gut im Kampf- und Bogensport, aber die Aussicht darauf, meine Kenntnisse ernsthaft anzuwenden und dabei womöglich jemanden zu verletzen oder gar zu töten, widerstrebte mir immer noch zutiefst. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich das jemals ändern würde, egal, wie lange ich hier wäre.
„Lieber nicht.“ Ich schüttelte den Kopf und wieder missdeutete sie meine Intention.
„Ja, du hast recht. Das wäre wohl noch ein bisschen früh für dich. Aber in einem halben Jahr bist du bestimmt so weit“, sagte sie tröstend.
Ich hatte in diesem Moment nicht die Nerven, eine Grundsatzdiskussion vom Zaun zu brechen, es gab Wichtigeres zu besprechen.
„Weshalb ich mit dir reden wollte …“
„Können wir das verschieben? Wir werden im Morgengrauen aufbrechen und ich muss noch einige Dinge vorbereiten.“
„Naja, es ist eigentlich schon wichtig …“, begann ich, aber Atalante hatte schon angefangen, mit Tetra über Ausrüstung und Proviant zu reden. Ich war frustriert. Wir hatten ohnehin so wenig Zeit miteinander, da konnte ich doch wenigstens ein offenes Ohr erwarten, wenn ich einmal etwas Dringendes mit ihr besprechen wollte.
„Wann kommst du zurück?“, hakte ich schließlich ein.
„Ich kann es noch nicht sagen, es hängt von der Lage dort ab. Die Informationen, die mich erreicht haben, sind sehr vage. Zwei
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