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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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wegnehmen können. Das hätte er nicht verkraftet.“
    Ich nickte langsam. Hätte ich jetzt die Wahl, mich zu entscheiden, ob ich meine Kindheit lieber bei ihr oder meinem Vater verbracht hätte, hätte ich mich für ihn entschieden. So toll das Leben hier auch sein mochte – allein beim Gedanken, dass ich ihn nie kennengelernt hätte, zog es schmerzhaft in meiner Brust.
    „Was ist dir passiert, Aella?“, fragte sie zögernd. „Wieso bist du von zu Hause weggelaufen?“
    Ich fasste mir ein Herz, stand auf und setzte mich neben sie auf die Couch. „Ich bin nicht von zu Hause weggelaufen, zumindest nicht so, wie man typischerweise als Teenager von zu Hause wegläuft. Es war mehr eine Flucht.“
    Sie sah mich fragend an und sosehr ich es hasste, von diesen Erlebnissen zu berichten, wusste ich doch, dass zumindest sie ein Anrecht darauf hatte, davon zu erfahren. Ich wappnete mich innerlich und begann meine Geschichte an der Stelle, als ich vom Schwarzmarkt nach Hause zurückgekehrt war. Mit wachsendem Entsetzen lauschte sie meinen Erzählungen. Als ich berichtete, wie ich meinen Vater begraben hatte, nahm sie mich in den Arm und wischte mir sanft Tränen ab, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie vergossen hatte.
    „Er wusste, dass die Kette dich zu mir führen würde“, sagte sie und lächelte traurig.
    „Aber das ist doch total unwahrscheinlich.“ Ich schüttelte den Kopf.
    „Jede Amazone hätte die Hirschkuh auf dem Amulett erkannt und sich deiner angenommen. Die Gemeinschaften stehen in Kontakt miteinander, und mit meinem Bild im Medaillon wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis du hier gelandet wärst. Dadurch, dass Tetra dich gefunden hat, wurde das alles nur beschleunigt.“ Sie sah blass aus, als sie hinzufügte: „Und es konnte vermieden werden, dass irgendjemand die Photographie zu Gesicht bekommen hat. Dafür sollten wir der Göttin von ganzem Herzen danken.“
    „Ich habe versucht, den Anhänger zu öffnen, aber ich habe es nicht hingekriegt.“
    Atalante nahm mir die Kette aus der Hand und zeigte mir, an welchen Stellen ich das Medaillon gleichzeitig drücken musste, damit der Deckel aufsprang.
    „Darf ich es behalten?“, fragte ich.
    „Natürlich“, erwiderte sie. „Es ist deins. Aber achte gut darauf. Sorg dafür, dass es niemand außer dir in die Finger bekommt.“
    Ich schloss die Hand fest um das warme Silber des Schmuckstücks und berichtete weiter. Gerade erzählte ich, wie ich es aus der Stadt raus geschafft hatte, als es an der Tür klopfte. Atalante wischte sich übers Gesicht, um verräterische Tränenspuren verschwinden zu lassen, und rief: „Herein!“
    Es war Tetra, die uns auf einem Tablett Essen brachte.
    „Ich dachte, ihr seid bestimmt hungrig. Es war ein anstrengender Tag und ihr habt das Abendessen verpasst.“ Sie stellte das Tablett ab und wollte wieder gehen, aber Atalante bat sie zu bleiben.
    Obwohl ich vor Aufregung keinen Appetit hatte, knurrte mein Magen, und als ich etwas vom kalten Braten probierte, merkte ich, wie ausgehungert ich von der Stallarbeit, der Reitstunde und dem emotionalen Auf und Ab tatsächlich war. Zwischen den einzelnen Bissen fuhr ich mit der Geschichte fort. Als ich berichtete, wie Lenno mich bedrängt hatte, und verlegen nach Worten suchte, die die Begebenheiten passend beschrieben, knallte Atalante plötzlich ihren Teller auf den Tisch und sprang wütend auf. Ich schreckte zurück. Aufgebracht lief sie im Zimmer umher und wenn Tetra ihr nicht klargemacht hätte, dass sie sich längst um die Angelegenheit gekümmert hatte, wäre meine Mutter wohl nicht davon abzubringen gewesen, eines der Schwerter von der Wand zu reißen und das ganze Land nach dem Halunken abzusuchen, der ihrer Tochter an die Wäsche gewollt hatte.
    Da, jetzt ist es passiert, dachte ich. Mutter. Meine Mutter. Ich habe sie in Gedanken als meine Mutter bezeichnet. Vielleicht, weil ich sehe, wie sehr sie sich um mich sorgt, obwohl sie mich verlassen hat. Kann ich ihr verzeihen? War ich ihr je böse? Im Moment konnte ich meine Gefühle noch nicht richtig einordnen, aber die kleine Flamme in mir, die zu glühen begonnen hatte, als ich hierher gekommen war, loderte jetzt. Ich hatte wieder etwas, für das es sich zu leben lohnte. Ich hatte nicht nur einen Schlafplatz und genug zu essen, ich hatte auch Hoffnung und eine Zukunft. Und ich hatte wieder eine Familie, sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
    Ich gehöre doch hierher, stellte mein Herz staunend und glücklich

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