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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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ähnlich ging es unentwegt.
    Ich weiß nicht, ob Tianyu einen schlechten Tag hatte oder ob ich mich wirklich so dumm anstellte, ob Atalante mit ihr über mich gesprochen hatte oder ob mein Neulingsbonus inzwischen einfach aufgebraucht war. Sie schimpfte das gesamte Training hindurch und das waren immerhin drei Stunden, denn sie überzog mit der Begründung, sie könne mich erst gehen lassen, wenn ich zumindest den Ablauf von einer der Übungen hinbekäme – über meine Haltung dabei wolle sie sich gar nicht auslassen. Dadurch verpasste ich das Mittagessen, dabei fühlte ich mich schon ganz schwach, weil ich auf die letzten beiden Mahlzeiten verzichtet hatte. Zum Glück hatte ich Einzelunterricht, sodass mir eine größere Demütigung erspart blieb, doch auch so kämpfte ich mit den Tränen, als ich endlich entlassen wurde. Dass es noch dazu wieder wie aus Kübeln goss, verbesserte meine Stimmung nicht im Geringsten.
    Im Kies des Hofs hatten sich riesige Pfützen gebildet, über die ich auf meinem Weg in den Küchentrakt hinweg springen musste. Aber es waren keine fröhlichen Sprünge. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, mich mit aller Kraft und Willenskraft vom Boden abdrücken zu müssen, um mich mit dem Tonnengewicht meiner Schwermut über die trüben Wasserlachen hinweg zu befördern. Eigentlich hatte ich vorgehabt, Reste vom Mittagessen abzustauben, aber als ich in die Küche lief, versperrte mir Myrto den Weg. Sie war die oberste Küchenamazone und eine der wenigen Frauen in Themiskyra, der man ansah, dass sie dem guten Essen, das sie täglich zubereitete, auch gerne zusprach.
    „Was wird das?“, fragte sie streng.
    Mit Polly hatte ich mir schon mal Essen direkt aus der Küche geholt, weil wir zu lange unterwegs gewesen waren und uns zum Abendessen verspätet hatten. Ich verstand nicht, was plötzlich das Problem sein sollte. „Ist noch etwas übrig? Ich wollte –“
    „Mittagessen war vor einer Stunde.“
    „Ich weiß, aber ich konnte nicht, weil …“
    „Das ist dein Pech“, unterbrach sie mich. „Kommst hier rein und tropfst mir alles voll! Also wirklich.“
    Ich sah mich schuldbewusst um – tatsächlich, den ehemals weißen Fliesenboden bedeckten nun schlammig-kiesige Abdrücke. Und sie führten genau auf mich zu. „Entschuldigung.“
    Doch sie hatte schon den Wischmop in der Hand und schob mich zusammen mit dem Dreck nach draußen. „Ich habe die Extrawürste satt. Glaubst du, für dich gelten andere Regeln, weil du Atalantes Tochter bist?!“
    Ich schüttelte heftig den Kopf. Das nun wirklich nicht. „Nein, ich … Aber ich habe Hunger“, brachte ich hervor.
    „Dann sieh zu, dass du pünktlich zum Abendessen da bist. Heißer Tipp: Achte auf den Gong.“ Damit knallte sie mir die Türen vor der Nase zu.
    Ich weiß nicht, ob es Regen oder Tränen waren, gegen die ich anblinzelte. Diesmal sprang ich nicht über den Hof, sondern lief gesenkten Kopfs einfach durch die Pfützen hindurch. Mit knurrendem Magen und leise vor mich hin fluchend erledigte ich meine Stallarbeit, danach holte mich Phoebe zur Reitstunde ab. Und wenn ich geglaubt hatte, dass das Schlimmste überstanden und der Tag nur noch besser werden konnte, hatte ich mich getäuscht.
    Ich kann nur vermuten, dass Hekate meine Unsicherheit und meinen Missmut spürte und sie sich auf sie übertrugen. Normalerweise war sie ausgeglichen und ruhig und reagierte besonnen, wenn ich mal nicht aufpasste. Aber heute war einfach der Wurm drin.
    Gemäß Phoebes Aufforderung ließ ich meine Aspahi eine Weile lang über die Koppel galoppieren, und verspürte gerade wieder einen Funken positiven Lebensgefühls, da es nicht mehr regnete und mir ein lauer Wind um die Nase wehte. Als ich aufblickte, um eine neue Anweisung von Phoebe entgegenzunehmen, war sie von ihrem Platz am Zaun verschwunden. Stattdessen stand da der Waldarbeiter, mit seinem Pferd im Schlepptau.
    Diesmal hatte er mehr an als das letzte Mal; er trug einen durchnässten, dunkelgrauen Staubmantel und auch seine Haare waren feucht vom Regen. Er wirkte nicht ganz so unfreundlich wie bei unserer letzten Begegnung, eher abwesend, so als dächte er über etwas nach und sei nur zufällig hier stehen geblieben – um im Folgenden die peinlichste Aktion live mitzuerleben, die ich mir seit langem geleistet hatte.
    Auf der Wiese lagen einige große gepresste Heuballen, die die fortgeschrittenen Reiterinnen als Hindernisse oder Zielscheiben benutzten, die ich jedoch für gewöhnlich umritt. Ich

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