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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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in der Werkstatt einen eigenen Bogen zu bauen, denn der war meiner Meinung nach der Schlüssel, um vielleicht auch irgendwann so geschickt und anmutig wie meine Schwestern zu werden.
    Träum weiter, sagte mein Verstand.
    Das tat ich und nahm den Bogen eines sonnigen Frühlingstages mit, um während der Mittagspause im nahen Südwald ein bisschen zu üben. Alleine, denn ich brauchte immer wieder Zeit für mich. Zeit zum Nachdenken, Zeit, um mich auch in der Realität außerhalb des Amazonendaseins zu verankern und Zeit dafür, mich in Ruhe an meinen Vater zu erinnern – etwas, das in Themiskyra nicht vorgesehen war.
    Sonnenstrahlen tanzten auf den Blättern, brachten Büsche und Bäume zum Leuchten, Vögel zwitscherten und die Idylle war perfekt. Zumindest so lange, bis ich meinen ersten Pfeil abschoss. Gezielt hatte ich auf eine Astgabelung – natürlich nicht auf ein Lebewesen, das wäre mir nie in den Sinn gekommen, auch wenn Polly das nicht nachvollziehen konnte – doch der Pfeil sauste weit darüber hinaus und verschwand irgendwo im Buschwerk.
    „Verdammt!“ Ich fluchte laut.
    Die Herstellung eines Pfeils war eine mühsame Tätigkeit und an diesem hatte ich bestimmt eine Stunde herumgewerkelt – und jetzt war er einfach weg. Polly würde sich darüber am Abend köstlich amüsieren.
    Nicht, wenn ich's verhindern kann. Ich seufzte und ging los, ohne die Stelle aus den Augen zu lassen, wo ich den Pfeil zuletzt gesehen hatte.
    Schließlich gelangte ich zu dem Gebüsch, in dessen Nähe der Pfeil meiner Meinung nach irgendwo sein musste, und begann zu suchen. Ich hätte wetten können, dass ich vollkommen alleine in diesem Teil des Walds war, doch plötzlich hörte ich ein Geräusch. Menschengemacht. Regelmäßig. Metall auf Holz. Neugierig ging ich dem Geräusch nach und blickte verstohlen an einem Baum vorbei.
    Der Schnuckel , schossen mir Victorias Worte durch den Kopf. Sofort verachtete ich mich für diesen Gedanken. Dieser Ausdruck gehörte mit Sicherheit nicht in meinen aktiven Wortschatz und sollte gar nicht erst versuchen, sich dort festzusetzen.
    Der Typ war damit beschäftigt, einen gefällten Baumstamm mit einem Beil von seinen Ästen zu befreien, und trug dabei nichts außer abgewetzten Jeans und staubigen, alten Arbeitsstiefeln. Während sein Kollege, ein Mann um die Vierzig mit einer ausgeblichenen blauen Schirmmütze auf dem Kopf, vor Anstrengung schnaubte, schien ihm die Arbeit nicht die geringste Mühe zu bereiten. So, als hätte er nie etwas anderes gemacht, als Bäume zu Brettern und Brennholz zu verarbeiten. Was mochte ihn nach Themiskyra gebracht haben?
    Das geht dich nichts an und es ist dir egal, sagte mein Verstand. Mach dich vom Acker und such deinen Pfeil.
    Ich konnte nicht. Obwohl meine Beine drauf und dran waren umzudrehen, konnte ich meinen Kopf nicht dazu bewegen, dasselbe zu tun. Warum? Vielleicht, weil ich mit einem Mal Leahs einstige Begeisterung für Oz Fandango-Unterwäsche-Models zumindest ein klein bisschen verstehen konnte.
    Ganz objektiv.
    Natürlich.
    Mir gefiel schlicht und einfach, was ich sah. Sein Gesicht und sein Oberkörper waren von der Arbeit im Freien gebräunt, er hatte ein fast klassisches Profil, dunkle Augenbrauen und einen Haarschnitt, der zu präapokalyptischen Zeiten wohl mal praktisch gewesen war, bevor er herausgewachsen war. Im Augenblick wirkte er gar nicht so finster wie sonst. Eher … in sich ruhend. Und trotzdem voller Energie.
    Außerdem, dachte ich rasch, bevor mein Verstand sich aufregen konnte, der Typ scheint was gegen mich zu haben. Und, wie Jacintha uns letzte Woche eingeschärft hat: man muss seine Feinde kennen.
    Trotz seiner athletischen Figur war er sehr dünn, zu dünn, und ich fragte mich zum ersten Mal, woher genau die Arbeiter eigentlich ihr Essen und ihre Kleidung bekamen. Ich wusste, dass sie die Nahrung wie auch das Wohnrecht in den Hütten als Lohn für die Arbeit erhielten, aber wie viel es war und wann es verteilt wurde, war mir unbekannt. Wie so vieles.
    Mir blieb fast das Herz stehen, als ich die Anwesenheit einer Person neben mir spürte. Ich riss den Kopf herum und fand einen anderen Arbeiter neben mir stehen, der gespielt angestrengt in dieselbe Richtung starrte, in die ich bis vor einer Sekunde geschaut hatte. Er war ein paar Jahre älter als ich. Wirre blonde Haare umkränzten ein Allerweltsgesicht, aber ein sympathisches, mit blauen Augen, die nun fragend, aber auch ein bisschen spöttisch zu mir herunterblickten.
    „Ich

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