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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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die übliche Verschlossenheit und Feindseligkeit zeigen würde, in der nächsten Sekunde war ich schon eingenickt.

Kapitel 23
    Eine Berührung summte auf meiner Haut. Fingerspitzen fuhren mir federleicht über Stirn und Wangen, strichen Haare hinter mein Ohr. Holz knisterte. Wasser blubberte. Das erinnerte mich an etwas, holte mich in die Realität zurück. Ich öffnete meine Augen und sah mich direkt Louis' nachdenklichem Blick gegenüber, der irgendwo tief in mir aufkam, wo er kleine Wellen von Aufregung aussandte. Auf einen Schlag war ich hellwach. Es war kein Traum gewesen, seine Hand zog sich blitzschnell zurück, aber nicht so schnell, als dass ich es nicht gemerkt hätte.
    W arum tust du das? dachte ich fast verzweifelt. Du bist der Böse. Du kannst mich nicht leiden. Halt dich gefälligst an deine Rolle! Wie soll ich meine sonst spielen?
    Er setzte sich auf. „Das Wasser kocht“, sagte er überflüssigerweise und stand auf. Er zeigte auf das Sieb mit der Chinarinde. „Woher hast du das Zeug? Das hast du doch nicht eben im Wald gepflückt.“
    „Aus der Klinik.“ Während ich den Tee aufgoss, erzählte ich ihm in knappen Worten, wie wir an das Chinin gekommen waren.
    Louis runzelte die Stirn und sagte vorwurfsvoll: „Das hättet ihr nicht tun dürfen.“
    „Wieso?“
    „Weil es zu riskant ist.“
    Das wusste ich selber, aber seine vernünftige Art weckte meinen Widerspruchsgeist. „ No risk no fun“, wiederholte ich leichthin Pollys Worte. „Früher fandst du es lustig, wenn ich Sachen geklaut habe.“
    „ Lustig “, wiederholte er und schüttelte in müder Resignation den Kopf, so, als hätte ich etwas komplett falsch verstanden. „Ich möchte nicht verantwortlich dafür sein, dass ihr Ärger bekommt.“
    „Atalante wird sicher nicht ihre beiden Töchter aus Themiskyra verbannen.“
    Seine Augen weiteten sich. „Die Unbeugsame ist deine Mutter?“
    „Ja“, sagte ich und schwenkte das Sieb in der Tasse. Ich wunderte mich, dass diese Information neu für ihn war, und verstand nicht, wieso sie von Belang war.
    Aber sie änderte etwas. Die Atmosphäre im Raum verschob sich und versteinerte. Ich kannte dieses Gefühl. Ich hatte es kürzlich im Stall erlebt und es rief mir wieder in Erinnerung, was wichtig war. Was richtig war. Und dass ich verdammt nochmal sauer auf ihn war.
    Louis wandte sich ab, trat zum Fenster und sah in die Finsternis hinaus. Er schwieg, aber an seiner Körperhaltung sah ich seine Anspannung.
    „Aber du bist doch erst vor einem Jahr hierher gekommen“, sagte er schließlich und seine Stimme klang erschöpft.
    „Stimmt. Ich bin mehr oder weniger aus Zufall hier gelandet, aber es hat sich herausgestellt, dass Atalante meine Mutter ist, die mich und meinen Vater verlassen hatte, als ich ein kleines Mädchen war“, fasste ich lustlos zusammen.
    „Ja, das hattest du erzählt“, erinnerte er sich. „Du hattest nur nie ihren Namen erwähnt.“
    „Wie auch immer.“ Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich wieder der Gegenwart zu. „Der Tee müsste inzwischen lang genug gezogen haben, gib ihn Dante, sobald er Trinktemperatur erreicht hat. Ich habe noch ein paar Decken mitgebracht, eine für dich und zwei andere, falls eine weitere Schwitzkur notwendig werden sollte. Alles klar?“
    Abwartend sah ich zu Louis, aber er hatte mir immer noch seinen Rücken zugewandt.
    „Louis?“, fragte ich etwas lauter.
    Er fuhr leicht zusammen und drehte sich zu mir um. Gequält schloss er für einen Moment die Augen. „Ell, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich –“
    Nein. Ich wollte es nicht aus seinem Mund hören. Ich konnte es nicht. Schneidend unterbrach ich ihn: „Was? Was hättest du? Mich nicht gerettet? Mich nicht geküsst? Mich nicht im Regen stehen lassen? Zu spät, kann ich nur sagen. Ich habe um nichts davon gebeten.“
    Er klappte den Mund zu. In seinem Blick las ich Verwirrung. Doch dann wurde sein Gesichtsausdruck härter und verschloss sich wieder.
    Ohne eine Erwiderung abzuwarten rauschte ich aus der Hütte. Zum zweiten Mal an diesem Tag. Und obwohl ich mich mustergültig verhalten hatte, tat mein Herz viel zu sehr weh, als dass ich Triumph über meinen Abgang hätte empfinden können.
     
    Am nächsten Morgen, genaugenommen nur ein paar, zu wenige Stunden später, kehrte ich vor dem Frühstück zurück. Dante schlief und Louis war offenbar schon zur Arbeit gegangen, was mir nur recht sein konnte. Ich hatte keine Kraft mehr für weitere Auseinandersetzungen mit

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