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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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habe meinen Pfeil verloren“, beeilte ich mich, meine Anwesenheit zu erklären, und trat einen Schritt vom Baum zurück. Am liebsten wäre ich im Boden versunken, so peinlich war es mir, ertappt worden zu sein.
    „Oh nein.“ Der Blonde riss entsetzt die Augen auf. „Welch ’ Missgeschick.“
    Obwohl mir bewusst war, dass er sich über mich lustig machte, zügelte ich meine Verärgerung und nickte. Ich war dankbar dafür, dass er mir meine Erklärung abnahm – oder zumindest mitspielte und mich nicht noch in tiefere Verlegenheit stürzte.
    Der andere hatte seine Arbeit unterbrochen, als er unsere Stimmen gehört hatte, und sah zu uns herüber. Sein kühler Blick war so voller Arroganz, dass ich es noch mehr als zuvor bereute, überhaupt stehen geblieben zu sein. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, als ob ich mich damit vor seiner Feindseligkeit schützen könnte. Rasch wandte ich mich wieder meinem Gesprächspartner zu. „Ja, es ist schade um den Pfeil. Falls du ihn findest, kannst du ihn ja vielleicht nach Themiskyra mitbringen.“
    „Selbstverständlich, Hochwohlgeboren.“ Ehrerbietig neigte der Blonde den Kopf. „Ich werde nicht eher ruhen, bis dass ich ihn gefunden habe.“
    Irritiert schüttelte ich den Kopf. „Äh … Das ist nicht nötig.“ Ich muss hier weg. Der eine hasst mich und der andere verarscht mich nach Strich und Faden. Oder ist einfach verrückt. Ich wich noch einen weiteren Schritt zurück. „Dann noch viel …“ Spaß? Idiotin. „… Erfolg. Mit den Bäumen und so.“ Ich fühlte mich wie der letzte Trottel und der freundliche Spott in den Augen des blonden Holzfällers bestätigte mich darin.
    Dennoch zog er einen imaginären Hut vom Kopf und verbeugte sich. „Verbindlichsten Dank. Auch Euch einen angenehmen Tag.“
    Im Augenwinkel sah ich, wie der andere sich mit einem Ruck abwandte, sein Beil aus dem Baumstamm zog und begann, die Äste mit solcher Vehemenz zu bearbeiten, dass Rindenstückchen und Zweige nur so durch die Luft flogen.
    „Danke“, murmelte ich verwirrt und verzog mich schnell ins Gehölz. Auf meinem Rückweg suchte ich nur noch halbherzig nach dem Pfeil, ich hatte es viel zu eilig, möglichst viel Distanz zwischen diese irren Arbeiter und mich zu bringen. Immer wieder ging mir im Laufe dieses Tages die Angelegenheit im Kopf herum und mit jedem Mal kam sie mir seltsamer und peinlicher vor. Ich bemühte mich, sie zu vergessen, aber die offene Abneigung, mit der mir der dunkelhaarige Arbeiter begegnet war, gab mir Rätsel auf. Wenn ich ihm in den nächsten Wochen über den Weg lief, sah ich gezielt weg. Doch wann immer mein Blick den seinen aus Versehen für einen Sekundenbruchteil traf, bevor ich den Kopf abwenden konnte, schlug mir soviel Ablehnung entgegen, dass ich mich ganz schlecht, ja, fast schuldig fühlte.
    Unsinn, sagte mir meine innere Amazone ein ums andere Mal. Du hast nichts gemacht. Du kennst ihn nicht mal. Der ist einfach schlecht gelaunt und abgesehen davon keinen Einzigen deiner Gedanken wert. Also hob ich stets mein Kinn und ging an ihm vorüber, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
     
    An den Wochenenden begann der Tag meist bei einem ausgedehnten Frühstück mit Polly und Atalante in den privaten Gemächern meiner Mutter. Ich freute mich, wenn auch Tetra dabei war, denn sie war immer nett zu mir und erklärte mir all das, was ich nicht begriff – und davon gab es viel –, mit einer Geduld, die Atalante oft fehlte.
    Wenn das Wetter es zuließ, ritten wir anschließend aus, badeten in den Flüssen und Seen der Umgebung, picknickten oder grillten. Wir konnten die verlorenen Jahre nicht nachholen, aber wir versuchten es. Mein Leben fühlte sich mit einem Mal unendlich sorglos an.
    Eines Sonntags jedoch geriet meine kleine, heile Welt ins Wanken.
    „Was willst du heute machen, Aella?“, fragte Atalante mich heiter, als wir in ihrem Studierzimmer saßen. Da es schon seit Tagen ununterbrochen regnete, verbrachten wir den Tag im Haus. Wir waren allein, denn Polly hatte wegen permanenter Unordentlichkeit Strafdienst im Stall aufgebrummt bekommen.
    „Erzähl mir etwas. Von früher“, bat ich meine Mutter.
    Ihr Lächeln wankte und verschwand. Sie wandte ihr Gesicht ab und blickte nachdenklich aus dem Fenster. Ich wollte so gerne an ihren Erinnerungen an meinen Vater teilhaben und sie mit meinen verbinden. Zwei Nächte zuvor hatte ich eine kleine Panikattacke erlebt, weil ich auf einmal befürchtet hatte, irgendetwas zu vergessen, was

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