Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)
fest.
Tetra sah wie immer alles ganz von der praktischen Seite. „Wir müssen Polly in Kenntnis setzen.“
„Oh, Hippolyta, natürlich“, erwiderte Atalante, offensichtlich aus immer noch grimmiger Nachdenklichkeit gerissen.
„Polly heißt Hippolyta?“ Ich zog die Nase kraus. „Komischer Name. Was ist mit ihr?“
„Das ist keineswegs ein komischer Name. Hippolyta war eine stolze Basilissa der Amazonen“, rügte sie mich, lächelte dann aber. „Sie ist deine Schwester.“
„Natürlich.“ Ich schlug mir mit der Hand an die Stirn. Ich hatte die Tragweite der heutigen Offenbarungen noch nicht vollständig erfasst. „Halbschwester“, berichtigte ich.
Atalante schüttelte stumm den Kopf.
Ich verstand es nicht. „Sie ist auch … Ich dachte, du wärst nicht mehr nach Citey zurückgekommen?“
„Bin ich auch nicht. Als ich nach Themiskyra zurückkehrte, war ich bereits mit der kleinen Hippolyta schwanger, ohne es zu wissen. Wir mussten es natürlich vertuschen, deswegen war sie offiziell eine Frühgeburt.“ Sie grinste Tetra an. „Das Frühchen war leider sehr schwächlich, deswegen dauerte es einige Zeit, bis die Kleine der Gemeinschaft vorgestellt wurde.“
„Ja, aber wer war denn dann offiziell der Vater?“ Ich war verwirrt.
Atalante zuckte die Schultern, als wäre das völlig irrelevant. „Natürlich ein Mashim aus den Clans.“
„Ein was aus was ?“, warf ich ein, wurde aber ignoriert.
„Was wirst du den anderen Frauen erzählen, Atalante?“, fragte Tetra nachdenklich und musterte mich. „Woher kommt diese zweite, ältere Tochter? Oder willst du verschweigen, dass Aella deine Tochter ist?“
„Nie im Leben.“ Meine Mutter schüttelte energisch den Kopf. „Ich habe so lange auf sie verzichtet, da werde ich nun nicht den Rest meines Lebens zu vertuschen versuchen, dass sie mein Blut ist.“ Sie überlegte. „Dass ich damals während meines Studiums zurückkam, ist bekannt. Sie wissen allerdings nicht, dass ich das tat, um Alkippe zu erzählen, dass ich heiraten würde. Wir könnten also behaupten, dass ich bei meinem Besuch von ihr den Auftrag bekommen hätte, der Artemis eine neue Tochter zu gebären. Das kann ich im Jahresbuch nachtragen. Wenn jemand mitbekommen haben sollte, dass bei meiner Abreise die Stimmung zwischen meiner Mutter und mir nicht besonders gut war, lautet die offizielle Begründung dafür, dass ich mit ihrer Entscheidung nicht glücklich war.“
„Du hast das Kind in Citey auf die Welt gebracht, im Krankenhaus wurde dir jedoch fälschlicherweise mitgeteilt, dass es ein kleiner Junge sei, deswegen hast du ihn zur Adoption freigeben“, spann Tetra die Geschichte weiter.
„Moment mal, ihr gebt Babys einfach weg, wenn sie Jungs sind?“, rief ich entsetzt aus und erntete einen strafenden Blick von Atalante.
„Warum, glaubst du, wohnen hier nur Frauen?“
Ehrlich gesagt hatte ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Trotzdem schien es mir unglaublich, dass man es übers Herz brachte, einen Säugling abzugeben, nur weil er das falsche Geschlecht hatte.
„Es ist üblich, dass die kleinen Buben zu ihren Vätern kommen und von ihnen aufgezogen werden. Wir sehen sie normalerweise nie wieder“, setzte sie sanfter nach, weil ihr bewusst wurde, dass ich das alles nicht wissen konnte. „Allerdings pflegen wir den Kontakt zu den Familien insofern, als unsere männlichen Kinder häufig die Väter der nächsten Amazonengeneration werden. Damit stellen wir sicher, dass gute Eigenschaften möglichst erhalten bleiben.“
Das Wort Zuchtprogramm kam mir in den Kopf und verursachte unangenehme Assoziationen.
Tetra schaltete sich wieder ein. „Wann ist dein Geburtstag, Ell?“
Zeitgleich mit Atalante antwortete ich: „30. September 2005.“ Wir sahen uns an und ein warmes Gefühl durchströmte mich bis in die Zehenspitzen.
„Der zwölfte im Safranmond 6310“, orakelte Atalante, aber ich verstand nur Bahnhof.
„Wie viel?“
„Wir leben nach dem Mondkalender.“
„Ja schon, aber sechstausendirgendwas ?!“ Ich fühlte mich plötzlich total sciencefiction .
Sie lächelte spöttisch. „Und wir haben ein kleines bisschen früher angefangen mit der Zeitrechnung.“
„Gut, dann ist dein offizieller Geburtstag ab jetzt der 30. März“, bestimmte Tetra.
„Was? Warum?“, protestierte ich.
„Weil Amazonenkinder während der Hama gezeugt werden. Wenn du während des Safran- oder Obstmonds Geburtstag hast, glaubt uns keine die Geschichte“, erklärte
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