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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Moments nicht zerstören wollte, den die erste Liebeserklärung meiner neuentdeckten Schwester mit sich brachte, konnte ich mir meine Antwort nicht verkneifen. Ich konnte mir vorstellen, dass sie ihren richtigen Namen genauso wenig mochte, wie ich den meinen.
    „Ich dich auch, Hippolyta!“ Dann hörte ich ein Geräusch, das ich nicht einordnen konnte, und ehe ich mich versah, hatte ich ein mit amazonenhafter Zielsicherheit und Stärke geworfenes Kissen im Gesicht.
     
    Ich erwachte, weil Polly mich schüttelte und laut fire's in my soul, steel is on my side in mein linkes Ohr sang.
    „Aufstehen!“ rief sie, als ich nicht länger die Nerven besaß, mich tot zu stellen, und die Augen einen Spalt weit öffnete. „Los, Ell, sonst kommen wir zu spät!“ Sie riss an meiner Decke.
    Das warme Kribbeln, mit dem ich am Abend zuvor nach einer kurzen, aber exzessiven Kissenschlacht eingeschlummert war, erfüllte auch jetzt mein Herz. Mir fielen die Ereignisse des Vortags wieder ein und ich setzte mich ruckartig auf. „Wie spät ist es?“
    „Die Sonne steht schon eine Handbreit über dem Horizont“, erwiderte Polly ungeduldig.
    Das klang früh, aber so wie sie es sagte, war es allerhöchste Eisenbahn aufzustehen.
    „Ich bin am Verhungern“, ließ sie mich wissen.
    Als ich das Frühstücksbuffet sah, lief mir allerdings auch das Wasser im Munde zusammen. Neben frisch gebackenem Brot, Butter, Marmeladen, Honig und Joghurt gab es auch Kaffee, etwas, das ich seit Beginn des Verfalls nicht mehr getrunken hatte. Er wurde, wie ich erfuhr, dank Verbindungen zu dort ansässigen Amazonengemeinschaften aus der neuen Welt importiert.
    „Warum, glaubst du, heißt es Amazonas ?“, fragte Polly und schüttelte den Kopf, als könne sie nicht glauben, wie dämlich ich war. Ich konnte es selbst kaum glauben, wenn ich genau darüber nachdachte. Es lag ja eigentlich auf der Hand.
    Die anderen Mädchen waren ziemlich munter, es wurde gescherzt und gelacht, nur Corazon war still und gähnte noch öfter als ich.
    „Ich bin eine Eule“, erklärte sie mir auf meine Nachfrage. „Da helfen kein frühes Zubettgehen und kein morgendlicher Sonnenschein im Gesicht – nachts kann ich nicht einschlafen und in der Früh komm ich nicht aus den Federn.“ Sie zuckte die Achseln. „Das versteht hier nur keiner. Die denken, ich wäre einfach faul und verschlafen.“
    Ich beteuerte gerade mein Mitgefühl, als ein erneuter Gong Bewegung in die Runde brachte. Im Strom der anderen ließ ich mich durch das Atrium in einen Raum treiben, der mit seinen Holztischen, den harten Stühlen und der großen Tafel an der Wand keinen Zweifel ließ, dass es sich dabei um ein Klassenzimmer handelte. Polly wies mir den Platz am Fenster neben sich zu und Grace holte mir einen großen karierten Block und einen Bleistift. Irgendwie ging mir an diesem Morgen alles zu schnell. Ehe ich mich richtig umsehen und auf die Situation einstellen konnte, betrat eine eher kleinwüchsige Amazone um die fünfzig den Raum und bat um Ruhe. Und das auf so resolute Art und Weise, dass mir ganz bang wurde – war mir doch heute schon von einer Vierzehnjährigen bestätigt worden, dass ich nicht die Hellste war. Die Lehrerin teilte die Jungamazonen mit entsprechenden Handbewegungen nach dem Alter in Gruppen ein, denen sie jeweils unterschiedliche Aufgaben zuwies. In der Hoffnung, dass sie mich einfach übersehen würde, machte ich mich möglichst klein.
    Alle begannen, in Büchern zu blättern oder sich flüsternd über mögliche Lösungen zu beratschlagen, und ich fragte mich, zu welcher Gruppe ich wohl gehörte.
    „Ell.“
    Es riss mich, als ich meinen Namen laut durch den Raum schallen hörte.
    „Herzlich Willkommen in Themiskyra. Ich bin Frida, Epor zungenfertig“, erklärte sie knapp. „Ich unterrichte die Mädchen in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern Geschichte, Erdkunde und Religion sowie Literatur.“
    Sie war an unserem Tisch angekommen und scheuchte Polly auf einen anderen Platz, um sich auf ihren Stuhl setzen zu können.
    „Ich denke, du hast einigen Nachholbedarf, vor allem was das praktische Können anbelangt, deswegen haben wir beschlossen, deinen Stundenplan ein wenig umzustellen. Ich schlage vor, das Hauptaugenmerk auf spezielle Geschichte, Religion, Umwelt- und Naturkunde sowie insbesondere den Sport zu legen. Abgesehen vom Pferdesport wirst du dich natürlich dem Bogenschießen, Schwertkampf und mindestens einer asiatischen Kampfsportart

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