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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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diesem 'Shim.
    Der Vormittag verging schleppend bei Umwelt- und Naturkunde, während ich ununterbrochen mit dem Schlaf kämpfte. Vor dem Mittagessen sah ich ein weiter es Mal nach Dante, brachte ihn zum Häuschen mit den Waschräumen und Toiletten, die sich mehrere Hütten teilten, gab ihm Tee und redete so lange auf ihn ein, bis er wenigstens ein bisschen Brot aß.
    In der Färberei erwartete mich ein Donnerwetter. Genauer gesagt erwartete es mich vor der Färberei in Gestalt von Zawadi, die vor Wut kochte. Und Zawadi war schon furchterregend, wenn sie guter Laune war.
    „Was ist los?“, fragte ich sie vorsichtig, aber in meinem Hinterkopf verdichtete sich eine dunkle Ahnung, woher ihr Zorn rühren konnte.
    „Wo warst du gestern Nachmittag?“, herrschte sie mich an. „Der Ginster ist übergekocht, was für eine Sauerei.“ Sie verzog angewidert das Gesicht.
    Verdammt . Dante hatte die Temperatur ziemlich hoch eingestellt, was normalerweise kein Problem darstellte, da man den Prozess für gewöhnlich überwachte. Nach dem Zusammenbruch des alten Manns hatte ich jedoch keinen Gedanken mehr an die Färbebrühe verschwendet.
    „Es tut mir leid.“ Und das tat es wirklich. Ich wusste, wie schwer viele der Substanzen zu bekommen waren und wie mühsam die Weiterverarbeitung war. „Dante wurde krank und ich musste ihm helfen und –“
    „Ja, und wo ist der Alte eigentlich?“, schimpfte Zawadi weiter, ohne auf meine Worte einzugehen.
    „Er ist wie gesagt krank. Schwer krank“, betonte ich.
    Sie zeterte weiter. „Außerdem hättest du mir Bescheid sagen müssen … du kannst nicht alles stehen und liegen lassen … wir sind hier eine Gemeinschaft , wir arbeiten zusammen .“
    Indem sie das Selbstverständliche noch einmal so betonte, wollte sie mich wohl spüren lassen, dass ich immer noch nicht wirklich dazu gehörte. Aber seit dem Erlebnis mit Sevishta am Vortag war ich mir nicht sicher, ob ich das überhaupt noch wollte.
    Irgendwann hatte ich genug von dem Gekeife und rief aufgebracht: „Hör zu, es tut mir wirklich leid, aber ich kann es nun mal nicht ungeschehen machen. Ich werde alles sauber machen und neuen Ginster sammeln, in Ordnung?“
    Das schien sie immerhin ein wenig zu besänftigen. „Tu das. Aber mach dir keine Illusionen: Das ist nicht mit einem Nachmittagsspaziergang getan. Die Pflanzen wachsen nicht hier in der Gegend und können erst in ein paar Wochen geerntet werden. In großem Stil, versteht sich. Du wirst einige Zeit dafür brauchen. Bis dahin müssen wir wohl ohne Gelb auskommen, aber das kannst du dann deiner Mutter erklären.“
    Mit diesen Worten stampfte sie von dannen und ich schlich niedergeschlagen in die Färberei. Jetzt musste ich nicht nur alleine mit allem fertig werden, sondern hatte mir zudem eine größere Putzaktion aufgehalst. Immerhin hatte die Wolle selbst keinen Schaden genommen und auch die Temperatur in den anderen Trögen passte. Ich wollte gar nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn auch noch die Indigofärbung übergekocht wäre … Hätte ich dann nach Indien reiten müssen? Wobei, diese Aussicht schien mir nach der Standpauke eben gar nicht so unattraktiv.
     
    Hatte ich nach den anfänglichen Bemühungen noch gehofft, dass es mit Dantes Zustand nun stetig bergauf gehen würde, vergingen die nächsten Tage, ohne dass sich eine Besserung einstellte. Das Fieber sank und stieg, der Husten blieb und Dante wurde von Tag zu Tag schwächer. Es war ein ständiges, aufreibendes Auf und Ab. Gerade wenn ich an einem Tag hoffte, dass sich nun alles zum Besseren wenden würde, war das Fieber am Abend wieder besonders hoch. Ich betete so viel und oft zu Artemis wie nie zuvor. Sonst konnte ich nichts tun. Nur abwarten, Tee kochen und hoffen. Ich fühlte mich so hilflos und nutzlos.
    Immerhin entwickelte ich mich zur professionellen Diebin, stahl Essen aus der Küche, Kräuter für Inhalationslösungen aus den Vorratskammern und Bettwäsche aus der Wäscherei. Nebenher versuchte ich, mein normales Leben weiterzuführen, erschien im Unterricht, in der Färberei und zu allen Mahlzeiten, sah zu, dass ich nicht beobachtet wurde, wenn ich zu den Arbeiterquartieren ging und tat meinen Schwestern gegenüber so, als sei alles bestens, was mir von Tag zu Tag schwerer fiel. Inzwischen war ich froh, dass Atalante nicht da war; sie hätte mich mit Sicherheit durchschaut.
    Louis und ich gingen uns aus dem Weg. Wir gaben uns quasi nur die Klinke in die Hand und in den wenigen Momenten,

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